Analysen: 1.-8.5.2024: Europas Schicksalsentscheidung/ Rüdiger Rauls: EU - Scheinbar beste Freunde/ Neue US-Sanktionen: Rainer Rupp: China/ Pepe Escobar: Russland, Iran + China - eine neue globale Sicherheitsordnung/ Thierry Meyssan: Imperialer Traum
liebe leserin, lieber leser
der untergang der kriegstreiber USA/GB/israel wir leben in spannenden zeiten. die USA möchte nochmal dasselbe wie im 2. weltkrieg - einen grossen krieg gegen russland. sie möchten, dass ihre "freunde" in europa für sie in den krieg ziehen. sie möchten nur waffen liefern und uns befehle erteilen - krieg führen sollen die anderen, die amis möchten nur profitieren. aber die zeiten haben sich geändert, das kali yuga ist vorbei und die kriegstreiber verlieren überall - militärisch, wirtschaftlich, finanziell und geo-politisch.
auch der schlag des iran gegen israel ist aussergewöhnlich: 300 drohnen und raketen, aber keine menschenleben und keine grössere schäden. sie zeigen nethanjahu in militärischer sprache, was er sonst nicht verstehen würde: wir haben die mittel, israel auszulöschen, wenn du den krieg weiter vorantreibst. ob religiöse fanatiker das verstehen ist fraglich. aber wer nicht hören will muss fühlen. wenn sie so weiter machen, wird der iran möglicherweise ihre atomraketen in den silos in israel zerstören.
china versucht es mit diplomatischen mitteln. europa muss sich eintscheiden.
entweder wir lassen uns von unseren "freunden" weiter ausplündern und zerstören.
oder wir lassen uns von unseren "freunden" in NATO + EU in den krieg treiben
ich denke, dass auch diese rechnung der US-kriegstreiber nicht aufgehen wird. die USA müssen aufpassen, dass sie nicht in einem bürgerkrieg landen. siehe unten in der rubrik USA: 41% der Amerikaner erwarten einen Bürgerkrieg innerhalb von 5 Jahren, wie eine Umfrage zeigt
patriotische wende? die eliten sind in panik, weil sich eine patriotische welle ankündigt. avaaz und campax fahren kampagnen gegen rechts. rene tellenbach - ein schweizer remote viewer - prognostiziert ein sieg der FPÖ mit kickel bei den wahlen in österreich. Jahresausblick 2024 - Ein hellseherischer Blick ins Jahr 2024 mit René Tellenbach, Remote Viewer 23.12.2023 FPÖ unter Herbert Kickl gewinnt die Wahlen in Österreich min. 16:00 Prognosen: 3.-10.1.2024: René Tellenbach: 2024
in ungarn, griechenland, italien, portugal, niederlande, norwegen, schweden und finnland gab es bereits ein wechsel von rot/grün nach rechts. sollte sich dieser trend bei den wahlen für das EU-parlament fortsetzen, könnte schon dieses jahr einiges ins rollen kommen. mehr in diesem video...
kann man den patriotischen/rechskonservativen parteien trauen? ob die patriotischen/rechskonservativen viel verändern ist fraglich - siehe meloni in italien. es geht nicht um eine trendwende in der EU, sondern um den austritt aus EU+NATO und den wechsel zu den BRICS. wenn jedoch der wirtschaftlich und finanzielle zusammenbruch in europa fahrt aufnimmt, ist diese option die naheliegenste.
letzte woche schrieb ich zu diese thema...
beginnt 2024 der untergang der EU-diktatur? ein weiterer schritt in richtung frieden und eine neue perspektive für europa: weg von den kriegstreibern USA/NATO/EU, hin zu den BRICS. Wahlen in der Slowakei 8. April 2024 -Bei der Stichwahl zur Präsidentschaft hat sich der Kandidat von Premierminister Robert Fico durchgesetzt und seine Politik damit gestärkt...
perspektiven für europa nach dem fall von USA/NATO/EU
es kann noch länger dauern, aber es kann auch sehr schnell gehen. die blockade in den USA - zwischen biden und texas - ist ja bereits da und könnte sich weiter ausdehnen. was auch eskaliert ist der wirtschaftliche einbruch in europa. je weiter die USA die deidustrialisierung in europa vorantreiben - in der hoffnung europäische firmen nach amerika zu locken - je mehr werden wir uns nach neuen konzepten umsehen müssen. ich plädiere schon lange für einen wechsel von den US-kriegstreibern zu den BRICS-staaten.
neuer wirtschaftsraum - scharzes meer, balkan, neutrale staaten russland, rumänien, bulgarien, ungarn, serbien+balkan, slowakei, österreich, schweiz dagmar henn macht in ihrem text einen vorschlag in dieselbe richtung: Odessa ist dabei von entscheidender Bedeutung, weil davon die Möglichkeit abhängt, den mit Einschüchterung und Erpressung geschaffenen westeuropäischen Block stabil zu halten. Dabei geht es nicht um Odessa selbst, sondern darum, was sich ergibt, wenn russische Truppen bis zur ungarischen Grenze kämen. Hypothetisch wäre dann eine Landbrücke von dort über Ungarn bis Serbien denkbar, was es Brüssel deutlich erschweren könnte, den Unterwerfungsdruck auf Serbien aufrechtzuerhalten. Aber das ist bei Weitem nicht alles. Neben Ungarn liegt die Slowakei, deren Bürger auch nicht so ganz glücklich mit dem antirussischen Kurs der EU zu sein scheinen, und hinter Ungarn liegt noch Österreich. Und hinter Österreich die Schweiz. Wie sieht es eigentlich mit Bulgarien aus, das zwar bisher brav mitspielt, aber dessen Bevölkerung mehrheitlich ganz anderer Ansicht ist? Schlicht, was geschähe, wenn eine ganze Reihe von EU-(und im Falle der Schweiz auch Nicht-EU-)Ländern plötzlich die Möglichkeit erhielte, sich freier zu entscheiden?
anstatt zusehen, wie unsere US-marionetten-regierungen europa ruinieren oder sogar in den krieg treiben, wäre das eine viel attraktivere option - austritt aus EU+NATO und eine friedliche kooperation mit den BRICS. wenn ungarn und die slowakei die fronten wechseln und zusammen mit serbien den BRICS beitreten, ist der damm gebrochen. wenn sie dadurch wirtschaftlich aufblühen oder sich vorerst zumindest über wasser halten können, hat das eine unheimliche signalwirkung auf die andern staaten, ihrem beispiel zu folgen. wir leben in spannenden zeiten...
Antony Blinken bei seiner Ankunft in China
Von Dagmar Henn: Blinken in China – Europa steht vor einer Schicksalsentscheidung Nach dem Besuch von US-Außenminister Antony Blinken in China dürften die europäischen Staaten ein weiteres Mal vor der Wahl stehen, dem US-Kurs folgend den eigenen Untergang zu besiegeln oder sich in letzter Minute aus dieser tödlichen Umarmung zu retten. Bundeskanzler Olaf Scholz bekam bei seiner Ankunft in China zumindest noch einen roten Teppich. Die Ankunft von US-Außenminister Antony Blinken jedoch hat gute Chancen, auf die Top Ten der Liste "Wie empfange ich unwillkommene Gäste" zu gelangen, aber immer noch geschlagen von Blinkens Empfang in Istanbul, als nachts noch nicht einmal die Flughafenbeleuchtung aktiviert worden war. Im Grunde war ja auch vorher alles klar: Blinken reist an, um China zu drohen, China weist die Drohungen zurück, und in der Folge wird die nächste Runde Sanktionen aktiviert, die die USA bereits vorbereitet haben. Es handelt sich weitgehend um ein Drehbuch, das beide Seiten vor der Aufführung in- und auswendig kannten. Natürlich steht der Besuch Blinkens in einem Zusammenhang mit der Zustimmung des US-Kongresses zu jenem "Hilfspaket", in dem auch weitere Milliarden für die Aufrüstung Taiwans enthalten sind. Und es steht zu erwarten, dass die chinesische Reaktion auf die zu erwartenden Sanktionen ebenso fertig in der Schublade liegen wie die Sanktionen selbst und das ganze Drama letztlich nur dazu dient, um dem westlichen Publikum eine Erklärung für eine weitere Eskalation des Wirtschaftskrieges zu liefern. Wobei das Ereignis, das sich am stärksten auf die ökonomischen Beziehungen zwischen den USA und China auswirken dürfte, auf den ersten Blick gar nichts mit China zu tun hat: die Entscheidung der USA, die eingefrorenen russischen Vermögen zu beschlagnahmen. China als nach wie vor größter Eigentümer von US-Schuldverschreibungen wird diesen Beschluss mit großer Sorge wahrgenommen haben; wenn die Vermutung zutrifft, dass der Zweck der China-Reise von US-Finanzministerin Janet Yellen vor einigen Wochen vor allem darin lag, China zu einem weiteren Kauf ebendieser Schuldverschreibungen zu überreden, dann wurden diese Bemühungen mit Sicherheit mehr als zunichte gemacht. Wie kompliziert das Spiel von Aktion und Reaktion ist, zeigten auch die Folgen des jüngsten Beschlusses der USA und Großbritanniens, den Import mehrerer Metalle aus Russland zu sanktionieren, darunter Kupfer und Zinn. Das Ergebnis war nicht nur, dass der Handel für diese Metalle sich zu einem guten Teil schlicht aus Chicago und London nach Schanghai verlagerte, sondern auch eine deutliche Preissteigerung ebendieser Metalle (was die angekündigte eine Million öffentlicher Ladestationen für Elektroautos, die diese Bundesregierung eigentlich liefern wollte, noch unrealistischer macht, denn ohne Kupfer fließt kein Strom). Weshalb man zuversichtlich davon ausgehen kann, dass die anstehende Runde US-amerikanischer Sanktionen gegen China wieder einmal ohne genauere Berechnungen der Folgen für die eigene Ökonomie entwickelt wurde. Eine Sache ist allerdings klar: Die Verschärfung der US-Politik China gegenüber, die durch Blinkens Besuch eingeleitet wird, bringt die Staaten der EU in Entscheidungszwang. Was in China sehr klar wahrgenommen und in der chinesischen Global Times auch entsprechend kommentiert wird. "Insgesamt hat sich in den letzten zwei Jahren Europas Wahrnehmung Chinas in Richtung auf Rationalität und eine Rückkehr zu europäischer strategischer Autonomie bewegt. Als die 'dreifache Stellung' Chinas als 'Partner, Wettbewerber und systemischer Rivale' zuerst eingeführt wurde, betonte die europäische Seite vor allem China als "systemischen Rivalen", und die vorherrschende Debatte von 'De-Coupling' (Abkoppeln) und 'De-Risking' verursachten einen enormen Schock in der Beziehung zwischen Europa und China. Nach zwei Jahren Praxis und Entwicklung hat Europa, obwohl es immer noch Konflikte und Widersprüche in seiner Wahrnehmung Chinas gibt, realisiert, dass China und Europa sich nicht voneinander abkoppeln noch in eine ideologische systemische Auseinandersetzung stürzen können, sondern sich stattdessen auf wirtschaftliche, technologische und andere Gebiete konzentrieren sollten, die eher mit Europas strategischen Interessen übereinstimmen." Außer Scholz' Besuch führt die Global Times hier Gespräche mit dem ungarischen wie auch mit dem französischen Außenministerium an. Und ohne die Akteure wirklich zu benennen, wird zudem darauf hingewiesen, dass in Europa auch Kräfte am Werk sind, die ebendiese eigenen strategischen Interessen dienende Zusammenarbeit nicht wollen: "Wenn China und Europa durch Kommunikation und Interaktion das wechselseitige politische Vertrauen stärken, gibt es Kräfte, die unbegründete Behauptungen über 'chinesische Spione' und 'chinesische Infiltration' nutzen, um in der europäischen Öffentlichkeit Angst zu schüren." Für die Global Times, die ansonsten immer einen Schritt direkter ist als die chinesische Außenpolitik, ist das fast eine Rückkehr zu klassischen chinesischen Formulierungen. Aber natürlich lässt sich schnell erkennen, wer diese Kräfte sind, und das erklärt auch, warum in der Delegation, die unter Führung von Bundeskanzler Scholz nach China reiste, zwar reichlich Wirtschaftsvertreter, aber niemand aus den grün kontrollierten Außen- und Wirtschaftsministerien war. "Es sollte angemerkt werden, dass in Zeiten wie diesen Europa höchst wachsam sein und diese negativen Kräfte, die die Beziehungen zwischen China und Europa beschädigen könnten, kontrollieren, seine strategische Autonomie wahren und vermeiden sollte, in die Falle zu tappen, China eher als Gegner denn als Partner oder eher als Bedrohung denn als Gelegenheit zu sehen. Es gibt tatsächlich in einigen Industrien Wettbewerb zwischen China und Europa, aber das ist kein Grund, in eine allgegenwärtige Politisierung zu verfallen, die nur den entsprechenden Interessen Chinas wie Europas schaden wird." Tatsache ist, dass sich die beiden Kernmächte der EU, Deutschland und Frankreich, bereits ziemlich weit in die Ecke manövriert haben. Die Rede, die Frankreichs Präsident Emmanuel Macron jüngst an der Sorbonne hielt, ist ein Ausdruck extremer Ratlosigkeit, eine Vermischung des Wunsches, nein, der Notwendigkeit, sich aus der Umklammerung durch die USA zu befreien, mit der geradezu irrwitzigen Vorstellung, dies könne geschehen, indem man noch aggressiver in den Konflikt mit Russland einsteigt. Für den erforderlichen Schritt, sich von der US-Strategie zu lösen, fehlt die Kraft, und der Druck auf Frankreich hat durch den Verlust der afrikanischen Kolonien mindestens die gleiche Intensität wie jener auf Deutschland durch den Verlust der Energiegrundlagen der Industrie. Dass in der Global Times zeitgleich mit einem Kommentar, der das strategische Dilemma Westeuropas skizziert, ein Artikel über die Freundschaft des Großneffen von Charles de Gaulle zu China erscheint, wirkt da wie eine subtile Verhöhnung. Im Januar erst hatte die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht einen Aufsatz veröffentlicht, in dem nicht nur für diverse Branchen die Vorstellung einer Verringerung der wirtschaftlichen Beziehungen zu China gleich ins Reich der Märchen verwiesen, sondern zudem deutlich davor gewarnt worden war, dass Probleme mit den in China getätigten Investitionen sich sehr leicht in Zusammenbrüche deutscher Banken umsetzen könnten (man sollte übrigens davon ausgehen, dass solche Texte auch in China gelesen werden). Die Reaktionen, die man sich im Zusammenhang mit der Sanktionspolitik gegen Russland vielleicht erhofft hätte, sieht man jetzt in den Auseinandersetzungen um die Politik gegenüber China. Die sich schnell zuspitzen dürften. Dass sich außerhalb des Protokolls die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock, die man problemlos als Teil der von der Global Times beschriebenen "negativen Kräfte" identifizieren kann, mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg traf, könnte sich ebenso sehr auf die Politik gegenüber China bezogen haben wie auf die Entwicklung in der Ukraine. Der Kommentar in der Global Times zeigt, dass China sich der inneren Widersprüche in der EU wie in ihren wichtigsten Staaten bewusst ist. Die Tatsache, dass in China sehr genau zwischen den Vereinigten Staaten und den europäischen Ländern differenziert wird, bedeutet, dass die Option einer strategischen Unabhängigkeit tatsächlich realisiert werden könnte. Überschrift und Text des Berichts der Global Times über das Treffen Blinkens mit dem chinesischen Außenminister Wang Yi haben sich übrigens während des Schreibens dieser Zeilen deutlich verschärft. Die ursprüngliche Version der Überschrift lautete "Chinas Außenminister trifft Blinken, drängt die USA, ihre Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas zu beenden oder Chinas Entwicklung zu unterdrücken". Nun endet sie "drängt die USA, Chinas rote Linien bei Souveränität, Sicherheit und Entwicklungsinteressen nicht zu überschreiten". Auf der Seite des chinesischen Außenministeriums findet sich eine Zusammenfassung des Treffens zwischen dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und Blinken. Darin werden Blinkens Aussagen kurz zusammengefasst: "Die USA streben nicht nach einem neuen Kalten Krieg, nicht nach einer Änderung des Systems Chinas, sie wollen Chinas Entwicklung nicht unterdrücken, wollen ihre Allianzen gegen China nicht wiederbeleben und haben nicht die Absicht, einen Konflikt mit China zu führen." Kaum anzunehmen, dass man in Peking diesen Aussagen Glauben schenkt. Das wäre auch schwierig angesichts der Tatsache, dass US-Soldaten auf einer zu Taiwan gerechneten Insel nur sechs Kilometer vom chinesischen Festland entfernt stationiert wurden; die verabschiedeten Milliarden für die Aufrüstung Taiwans waren da nur das Sahnehäubchen. Nichts an den chinesischen Darstellungen lässt annehmen, dass den USA nachgegeben wurde. Die Vereinigten Staaten werden also vermutlich binnen relativ kurzer Frist nach Blinkens Rückkehr Sanktionen gegen China verhängen und Druck auf die Europäer ausüben, sich diesen Sanktionen anzuschließen. Das dürfte auf absehbare Zeit die letzte Gelegenheit sein, das Ruder doch noch herumzureißen und den völligen wirtschaftlichen Absturz zu verhindern. Allerdings sind die politischen Aussichten dafür, betrachtet man die deutsche Parteienlandschaft, fast noch ungünstiger als für eine Rückkehr zu einer rationalen Beziehung zu Russland. Die CDU unter Friedrich Merz ist vollkommen an US-Interessen orientiert, ebenso wie die Grünen, und selbst die AfD folgt, auf China bezogen, völlig der US-Linie. Da haben alle deutlichen Warnungen aus der deutschen Industrie nicht gefruchtet, die genau weiß, dass ihr mit den Russland-Sanktionen der Strick um den Hals gelegt wurde, aber eine Konfrontation mit China ihr den Hocker unter den Füßen wegziehen würde, auf dem sie noch steht.
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über den wirtschaftkrieg der USA gegen europa...
Vorgetäuschte Einigkeit bei grundsätzlich unterschiedlichen Interessen: die Länder der G7
Von Rüdiger Rauls: Scheinbar beste Freunde – aber hinter den Kulissen der EU brodelt es Für die Öffentlichkeit gibt sich der politische Westen einig gegenüber seinen strategischen und wirtschaftlichen Konkurrenten Russland und China. Der Blick hinter die Kulissen aber offenbart tiefere Risse und Entwicklungen, die gerade für Europa gefährlich werden können.
Gespielte Einigkeit
Es kommt nur selten an die Öffentlichkeit, wie zerrissen der politische Westen in sich ist. Den großen strategischen Gegnern Russland, China, Iran und anderen kann man da nicht so leicht etwas vormachen. Sie verfügen über Möglichkeiten der Beobachtung, Informationsbeschaffung und Auswertung dieser Informationen. Die Führungen dieser Staaten sind vermutlich gut im Bilde über die Entwicklungen in den westlichen Gesellschaften, die Pläne ihrer Regierungen und deren Möglichkeiten, diese umzusetzen. Das Bild der Geschlossenheit soll hauptsächlich die eigene Bevölkerung beruhigen und ihnen das Gefühl vermitteln, dass ihre Sicherheit bei der eigenen Regierung in den besten Händen ist. Denn gerade die politischen Spannungen weltweit und die Kriegsgefahren sorgen für Ängste in den westlichen Gesellschaften, sind aber nicht der einzige Anlass zur Beunruhigung. Zunehmend treten die wirtschaftlichen Probleme in den Vordergrund, die durch die antirussischen Sanktionen hervorgerufen werden und durch die Versuche, sich von China abzukoppeln. Dadurch ist das Leben für die meisten Menschen im Westen spürbar teurer geworden und die Entwicklungen, die erahnbar, aber noch nicht deutlich wahrnehmbar, auf sie zurollen, dürften keine Erleichterung bringen. Der Krieg in der Ukraine nagt an den Staatshaushalten, die Sanktionen gegen Russland kosten besonders die europäischen Unternehmen Marktanteile, Umsatz und Gewinn. Das macht sie für internationale Investoren zunehmend unattraktiv. Unter den amerikanischen Versuchen, Chinas wirtschaftlichen Aufstieg zu unterbinden, zerfällt der Weltmarkt zunehmend in einen zweigeteilten Weltmarkt, dem des Westens unter der Hoheit der USA und dem multipolaren unter chinesischer Führung. Dadurch werden besonders die europäischen Unternehmen in einen Entscheidungskonflikt getrieben. Unter den protektionistischen Maßnahmen des politischen Westens droht die Globalisierung zum Stillstand zu kommen.
America First
Bei einem Treffen der Wirtschaftsminister aus Deutschland, Frankreich und Italien beschrieb Robert Habeck das Problem: "Wir stehen insgesamt vor der Frage, wohin geht es mit Europa." Der Franzose Bruno Le Maire drückte es noch deutlicher aus, dass nämlich "die Zeit der glücklichen Globalisierung vorbei ist" und an deren Stelle sei eine "Globalisierung der Rivalitäten" getreten. Man sehe sich gezwungen, die "Zähne zu zeigen", um die eigenen Interessen zu schützen vor "dem amerikanischen Protektionismus und dem chinesischen Interventionismus". Zwischen diesen beiden Kräften droht die Europäische Union zerrieben zu werden, weil seine Unternehmen immer stärker unter den politischen Druck der USA kommen und unter den wirtschaftlichen vonseiten Chinas. Besonders die amerikanischen Freunde machen den Europäern das Leben schwer. Unter der Forderung nach atlantischer Solidarität im Konflikt mit Russland wälzen sie nicht nur die strategischen, sondern auch die finanziellen Risiken des Konflikts immer mehr auf Europa ab. Während man von den Europäern eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben bis zum Zwei-Prozent-Ziel der NATO erwartet, drehen die USA gleichzeitig der europäischen Wirtschaft die Luft ab. Das gilt aber nicht nur für europäische Unternehmen. Weltweit versucht Washington mit Subventionen Spitzentechnologie ins Land zu locken. So erhält der führende Chiphersteller der Welt, die taiwanesische Gesellschaft TSMC "von der amerikanischen Regierung eine Subvention von 6,5 Milliarden US-Dollar für die Ausweitung seiner Produktionskapazitäten" in Arizona. Dabei ist das taiwanesische Unternehmen kein Einzelfall. Auch die eigenen Unternehmen ermuntert die US-Regierung durch Subventionen zur Ausweitung der Produktion im eigenen Land, statt Produktionskapazitäten im Ausland auszuweiten. Durch die Sanktionen gegen Russland ist der Weltmarkt für westliche Unternehmen geschrumpft. Zudem führen die Handelsbeschränkungen gegenüber China, die besonders die Chip- und IT-Branche betreffen, gerade bei amerikanischen Unternehmen zum Verlust von Marktanteilen und den damit verbundenen Umsatz- und Gewinneinbußen. Wenn schon Weltmarkt und Welthandel schrumpfen sollen, dann aber nicht zulasten der USA. So entsteht der Eindruck, dass die US-Regierung den Rückgang im Welthandel wettmachen will, indem sie Unternehmen aus befreundeten Staaten abwirbt und eigene von Auslandsinvestitionen abhält - besonders in China.
China aufhalten
Denn neben dem Ausgleich für die Rückgänge auf dem Weltmarkt geht es den Amerikanern besonders darum, den großen Konkurrenten China im Zaum zu halten. Russland als militärischer Konkurrent ist weit weg. Man scheint in Washington daraufzusetzen, dass die Russen mit ihren Waffen und Soldaten auf der anderen Seite des Atlantiks bleiben, solange die USA sie nicht zu sehr bedrängen und ihnen keinen Atomkrieg aufzwingen. Bisher ging diese Rechnung auf, weil es den Amerikanern gelungen war, die russische Bedrohung auf die Europäer zu lenken. Denn ehe die USA ihre Abrams-Panzer in die Ukraine lieferten, ermunterten sie die Deutschen, ihre Leopard-Panzer zu schicken, um die Reaktion Moskaus zu beobachten. Ähnlich war es mit den weiter reichenden Waffen. Die Briten und Franzosen schickten ihre Marschflugkörper. Die Deutschen waren schlauer geworden und hielten ihre Taurus zurück, solange die USA keine ATACMS-Raketen und keine F-16-Jets in die Ukraine schickten. Die USA glauben anscheinend, von den Russen nichts befürchten zu müssen, solange sie keinen Atomkrieg provozieren. Das ist aber bei China anders. Die schicken zwar auch keine Waffen oder Soldaten in Richtung USA, dafür aber untergraben sie deren wirtschaftliche Basis. Die chinesische Industrie überflutet die Weltmärkte mit ihren Erzeugnissen, die nicht nur billiger sind als die meisten westlichen, sondern mittlerweile zu weiten Teilen auch moderner und besser. Die Chinesen sind bei den neuen Technologien wie Batterien, Solarzellen, Windturbinen, Eisenbahntechnologien, Schiffsbau und nun auch Elektrofahrzeugen in einer Spitzenposition, die nicht so leicht aufzuholen sein wird. Der "Inflation Reduction Act" (IRA) ist der Versuch der USA, diese Spitzenstellung der chinesischen Industrie anzugreifen. Das geht aber nur, wenn das nötige Marktvolumen vorhanden ist. Die Subventionen sind das eine, sie fördern und erleichtern die Investition und den Aufbau der Industrien. Das andere sind die nötigen Stückzahlen, das heißt das Marktvolumen, das auf Dauer erst eine konkurrenzfähige Produktion ermöglicht. Deshalb müssen selbst die Unternehmen befreundeter Staaten auf den amerikanischen Markt gelockt werden, denn weder ein industriell zersplittertes Europa noch der gesamte, aber untereinander konkurrierende Westen können mit einer Industrienation mithalten, die sich auf einen Markt von 1,4 Milliarden Konsumenten stützen kann. Wenn also China in seine Schranken gewiesen werden soll, dann gilt das auch für die Konkurrenz aus den befreundeten westlichen Staaten. Es geht darum, dem wirtschaftlichen Vordringen Chinas die geeinte westliche Wirtschaftskraft entgegenzustellen. Das kann trotz seiner industriellen Spitzenleistungen ein Europa nicht schaffen, das über keinen geeinten Finanzmarkt verfügt, über unterschiedliche nationale Gesetzgebungen und stark voneinander abweichende Wirtschaftsinteressen. Das geht unter den derzeitigen Bedingungen nur unter Führung der USA. Dazu ist es aber nötig, die europäische Konkurrenz und Wirtschaft, diesem amerikanischen Interesse unterzuordnen, ob es den Europäern passt oder nicht. Es sei denn, dass sie sich bewusst von den USA abwenden und ihre eigenen Interessen verfolgen. Das aber trauen sie sich nicht, weil sie glauben, nicht auf den Schutz des amerikanischen Atomschirms verzichten zu können.
Uneinige Staaten von Europa
Zudem fehlen den europäischen Staaten zu einem solchen Vorgehen die Voraussetzungen. Allein schon bei den Handelsabkommen mit China, aber auch mit den Mercosur-Staaten führten die unterschiedlichen nationalen Interessen innerhalb der EU zu schwer überbrückbaren Konflikten. Während die EU-Kommission die europäische Wirtschaft durch protektionistische Maßnahmen in Form von Werte-Standards vor chinesischen Produkten schützen will, wollen besonders die Deutschen als die führende europäische Exportnation aus Angst vor chinesischen Gegenmaßnahmen diese Hürden so niedrig wie möglich halten. Die Sanktionen gegen Russland haben die europäischen Unternehmen stärker getroffen als die amerikanischen, die auf dem russischen Markt ohnehin nicht so stark investiert waren, zum Teil dort aber immer noch aktiv sind. Auch viele Rohstoffe werden trotz Sanktionen weiter aus Russland bezogen wie angereichertes Uran oder auch russisches Öl. Der hohe Zinsunterschied zwischen europäischen und amerikanischen Staatsanleihen sorgt für Kapitalabfluss aus Europa. Insofern werden Investitionen in Europa immer unattraktiver und das spricht für die USA. All dem hat das gespaltene Europa wenig entgegenzusetzen. Darüber hinaus werden nicht nur chinesische, sondern auch Produkte der politischen Freunde aus dem Westen mit amerikanischen Zöllen belegt. Das schränkt deren Absatz auf dem amerikanischen Markt ein und fördert Überlegungen, die Produktion in die USA zu verlegen. Im Moment sind Zölle auf europäischen Stahl und Aluminium zwar ausgesetzt, aber EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen musste sich bei ihrem Besuch in Washington im November letzten Jahres "damit zufriedengeben, dass die Zölle [nur] ausgesetzt bleiben". Eine Aufhebung der zollfreien Mengenbegrenzungen hatte sie im Gespräch mit den amerikanischen Freunden und Partnern nicht erreichen können. Auch die Gespräche über einen breiteren Zugang für europäische Unternehmen zu "den Milliardensubventionen aus dem US-Förderpaket für grüne Technologien, dem "Inflation Reduction Act" scheiterten. Noch größer war damals die Enttäuschung, dass das geplante Rohstoffabkommen nicht zustande kam", das der europäischen Autoindustrie Fördermittel aus dem IRA hätte zukommen lassen sollen. Die USA geben sich selbst gegenüber den Freunden und strategischen Partnern äußerst hartleibig. Bei den wirtschaftlichen Interessen hört die Freundschaft offensichtlich auf. In einer solchen Situation fällt es den USA nicht schwer, europäischen Unternehmen die Ansiedlung in den USA schmackhaft zu machen. Der US-Markt ist größer und weniger reguliert, die Produktionskosten wie Energie sind niedriger und der Zugang wird eventuell sogar mit Subventionen versüßt. Es spricht aus der Sicht europäischer Unternehmen vieles dafür, dem alten Kontinent den Rücken zuzukehren. Und Kapital kennt keine Vaterlandsliebe.
Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den Blog Politische Analyse.
Bericht: Russland antwortet mit einem starken Schritt auf Beschlagnahme seiner Aktiva Als Antwort auf die mögliche Beschlagnahme seiner Vermögenswerte greift Russland zu einem raffinierten Trick, der die USA in eine verzweifelte Lage bringt, so das chinesische Portal Sohu. Und das Wichtigste ist, dass die Vereinigte Staaten hier nicht gewinnen können. Im Wirtschaftsspiel mit Washington hat Moskau nach der US-Entscheidung über die endgültige Beschlagnahme russischer Vermögenswerte einen klugen Schachzug gemacht und alle Schwierigkeiten auf den Gegner abgewälzt, stellt der Autor des chinesischen Portals Sohu Li Yunfei fest. Das bestätigt nach Meinung Lis, dass "Moskau nicht Tokio ist, man sollte es freundlich und nicht böse behandeln". In dem Beitrag auf dem Portal wird erklärt: "Hier ist ein Beispiel. Nachdem bekannt wurde, dass die US-Bank JPMorgan Chase aus Russland fliehen wollte, ordnete ein russisches Gericht das Einfrieren aller ihrer Vermögenswerte im Land an, einschließlich beweglicher und unbeweglicher Güter sowie der Anteile an der russischenTochtergesellschaft dieses Konzerns. Bei diesem Vorfall ging es darum, dass von den russischen Vermögenswerten in Höhe von mehr als 300 Milliarden US-Dollar, die zuvor vom Westen eingefroren worden waren, 439,5 Millionen US-Dollar auf Konten von JPMorgan lagen. Das nennt man: 'Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus'! Am Beispiel dieses Falles können wir sehen, dass Moskau früher zögerte, Maßnahmen zu ergreifen, aber jetzt hat es einen starken Schritt gemacht! Es hat definitiv die schlimmsten Vermutungen aufgegriffen: dass uns am Ende ein harter Kampf bevorsteht." Durch Moskaus Handeln befinde sich Washington nun in einer verzweifelten Lage, betont der Autor. Denn wenn die USA Vergeltung übten und russische Gelder direkt beschlagnahmten, würde der Kreml alle möglichen Mechanismen und Instrumente einsetzen, um genügend Ressourcen westlicher Unternehmen einzufrieren. "Ende des Jahres 2022 belief sich der Wert des gemeinsamen Vermögens der Vereinigten Staaten und Europas in Russland auf etwa 288 Milliarden US-Dollar", schreibt Li in dem Beitrag weiter: "Das heißt, die Vereinigten Staaten werden nichts bekommen."
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
die USA beschleunigen ihren eigenen untergang in ihrem grössenwahn verhängen jetzt die USA sanktionen gegen china, türkei, aserbaidschan, belgien, die vereinigten arabischen emirate, singapur und die slowakei. das gute dabei - die USA und der westen zerstören sich dadurch selber: ...Vor über 2.500 Jahren hat der chinesische Stratege Sun Tsu in seinem noch heute vielfach zitierten Buch "Die Kunst des Krieges" geschrieben, um einen Krieg zu gewinnen, sei es unabdingbar, die Stärken und Schwächen des Gegners zu kennen, aber noch wichtiger sei es, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen. In ihrer Überheblichkeit und im Vertrauen auf ihre – allerdings verlorene – Größe haben die US-Imperialisten und ihre Vasallen auf beiden Ebenen zunehmend versagt. So sind sie von einem Desaster in das nächste gestolpert und haben dabei systematisch ihre moralische, politische und militärische Glaubwürdigkeit zerstört...
US-Außenminister Antony Blinken (C) nimmt eine Tasche mit, nachdem er bei einem Besuch im Li-Pi-Plattenladen in Peking am 26. April 2024 Platten gekauft hat.
Von Rainer Rupp: Wenn ein Narr nach China geht – Blinki Teil II Was wollte der US-Außenminister bei seinem Peking-Besuch? Offenbar wollten die USA Peking dazu zwingen, vitale Interessen für US-Kriegsziele in der Ukraine zu opfern. Bei so viel Realitätsverlust war Blinkis Mission zum Scheitern verurteilt. Diametral entgegengesetzte Ansätze der Diplomatie wurden deutlich. Den ersten Teil dieses Artikels finden Sie hier. Während der zwei Jahrzehnte von 1990 bis 2010, in denen die USA als unangefochtene alleinige Supermacht mit militärischen Drohungen und Kriegen die Welt diktieren konnte, hat Washington verlernt, die traditionellen Instrumente der Diplomatie zu benutzen. Von ihrer Allmacht verblendet sahen die Herren des Universums in allen Problemen nur noch Nägel, für die sie in ihrem Diplomatenkoffer nur noch ein Instrument hatten, nämlich einen schweren militärischen Hammer. Aber die finanzielle, ökonomische und militärische Weltherrschaft des amerikanischen Imperiums neigt sich dem Ende zu. Derweil ist die Realität an den US-Eliten vorbeigegangen, denn in Politik, Wissenschaft und Medien leben sie weiter in der Vergangenheit und benehmen sich auch so. Das Einzige, worin sich die US-Regierung und die sie umgebenden "Eliten" noch auszeichnen, ist Inkompetenz und im besten Fall Mittelmäßigkeit in der Führungsschicht. Übrigens trifft dieses Bild weitgehend auch auf Deutschland und die übrigen US-Vasallen in Europa zu. Alles, was sie noch tun können, ist drohen. Aber auch das tun sie auf der Grundlage falscher Einschätzungen über die angebliche Schwäche des Feindes und über ihre eigene Stärke. Vor über 2.500 Jahren hat der chinesische Stratege Sun Tsu in seinem noch heute vielfach zitierten Buch "Die Kunst des Krieges" geschrieben, um einen Krieg zu gewinnen, sei es unabdingbar, die Stärken und Schwächen des Gegners zu kennen, aber noch wichtiger sei es, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen. Vor über 2.500 Jahren hat der chinesische Stratege Sun Tsu in seinem noch heute vielfach zitierten Buch "Die Kunst des Krieges" geschrieben, um einen Krieg zu gewinnen, sei es unabdingbar, die Stärken und Schwächen des Gegners zu kennen, aber noch wichtiger sei es, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen. In ihrer Überheblichkeit und im Vertrauen auf ihre – allerdings verlorene – Größe haben die US-Imperialisten und ihre Vasallen auf beiden Ebenen zunehmend versagt. So sind sie von einem Desaster in das nächste gestolpert und haben dabei systematisch ihre moralische, politische und militärische Glaubwürdigkeit zerstört:
Angefangen im Jahr 1999 mit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in Europa gegen Serbien, dessen Folgen bis heute auf dem Balkan für Instabilität sorgen,
über den inzwischen verlorenen, schändlichen 20-jährigen Krieg in Afghanistan,
entlang des mit US-Lügen vor dem UN-Sicherheitsrat gerechtfertigten völkerrechtswidrigen Angriffskriegs gegen den Irak im Jahr 2003 mit Hunderttausenden von Toten und Millionen von Verwundeten und Vertriebenen,
hinüber zur Blamage der gescheiterten US-Intervention im Sudan,
weiter über die bis heute andauernde Katastrophe des Angriffs und der Zerstörung des blühenden, sozial vorbildlichen afrikanischen Staates Libyen im Jahr 2011,
dann die völkerrechtswidrige Besetzung Syriens und der Diebstahl syrischer Rohstoffe wie Öl und Getreide,
bis hin zur Unterstützung des zionistischen Genozids in Gaza mit Waffen und Geld.
All dies ist nur die Spitze des riesigen Eisbergs aus Fehleinschätzungen, aus Selbstüberschätzungen, aus Arroganz und Uneinsichtigkeit. Diese gigantischen Fehler haben den US-Staat nicht nur wegen finanzieller Überschuldung in Höhe von zig Billionen erheblich geschwächt und seinen Nimbus der militärischen Unbesiegbarkeit stark lädiert, sondern auch seine Softpower untergraben, indem die moralische Überheblichkeit der US-Eliten inzwischen weltweit als Hypokrisie, als Scheinheiligkeit ersten Ranges vor den Augen der Öffentlichkeit bloßgestellt wurde. Vor allem in den Ländern des Globalen Südens, die in der Vergangenheit regelmäßig vom Westen mit erhobenem Zeigefinger moralisch gemaßregelt worden sind, wird die unausweichliche Niederlage der USA und ihrer EU-Vasallen in ihrem Ukraine-Krieg gegen Russland mit klammheimlicher Freude verfolgt. Aufgrund der massiven Unterschätzung der russischen militärischen Fähigkeiten und der von Wunschdenken gelenkten Überschätzung der eigenen hatten US/NATO Kriegsherren es nicht für nötig befunden, sich um einen alternativen Plan B Gedanken zu machen. Aber der staatliche oder militärische Zusammenbruch der Ukraine ist laut kritischer Beobachter in Ost und West womöglich nur noch Monate entfernt. In den Regierungsetagen der NATO-Länder herrscht zunehmend Panik. Das bisher deutlichste Signal dafür ist der jüngste Besuch von US-Außenminister Antony Blinken, beziehungsweise Blinki, wie ihn seine Freunde nennen. Es war ein plumper Versuch, die Schuld für das sich anbahnende Desaster von US/NATO in der Ukraine auf China abzuwälzen. Dabei warf Blinki seinen Gastgebern in Peking vor, durch den Handel mit Russland, vor allem durch den Export von "Dual-Use"-Gütern, die sowohl für zivile als auch militärische Zwecke benutzt werden können, Russlands Rüstungsindustrie in allen Bereichen Produktionsrekorde ermöglicht zu haben. Ohne Chinas Hilfe wäre der Krieg in der Ukraine anders verlaufen. Und dann wiederholte Blinki sein bereits vor seinem Abflug nach China in US-Medien verkündetes Ultimatum an Peking: Entweder stoppt ihr eure entsprechenden Exporte oder wir (die USA) werden euch Chinesen sanktionieren und eure Banken vom internationalen Finanzsystem abschneiden. Nur ein Narr würde nach China gehen, um ein Ultimatum zu stellen. In diesem Land kontrolliert man seine Emotionen und zeigt weder Ärger noch Frustration, denn das lässt einen schwach erscheinen. Man sucht nach Übereinstimmungen, auch wenn man vielleicht eher zum Gegenteil neigt. Harmonische Beziehungen zu erreichen, ist ein Zeichen des Erfolgs. Und deshalb legen die Chinesen so viel Wert auf Win-win-Lösungen. Diplomatie ist eine Kunst, die man beherrschen sollte, bevor man in Verhandlungen eintritt. Washington zeigte mit dem Auftreten seines Außenministers Blinki keinerlei Respekt für diese kulturellen Normen und forderte arrogant, dass Peking entweder seine Zusammenarbeit mit Russland einstellt oder es bestraft würde! Nun, das wird nicht passieren, aus dem einfachen Grund, dass es Chinas wirtschaftlichen und strategischen Interessen schaden würde. Sind die Leute in Washington so hoffnungslos wahnhaft, dass sie glauben, sie hätten genug Macht und Einfluss, um Chinas Außenpolitik zu diktieren? Blinkis unsensibles Ultimatum hat Peking offensichtlich stark verärgert. Nicht nur war die offizielle Zurückweisung aller seiner Forderungen ungewöhnlich scharf im Ton, sondern es fand auch keine offizielle Verabschiedung Blinkis statt, der nur vom US-Botschafter begleitet zum Flughafen kam. Aber es wird noch besser: Unmittelbar nach Blinkis Besuch forderte China die Einleitung einer internationalen Untersuchung des Terroranschlags auf die Nord-Stream-Pipeline unter der Schirmherrschaft der UNO. Nachfolgend ist meine Übersetzung der Rede Blinkis, die er vor seinem Rückflug nach Washington in der US-Botschaft in Peking vor internationalen Medien hielt: "Ich habe [in meinen Gesprächen mit der chinesischen Führung] unsere ernste Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Volksrepublik China Komponenten liefert, die den brutalen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine antreiben. China ist der Hauptlieferant von Werkzeugmaschinen, Mikroelektronik, Nitrozellulose, die für die Herstellung von Munition und Raketentreibstoffen und anderen Gütern mit doppeltem Verwendungszweck. Mit denen baut Moskau eine Verteidigungsindustrie auf, die Raketen, Drohnen, Panzer und andere Waffen herstellt, mit denen Präsident [Wladimir] Putin in ein souveränes Land eindringt, um dessen Stromnetz und andere zivile Infrastruktur zu zerstören und unschuldige Kinder, Frauen und Männer zu töten. Ohne Chinas Unterstützung könnte Russland seinen Angriff auf die Ukraine nur schwer aufrechterhalten. Bei meinen Treffen mit den NATO-Verbündeten Anfang des Monats und mit unseren G7-Partnern in der vergangenen Woche habe ich dieselbe Botschaft gehört. Die Förderung der russischen Rüstungsindustrie durch China ist nicht nur eine Bedrohung für die ukrainische, sondern auch für die europäische Sicherheit. Asien kann keine besseren Beziehungen zu Europa aufbauen und gleichzeitig die größte Bedrohung der europäischen Sicherheit seit dem Ende des Kalten Krieges unterstützen. Wie wir China schon seit einiger Zeit gesagt haben, ist die Gewährleistung der transatlantischen Sicherheit ein zentrales Interesse der USA. In unseren heutigen Gesprächen habe ich deutlich gemacht, dass wir dieses Problem angehen werden, wenn China es nicht angeht! Ich habe auch unsere Besorgnis über die unfairen Handelspraktiken der Volksrepublik China und die negativen Folgen der industriellen Überkapazitäten für die globalen und amerikanischen Märkte zum Ausdruck gebracht, insbesondere in einer Reihe von 'Schlüsselindustrien', die die Wirtschaft des 21. Jahrhunderts vorantreiben werden, wie zum Beispiel Solarzellen, Elektrofahrzeuge und die Batterien, die sie antreiben. Allein China produziert mehr als 100 Prozent der weltweiten Nachfrage und überschwemmt damit die Märkte, untergräbt den Wettbewerb und gefährdet Existenzen und Unternehmen in aller Welt. Die Unternehmen, die bedroht sind. Andere gibt es gar nicht, weil die Vereinigten Staaten sie nicht produzieren." In dieser Rede gesteht Blinki – womöglich ohne es zu wollen – dass China wirtschaftlich die USA übertrumpft, aber auch, dass die Produktion der russischen Militärindustrie nicht nur die Vereinigten Staaten, sondern die gesamte NATO übertrifft. Aber im kollektiven Westen erzählt man sich immer noch irrsinnige Geschichten vom angeblich desolaten Zustand der russischen Armee und ihrer Waffen. Die – zugegebener Maßen minderbemittelte – deutsche Außenministerin erzählte sogar in einem TV-Interview, dass in den eroberten Gebieten der Ukraine die Russen elektronische Mikrochips aus den Waschmaschinen in den dortigen Wohnungen stehlen, um sie umgehend nach Russland zu schicken, wo sie in die Steuersysteme russischer Raketen eingebaut werden. Hinter Blinkis "Besorgnis über die unfairen Handelspraktiken der Volksrepublik China und die negativen Folgen der industriellen Überkapazitäten für die (…) amerikanischen Märkte" verbergen sich konzertierte Bemühungen der USA und einiger ihrer Verbündeten, Chinas wirtschaftlichen und technologischen Aufstieg zu bremsen, was die Chinesen längst verstanden haben. Was in ihren Reaktionen auf Blinken deutlich wurde. Zu Beginn der Gespräche mit der chinesischen Führung erklärte Blinkis Amtskollege Wang Yi, die USA müssten aufhören, Chinas Wachstum zu behindern: "Chinas legitime Entwicklungsrechte wurden unangemessen unterdrückt und unsere Kerninteressen stehen vor Herausforderungen." Die bilateralen Beziehungen hätten nach dem Treffen zwischen den Präsidenten Xi und Biden dem 30. Asien-Pazifik-Wirtschaftskooperationsgipfel am 10. November 2023 in San Francisco durch verstärkten Dialog und Zusammenarbeit begonnen, "sich zu stabilisieren". "Dies wird von unseren beiden Völkern und der internationalen Gemeinschaft begrüßt", sagte Wang. "Aber gleichzeitig nehmen die negativen Faktoren in den Beziehungen immer noch zu, und die Beziehungen sind mit allen Arten von Störungen konfrontiert (…) Sollen China und die Vereinigten Staaten den richtigen Weg einschlagen und sich stabilisieren oder in eine Abwärtsspirale zurückkehren? Dies ist eine wichtige Frage für unsere beiden Länder, die unsere Aufrichtigkeit und Fähigkeit auf die Probe stellt", fügte Wang hinzu und warnte die USA davor, "Chinas rote Linien in Bezug auf Chinas Souveränität, Sicherheit und Entwicklungsinteressen zu überschreiten". "Sollen unsere beiden Seiten die internationale Zusammenarbeit in globalen Fragen anführen und eine Win-win-Situation für alle erreichen, oder sollen sie sich auf Rivalität und Konfrontation einlassen oder gar in einen Konflikt abgleiten, was für alle ein Verlustgeschäft wäre?", fragte Wang. "Die internationale Gemeinschaft wartet auf unsere Antwort." Im Rahmen der Suche nach Harmonie als Kernstück der traditionellen chinesischen Diplomatie hieß auch Präsident Xi Jinping Blinki willkommen und sagte: "China ist zur Zusammenarbeit mit den USA bereit, aber die Zusammenarbeit sollte in beide Richtungen gehen. China hat keine Angst vor Wettbewerb, aber beim Wettbewerb sollte es um gemeinsamen Fortschritt gehen, nicht um ein Nullsummenspiel. Die beiden Länder sollten gemeinsam erfolgreich sein und sich nicht gegenseitig schaden; sie sollten nach Gemeinsamkeiten suchen, anstatt in einen bösartigen Wettbewerb zu treten; sie sollten ihren Worten treu bleiben und entschlossen handeln, anstatt das eine zu sagen und das andere zu tun. China ist der Blockfreiheit verpflichtet, und die USA sollten keine kleinen Kreise bilden. Beide Seiten können ihre eigenen Freunde und Partner haben und sollten davon absehen, sich gegenseitig anzugreifen, zu bekämpfen oder zu schädigen." Blinken erklärte nach den Gesprächen mit Xi Jinping: Wenn China nicht aufhöre, mit Russland zu kooperieren, seien die USA bereit, neue Sanktionen gegen China zu verhängen. Nach Blinkis Abflug sprach der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin, Klartext: "China hat die Ukraine-Krise nicht verursacht. Und wir sind auch nicht daran beteiligt. China zum Sündenbock zu machen, wird die Krise nicht beenden. Es hat keinen Sinn, China die Schuld zu geben, wenn sich einige in der Ukraine-Frage in einer schwierigen Lage befinden. Die Person [die USA], die dem Tiger [der Ukraine] die Glocke umgebunden hat, soll sie ihm doch abnehmen – die USA müssen aufhören, China die Schuld zu geben und anfangen, ernsthafte Anstrengungen zu unternehmen, um eine politische Lösung der Ukraine-Krise zu finden. Die NATO trägt unbestreitbar eine Verantwortung für die Ukraine-Krise. Sie sollte ihre Rolle überdenken, aufhören, anderen die Schuld zu geben und anfangen, nach einem Weg zu suchen, die Krise mit politischen Mitteln zu beenden." Für Außenstehende rund um die Welt, die nicht im Echo-Raum der aggressiven Propaganda des kollektiven Westens gegen Russland und China leben, ist das, was die chinesische Führung in den Gesprächen mit Blinki gezeigt hat, eine Demonstration von Staatskunst und Weisheit. Dagegen hat Blinki, als Produkt neokonservativer imperialistischer Aggressionslust, perfekt US-amerikanische Hybris demonstriert und mit seinen militanten Wutanfällen an das Benehmen eines verzogenen Kindes erinnert, das nicht bekommt, was es will. Leider ist das der wirkliche Zustand der US-Elite und ihrer Vasallen jenseits des Atlantiks. Kurz nach Fertigstellung dieses Artikels kam die Nachricht, dass Washington bereits begonnen hat, seine Sanktionsdrohung gegen China umzusetzen. Das US-Finanzministerium hat am 1. Mai ein neues Paket mit antirussischen Sanktionen vorgestellt, die jedoch Russland nicht direkt treffen, sondern sich gegen Dritte richten, die mit Russland handeln. Die US-Strafmaßnahmen wurden gegen 29 Personen, mehr als 250 Unternehmen aus mehreren Ländern (aus China, der Türkei, Aserbaidschan, Belgien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Singapur und der Slowakei) sowie gegen 16 Schiffe unter russischer, panamaischer und singapurischer Flagge verhängt. Dazu gehören auch 21 Unternehmen aus Hongkong und vom chinesischen Festland, die mit Russland Handel treiben. Als Rechtfertigung dieser nach UN-Charter völkerrechtswidrigen Maßnahmen behauptet die US-Lügenmaschine, sie wollten den Verkauf von Technologien und Ausrüstungen an Russland stoppen, die sowohl zivile als auch militärische Anwendungen haben – von der Energieerzeugung bis zur modernen Fertigung. Dabei kann Washington nach Belieben bestimmen, welche Produkte als "Dual-Use" eingestuft werden. Diese überhebliche Willkür wird ausgerechnet von dem Land demonstriert, das die Ukraine weiterhin mit schweren Waffen beliefert. China lehne die einseitigen, ohne UN-Mandat verhängten Sanktionen als illegal entschieden ab, erklärte Liu Pengyu, der Sprecher der chinesischen Botschaft in Washington: "Wir werden die legitimen und rechtmäßigen Rechte und Interessen chinesischer Unternehmen verteidigen. Die chinesische Regierung überwacht den Export von Gütern mit doppeltem Verwendungszweck im Einklang mit den Gesetzen und Vorschriften. China ist weder der Verursacher des Konflikts [in der Ukraine] noch eine Konfliktpartei und hat niemals tödliche Waffen oder Ausrüstung an eine Partei geliefert. Wir schüren niemals die Flammen (…) und wir werden ganz sicher nicht akzeptieren, der Sündenbock [für den verlorenen US/NATO-Krieg in der Ukraine] zu sein."
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US-Außenminister Antony Blinken winkt am 26. April 2024 auf dem Beijing Capital International Airport, während er sich auf seine Rückkehr in die USA nach einem Besuch in China vorbereitet.
Von Rainer Rupp: Baerbockisierung der US-Außenpolitik: Blinki fliegt nach China Angesichts der Widersprüche der US-Außenpolitik, vor allem gegenüber China, fühlt man sich ungewollt an Annalena erinnert. Jedes Mal, wenn sie ihren US-Amtskollegen Blinken trifft, strahlen die beiden übers ganze Gesicht. Steht Blinken womöglich unter ihrem Bann? Wird die US-Außenpolitik baerbockisiert?
Aktuell ist es schwer, in den einflussreicheren Ländern der Welt jemanden an der Spitze der nationalen Außenpolitik zu finden, der es mit Annalena Baerbock aufnehmen kann. Allerdings liegen die US-Amerikaner mit ihrem Außenminister Antony Blinken nicht weit hinter Annalena, denn in den USA gilt in der Politik – ebenso wie bei uns – das Prinzip der Negativ-Auslese für politische Top-Positionen. Nur die Dümmsten und Biegsamsten kommen nach oben. Das hat Blinki, wie er von seinen Bewunderern liebevoll genannt wird, mit seinem jüngsten Besuch in China vor dem Hintergrund einer krisenhaften Zuspitzung zwischen den beiden Supermächten erneut unter Beweis gestellt.
Allerdings kann man Blinki keinen persönlichen Vorwurf machen. Er kann nicht anders, er ist ein Kind seiner Zeit und vor allem ein Produkt seines Umfeldes, das aus knallharten neo-konservativen Kriegstreibern besteht, die fest daran glauben, dass die USA immer noch die unverzichtbare Nation sind. Eine Nation, die je nach Lage die "liberalen" Regeln ändert, welche die anderen zu befolgen haben. Das Problem dieser Leute ist, dass dieser Zug für die USA und ihre Vasallen längst abgefahren ist. Daran ändert sich nichts, egal wie sehr sie sich auch weigern, der Realität ins Auge zu blicken.
Nun zu dem armen Blinki, der von Beginn seiner Amtszeit an einfach kein Glück mit den Chinesen hatte, die sich starrköpfig weigerten, von den Herren des Universums in Washington als Befehlsempfänger und/oder als dumme Barbaren aus einem Entwicklungsland behandelt zu werden. Blinkis Arroganz und sein völliger Mangel an diplomatischen Fähigkeiten zeigten sich im März 2021 während des chinesisch-amerikanischen Gipfels in Seattle, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Washington. Damals hatten die amerikanischen Gastgeber – absichtlich(?) – alle etablierten diplomatischen Protokolle und Gepflogenheiten missachtet. Darüber hinaus hatte Blinki die fantastische Idee, den Gipfel mit ungerechtfertigten Anschuldigungen gegen die chinesischen Gäste zu eröffnen. In einer Retourkutsche tadelte damals der Leiter der chinesischen Delegation, Yang Jiechi, den hochnäsigen und provokativen Empfang durch die sich als Herren des Universums betrachtenden Amerikaner und erinnerte Blinki daran, dass "die USA nicht dazu qualifiziert sind, aus einer Position der Stärke heraus mit China zu sprechen."
Damals hatten Beobachter der zunehmend aggressiven US-Haltung gegen China gehofft, die US-Eliten hätten sich die Lektion von Seattle zu Herzen genommen. Aber bereits bei der Vorbereitung seines jüngsten bzw. zweiten Besuchs in China machte Blinki klar, dass er nichts dazugelernt hatte, vor allem nicht, wie man mit China spricht.
Bereits vor seiner Abreise hatte Blinki in zwei Interviews mit US-Medien angekündigt, dass er China mit einem Ultimatum drohen würde: Entweder Peking stelle den Handel mit Russland ein oder China werde sanktioniert. Zugleich hatte Washington das "Ein-China Abkommen" mit Peking von 1972 erneut gebrochen. Dieses sieht unter anderem vor, keine Waffensysteme an die nicht souveräne, zur Volksrepublik China gehörende Provinz Taiwan zu liefern. Mit der letzte Woche angekündigten Lieferung von weiteren US-Raketen und anderen modernen Waffen an Taiwan im Wert von 8 Milliarden US Dollar hat Washington Peking erneut provoziert und unverhohlen seine Verachtung gegenüber China gezeigt. In dem Kommuniqué von Shanghai von 1972 hatten die Vereinigten Staaten dagegen erstmals anerkannt, dass "es nur ein China gibt und Taiwan Teil Chinas ist."
Es ist interessant zu sehen, wie die Chinesen mit diplomatischem Protokoll zeigen können, wie sehr sie ihre Besucher schätzen. Als Bundeskanzler Olaf Scholz kürzlich zu einem Besuch nach China kam, wurde er am Flughafen vom stellvertretenden Bürgermeister von Peking empfangen. Und jetzt kam Blinki nach China. Es gab keinen roten Teppich bei seiner Ankunft und es war ziemlich offensichtlich, was die Chinesen von ihm hielten: Am Flughafen von Shanghai wurde er von einer Person empfangen, die in der offiziellen Hierarchie Chinas noch weit unten dem Status des stellvertretenden Bürgermeister Pekings steht, der Scholz empfangen hatte. Und anders als sonst berichtete keine einzige große chinesische Zeitung auf ihrer Titelseite von der Ankunft des US-Außenministers am Mittwoch vergangener Woche in Shanghai zu einem dreitägigen Aufenthalt.
Blinkis Besuch fand zu einer Zeit erhöhter Spannungen zwischen Peking und Washington statt. Denn an Washingtons erklärtem Ziel, die technologische und wirtschaftliche Entwicklung Chinas zu bremsen, hat sich nichts geändert. Das um seine Hegemonie fürchtende Establishment in Washington hatte bereits unter Trumps Präsidentschaft begonnen, eine Reihe von gezielten Wirtschaftssanktionen gegen China zu verhängen. Entgegen Bidens Wahlkampfversprechungen 2020, die Beziehungen zu Peking wieder zu normalisieren, wurden die Anti-China-Sanktionen unter Präsident Biden noch erheblich verschärft und auf weitere Wirtschaftsbereiche ausgeweitet. Zugleich wurde von US-Seite die politisch-militärische Rhetorik im US-Kongress und in den Medien stetig aggressiver und provokativer.
Für eine kurze Zeit sah es im Herbst letzten Jahres jedoch so aus, als ob es bei der Begegnung von US-Präsidenten Biden und Präsident Xi auf dem 30. Asien-Pazifik-Wirtschaftskooperationsgipfel am 10. November 2023 in San Francisco eine Aufhellung der Beziehungen gäbe. Aber der Schein trog. Das militärisch-politische US-Establishment ist inzwischen entschlossen auf Kriegskurs gegen China eingeschwenkt, zuerst auf Wirtschaftskrieg, um dann das geschwächte Peking mit einem heißen Krieg in die Knie zu zwingen. Zugleich setzen diese Kräfte in Washington alles daran, die US-Vasallen in Europa und Asien auf ihren anti-chinesischen Kriegskurs einzuschwören, was ihnen bei den EU-Eliten offensichtlich gelingt. Denn ebenso wie Washington sehen auch die EU-Eliten und die Kräfte, die hinter ihnen stehen, in China eine "Bedrohung" ihrer lukrativen westlichen neo-kolonialen Ausbeuter- und Willkür-Politik im Globalen Süden.
Die West-Eliten rechtfertigen ihre Anti-China-Propaganda mit der Losung "liberale Demokratie gegen Autokratie", was natürlich völliger Irrsinn ist, denn es sind die EU-Eliten selbst, die autoritär regieren. Sie sind nicht demokratisch gewählt! Stattdessen sind sie das Produkt politischen Geschachers in Hinterstübchen (siehe z.B. Frau von der Leyen und Co.). Damit fehlt diesen angeblichen Spitzenpolitikern der EU jegliche demokratische Legitimität. Und trotzdem diktieren diese EU-Eliten – frei von jeder demokratischen Kontrolle – die Politik und Entwicklung der EU-Mitgliedsländer in immer weiteren Bereichen. In Deutschland gibt es nur eine Partei, die diesen Irrsinn stoppen und zurückdrehen will, damit wichtige Entscheidungen wieder unter die Kontrolle der nationalen Parlamente gebracht werden. Aber solche Zielsetzungen werden von dem herrschenden Klüngel aus korrupten, globalistischen Egomanen in Medien und Politik als "rechtsextrem" diffamiert.
Derweil biedert sich die EU-Kommission nicht nur in Sachen Ukraine dem Hegemon in Washington weiterhin bedingungslos an, sondern auch in Bezug auf dessen Anti-China-Politik. Dies wurde deutlich, als am Dienstag letzte Woche Polizisten in Polen und Dänemark im Auftrag der EU-Kommission frühmorgens überfallartig Razzien in den Büros der europaweit vertretenen chinesischen Handelsorganisation durchführten. Angeblich waren sie auf der Suche nach Beweisen für staatliche Export-Subventionen, wofür sie Dokumente und Computer beschlagnahmten. Wahrscheinlich sollten die Polizei-Razzien rechtzeitig vor Blinkis Ankunft in Peking signalisieren, dass die EU hinter Washington steht.
Blinkis Trip nach China fiel in eine Zeit, in der die Regierung Biden mit Blinkis tatkräftiger Hilfe wichtige Schritte unternommen hat, um China weiter zu provozieren. Zuerst wäre da das bereits erwähnte Milliarden Dollar schwere US-Militärhilfepaket für Taiwan. Dann kommt Bidens Dekret zur Rechtfertigung des US-Diebstahls der in den Vereinigten Staaten populären chinesischen Internet-Plattform TikTok. Angeblichen zum Schutz der Nationalen Sicherheit der USA stellt die Biden-Regierung den TikTok-Eignern das Ultimatum: entweder Zwangsverkauf an US-Investoren oder Verbot von TikTok in den USA.
Zugleich hat Washington seine Arbeit zur Destabilisierung des regionalen Umfelds von China verstärkt. Auf einem "historischen trilateralen Gipfel" drängten die USA die japanische und die philippinische Regierung zu einer formellen militärischen Zusammenarbeit, natürlich gegen China. Zugleich wurde bekannt, dass das Pentagon Gespräche führt, um nuklearfähige US-Mittelstreckenraketen auf den Philippinen zu stationieren, die in kurzer Zeit China erreichen könnten; ein Schritt mit unmissverständlichen Auswirkungen auf China und die ganze Region.
Dies hat der Australier Warwick Powell, Professor an der Queensland University of Technology, vor wenigen Tagen in einem sehr lesenswerten Artikel auf den Punkt gebracht. Unter dem Titel "Wachsende Instabilität in Asien durch Amerikas Streben nach Abschreckung und Vorrangstellung" schreibt er: "Das Streben nach amerikanischer Vormachtstellung im Namen der Abschreckungsdoktrin verschärft in Wirklichkeit die regionalen Unsicherheiten und erhöht die Konfliktrisiken."
Im Klartext heißt das: Das Streben nach amerikanischer Vormachtstellung in Asien ist das exakte Gegenteil von Stabilität und Frieden in der Region. Wenn die USA und ihre Verbündeten in der Region ernsthaft an Stabilität und Frieden in der Region interessiert wären, würden sie ihre auf der Abschreckungsdoktrin basierende Strategie aufgeben und sich stärker für regionalen Multilateralismus engagieren. Der regionale Multilateralismus, der in der ASEAN-Zentralität verankert ist, wäre jedoch ein Gräuel für den amerikanische Hegemon.
Im nächsten Artikel analysieren wir, ob und was Blinken mit seinem Besuch in Peking genau erreicht hat. Aber eines kann schon verraten werden: Mit seinem idiotischen Plan, einen Keil zwischen China und Russland zu treiben, ist Blinki erwartungsgemäß gescheitert.
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Pepe Escobar: Russland, Iran und China suchen eine neue globale Sicherheitsordnung
Während sich der kollektive Westen in einer existenziellen Legitimationskrise befindet, entwirft RIC seine eigene Sicherheitsordnung, um den Rest der Welt vor den „Völkermördern“ zu schützen.
Von Pepe Escobar 03. Mai 2024 – übernommen von thecradle.co
06. Mai 2024
(Photo Credit: The Cradle)
Der Hegemon hat keine Ahnung, was ihn in seinem Ausnahmezustand erwartet: China hat damit begonnen, den zivilisatorischen Kessel entschlossen zu rühren, ohne sich um eine unvermeidliche Reihe von Sanktionen, die bis Anfang 2025 kommen werden, und/oder einen möglichen Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems zu kümmern.
Letzte Woche wurden US-Außenminister Anthony Blinken und seine Liste wahnhafter US-Forderungen in Peking von Außenminister Wang Yi und Präsident Xi Jinping als wenig mehr als eine lästige Mücke begrüßt. Wang betonte zu Protokoll, dass Teheran sich zu Recht gegen Israels Bruch des Wiener Übereinkommens verteidigt hat, weil dieses das iranische Konsulat in Damaskus angegriffen hat.
Im UN-Sicherheitsrat stellt China nun nicht nur den staatlichen Terroranschlag auf die Nord Stream, sondern auch die Blockade der palästinensischen Staatlichkeit durch die US-israelische Kombo offen in Frage. Außerdem lädt Peking, wie kürzlich Moskau, die politischen Gruppierungen Palästinas zu einer Konferenz ein, um ihre Positionen zu vereinheitlichen.
Am kommenden Dienstag, nur zwei Tage bevor Moskau den Tag des Sieges und damit das Ende des Großen Vaterländischen Krieges feiert, wird Xi in Belgrad landen, um die ganze Welt an den 25. Jahrestag der Bombardierung der chinesischen Botschaft durch die USA, Großbritannien und die NATO zu erinnern.
In der Zwischenzeit bot Russland dem UNRWA – dem UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge, das Israel zu beenden versucht – eine Plattform, um hohen Vertretern der BRICS-10 die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen zu erläutern, wie sie von UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini beschrieben wurde.
Kurz gesagt, ernsthafte politische Geschäfte werden bereits außerhalb des korrumpierten UN-Systems abgewickelt, während die Vereinten Nationen in eine Firmenhülle zerfallen, in der die USA als größter Aktionär alle Bedingungen diktieren.
Ein weiteres wichtiges Beispiel für die BRICS als neue UN: Der Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, traf sich in St. Petersburg mit seinem chinesischen Amtskollegen Chen Wenqing am Rande des 12. Internationalen Sicherheitsgipfels, an dem über 100 Nationen teilnahmen, darunter die Sicherheitschefs der BRICS-10-Mitglieder Iran, Indien, Brasilien und Südafrika sowie des Irak.
Die SOZ-Sicherheitsshow
Der wichtigste Schnittpunkt der letzten Tage war jedoch der Verteidigungsgipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in Astana, Kasachstan. Zum ersten Mal traf der neue chinesische Verteidigungsminister Dong Jun mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Schoigu zusammen, um ihre umfassende strategische Partnerschaft zu betonen.
Dong betonte den „dynamischen“ Charakter der militärischen Interaktion zwischen China und Russland, während Shoigu die Partnerschaft als „Modell für zwischenstaatliche Beziehungen“ bezeichnete, die auf gegenseitigem Respekt und gemeinsamen strategischen Interessen beruhen.
In seiner Rede vor der gesamten SOZ-Versammlung wies Schoigu die massive westliche Propaganda über eine russische „Bedrohung“ gegenüber der NATO nachdrücklich zurück.
Beim Treffen der SOZ-Verteidigungsminister waren alle anwesend – einschließlich Indien, Iran, Pakistan und Weißrussland als Beobachter am selben Tisch. Minsk ist bestrebt, der SOZ beizutreten.
Die ineinander greifenden strategischen Partnerschaften zwischen Russland, Iran und China waren völlig synchron. Dong traf nicht nur Shoigu, sondern auch den iranischen Verteidigungsminister Brigadegeneral Mohammad Reza Ashtiani, der Pekings Verurteilung des israelischen Terrorangriffs in Damaskus überschwänglich lobte.
Was sich jetzt zwischen Peking und Teheran abspielt, ist eine Wiederholung dessen, was letztes Jahr zwischen Moskau und Teheran begann, als ein Mitglied der iranischen Delegation bei einem Besuch in Russland bemerkte, dass sich beide Parteien auf eine gegenseitige Beziehung auf hoher Ebene geeinigt hätten, die „alles beinhaltet, was man braucht“.
In Astana war Dongs Unterstützung für den Iran unübersehbar. Er lud Aschtiani nicht nur zu einer Sicherheitskonferenz nach Peking ein, was die iranische Position widerspiegelt, sondern forderte auch einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen und die Bereitstellung humanitärer Hilfe.
Schoigu, der mit Aschtiani zusammentraf, lieferte einen zusätzlichen Kontext, als er daran erinnerte, dass „der gemeinsame Kampf gegen den internationalen Terrorismus in Syrien ein anschauliches Beispiel für unsere langjährigen freundschaftlichen Beziehungen ist“. Dann setzte der russische Verteidigungsminister zum entscheidenden Schlag an:
Die gegenwärtige militärisch-politische Lage und die Bedrohungen für unsere Staaten verpflichten uns ... zu gemeinsamen Ansätzen für den Aufbau einer gerechten Weltordnung, die auf der Gleichheit aller Teilnehmer der internationalen Gemeinschaft beruht.
Eine neue weltweite Sicherheitsordnung
Die Schaffung einer neuen globalen Sicherheitsordnung steht im Mittelpunkt der BRICS-10-Planung – gleichrangig mit der Debatte über die Entdollarisierung. All dies ist dem kollektiven Westen ein Dorn im Auge, der nicht in der Lage ist, die vielschichtigen, miteinander verflochtenen Partnerschaften zwischen Russland, Iran und China zu verstehen.
Und die Interaktion geht auch auf der persönlichen Ebene weiter. Der russische Präsident Wladimir Putin wird Ende dieses Monats Peking besuchen. In der Frage des Gazastreifens sind die Positionen Russlands, Irans und Chinas völlig deckungsgleich: Israel begeht einen Völkermord. Für die EU – und die NATO als Ganzes – ist dies kein Völkermord: Der Block unterstützt Israel, egal was passiert.
Nachdem der Iran am 13. April das Spiel in Westasien für immer verändert hat, ohne auch nur seine besten Hyperschallraketen einzusetzen, stellt sich für die globale Mehrheit die entscheidende Frage: Wer wird die Völkermörder am Ende zurückhalten und wie? Diplomatische Quellen deuten darauf hin, dass Putin und Xi diese Frage unter vier Augen erörtern werden.
Wie ein chinesischer Wissenschaftler mit einzigartiger Souveränität bemerkt:
Dieses Mal stehen die Barbaren einer 5.000 Jahre alten schriftlichen Zivilisation gegenüber, bewaffnet mit Sun Tzus Kunst des Krieges, Maos Gedankengut, Xis Strategie der doppelten Zirkulation, der neuen Seidenstrasse, BRICS, Renminbi-Digitalisierung, Russland und China ohne Grenzen, der mächtigsten Fertigungsindustrie der Welt, der technologischen Vormachtstellung, der Wirtschaftsmacht und dem Rückhalt des globalen Südens.
Und das alles gegen einen polarisierten Hegemon in Aufruhr, dessen völkermordender Flugzeugträger in Westasien völlig außer Kontrolle geraten ist.
Die Drohungen der USA, man habe die „klare Wahl“ zwischen der Beendigung mehrerer Schlüsselbereiche der strategischen Partnerschaft zwischen Russland und China oder einem Sanktions-Tsunami, haben in Peking keinen Bestand. Das Gleiche gilt für Washingtons Wunschversuche, die BRICS-Mitglieder davon abzuhalten, den US-Dollar aufzugeben.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat deutlich gemacht, dass Moskau und Peking fast so weit sind, den US-Dollar im bilateralen Handel aufzugeben. Und der regelrechte Diebstahl russischer Vermögenswerte durch den kollektiven Westen ist die ultimative rote Linie für die BRICS – und alle anderen Nationen, die mit Entsetzen zusehen – als Ganzes: Dies ist definitiv ein Reich, mit dem man keine Abkommen treffen kann, wie Lawrow seit Ende 2021 betont.
Jaroslaw Lisowolik, Gründer von BRICS+ Analytics, weist die Drohungen des Hegemons gegen die BRICS zurück, da der Fahrplan für ein alternatives Zahlungssystem noch in den Kinderschuhen stecke. Was den Handel zwischen Russland und China betrifft, so ist der Hochgeschwindigkeitszug ohne Dollar bereits abgefahren.
Die Schlüsselfrage bleibt jedoch: Wie werden Russland, Iran und China (RIC) als führende BRICS-Staaten, SOZ-Mitglieder und gleichzeitig als die drei größten „existenziellen Bedrohungen“ für den Hegemon in der Lage sein, mit der Umsetzung einer neuen globalen Sicherheitsarchitektur zu beginnen, ohne die Völkermörder mit Blicken niederzuzwingen?
Pepe Escobar ist Kolumnist bei The Cradle, Chefredakteur bei Asia Times und unabhängiger geopolitischer Analyst mit Schwerpunkt Eurasien. Seit Mitte der 1980er Jahre lebt und arbeitet er als Auslandskorrespondent in London, Paris, Mailand, Los Angeles, Singapur und Bangkok. Er ist Autor unzähliger Bücher; sein neuestes Werk ist Raging Twenties.
hier einmal eine etwas poetische geo-politische analyse. mache eine pause mit kaffe/tee und höre dir den text an...
Menschen besuchen den schneebedeckten Roten Platz in Moskau am 3. Dezember 2023.
Von Pepe Escobar: Weit weg und doch zum Greifen nah: Berauschende Tage im verschneiten Moskau Moskau wird keinen neuen diplomatischen Dialog einleiten. Diplomatische Kanäle haben diese Botschaft den USA hinter verschlossenen Türen übermittelt. Für die Wiederaufnahme eines Dialogs ist "eine neue Generation" nötig – aber diese scheint in absehbarer Zeit nicht in Sicht zu sein. Dies und mehr erfuhr unser Autor Pepe Escobar in der russischen Hauptstadt.
Während eines Treffens mit den Helden des Donbass kündigte Präsident Wladimir Putin beiläufig an, dass er bei den Präsidentschaftswahlen im kommenden März erneut für das Präsidentenamt kandidieren werde. Angesichts seiner enormen Popularität – landesweit mindestens 80 Prozent – wird er mit Sicherheit bis 2030 an der Macht bleiben. Genügend Zeit also für zahlreiche Treffen mit seinem lieben Freund Xi Jinping. Denn die strategische Partnerschaft zwischen Russland und China, die den Weg zur Multipolarität ebnen soll, wird die Weltgemeinschaft in Zukunft ordentlich rocken. Ich habe einige berauschende Tage im strahlend verschneiten Moskau erlebt. Aber lassen Sie uns zunächst einmal alle Indikatoren aufzählen, die selbst die fanatischen NATO-Medien widerwillig zugeben müssen. In einer teilweisen Kriegswirtschaft brummt es im Produktionssektor. Die Investitionen nehmen stetig zu – auch jene von zwielichtigen russischen Oligarchen, die ihre Gelder nicht mehr im Westen einlagern können. Der Tourismus in Richtung Russland floriert, mit Legionen chinesischer Reisegruppen und Menschen aus allen Nachbarländern in West-, Zentral- und Südasien. Russland erlebt zudem einen Boom bei den Öl- und Gasexporten, nachdem die Abnehmer in der EU weiterhin russisches Gas über die Türkei beziehen oder – zur Freude von Neu-Delhi – umetikettiertes russisches Öl aus Indien aufkaufen, während der chinesische Yuan nach und nach den US-Dollar und den Euro ersetzt. In der Türkei oder in China hergestellte Produkte verdrängen auf dem russischen Markt, dank neuen Regeln bei der Importsubstitution, zunehmend jene Produkte, die in der EU produziert werden. Im vergangenen Januar hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) darauf gewettet, dass die russische Wirtschaft um 2,3 Prozent schrumpfen würde. Jetzt muss dieser Außenposten des Finanzministeriums der USA zugeben, dass das russische BIP um 2,2 Prozent gewachsen ist. Laut Wladimir Putin lag das tatsächliche Wachstum bei drei Prozent, basierend auf Zahlen von Madame Elwira Nabiullina, der Präsidentin der russischen Zentralbank, die von einem westlichen Massenblatt auch mal als "Querdenkerin" bezeichnet wurde.
Hinter den Kulissen
Ich hatte das Privileg, in Moskau an wichtigen Treffen zu zahlreichen Themen teilzunehmen. Angefangen bei den neuesten Entwicklungen an der Front zwischen der Ukraine und Weißrussland bis hin zu noch geheimen, hochkarätigen Studien über den idealen Mechanismus zur Umgehung des US-Dollars bei der Abwicklung des internationalen Zahlungsverkehrs. Eine kleine Gruppe von uns, eingeladen vom International Russophile Movement (MIR), wurde zu einem ausführlichen Besuch des erstaunlichen Sretenski-Klosters eingeladen, das als unvergleichliches architektonisches Juwel bezeichnet wurde, in dem man "die spürbare Präsenz von Gott erleben kann." Dann gab es das obligatorische Ritual, ein langes, träges Abendessen mit einer atemberaubenden Prinzessin in den Patriarchenteichen – dem "Prenzlauer Berg" von Moskau. Es folgten Gespräche mit Vertretern der jungen, zukünftigen Generation, die eine neue bahnbrechende Denkfabrik in Sankt Petersburg plant; die faszinierende Russland-Ausstellung im WDNCh – der Ausstellung über die volkswirtschaftlichen Errungenschaften der Sowjetunion – komplett mit dem Besuch eines vierstöckigen unterirdischen Bunkers, der von Rosatom gebaut wurde und wo die Geschichte des russischen Atomprogramms präsentiert wird. Dort findet man Nachbildungen des Überschallflugzeugs TU-144, des Atom-U-Boots K3 "Leninski Komsomol" und sogar die Nachbildung der "Zar-Bombe" – der mächtigsten Atombombe, die jemals gezündet wurde. Ganz zu schweigen davon, dass die Nachbildung der Rakete, die Gagarin in den Weltraum brachte, in einer Art beleuchtet war, als würde sie sich auf einer psychedelischen Reise befinden. Auf dem Roten Platz herrschte Weihnachtsstimmung – inklusive eines Eisfeldes zum Schlittschuhlaufen sowie unzählige Weihnachtsbäume, die aus allen russischen Regionen stammen und im angrenzenden Warenhaus GUM ausgestellt sind. Willkommen zum wahren multipolaren Fest! Und im Zeitalter des Völkermords, das man auf jedem Smartphone verfolgen kann, findet dieses Fest, anders als zu Hemingways Zeiten vor einem Jahrhundert, nicht im düsteren und ängstlichen Paris statt.
Der vom International Russophile Movement koordinierte Dialog auf höchster diplomatischer Ebene folgte den Regeln, die auch in der Londoner Denkfabrik "Chatham-House" befolgt werden: Man darf über die – unbezahlbaren – Informationen sprechen, man darf sie offenlegen und diskutieren, aber Identitäten und Zugehörigkeiten werden nicht preisgegeben. Das erlaubt es mir, einige entscheidende Punkte hervorzuheben. Die hochrangige russische Diplomatie zeigte sich verblüfft, nachdem sie feststellen musste, dass Europa wesentlich dogmatischer ist, als viele bisher glaubten. Für die Wiederaufnahme des Dialogs mit dem Westen sei "eine neue Generation" nötig – aber diese scheint in absehbarer Zeit nicht in Sicht zu sein. Botschaften und Vertretungen sollten als Vermittler agieren. Doch das ist oft nicht der Fall – insbesondere, wenn es sich um die US-Botschaft in Moskau handelt. Moskau wird jedoch keinen diplomatischen Dialog einleiten, das Gefühl der Bedrohung ist in Russland sehr real. Diplomatische Kanäle haben diese Botschaft den USA hinter verschlossenen Türen übermittelt. Zum Wunschdenken eines Anders Fogh Rasmussen, des ehemaligen NATO-Generalsekretärs, der damit prahlte, Sankt Petersburg vom Zugang zur Ostsee abzuschneiden, lautete die Einschätzung: "Das könnte sehr schlimm enden."
Der Abgrund der Demütigung der NATO
Inmitten dessen, was zu Recht als "Souveränität – also organisierte Heuchelei" beschrieben wurde, gab es hier in Moskau Hinweise auf eine mögliche gemeinsame Initiative zwischen Russland, dem globalen Süden und einigen "Dissidenten" aus den USA und Europa, um den kollektiven Westen zur Akzeptanz der Multipolarität zu bewegen. Was jedoch derzeit vorherrscht, ist das, was als "dunkle Muster" definiert wurde – einschließlich einer noch immer unbeantworteten Frage, die von dem ehemaligen britischen Diplomaten Alastair Crooke gestellt wurde: Wie kommt es, dass der Westen dem Wokismus weiterhin so treu anhängt? Man lernte viel über die Anpassungsfähigkeit Russlands an Sanktionen und die Stärkung des nationalen Charakters, der sich parallel zur Wirtschaft entwickelt. Die Präsidentin der russischen Zentralbank, Elwira Nabiullina, hatte also mit ihrer Feststellung recht: Es ist keine Überraschung, dass die Russen selbstbewusster sind als je zuvor. Dennoch macht man sich in Russland keine Illusionen, wenn es um den vielschichtigen, vom US-Hegemon geführten hybriden Krieg geht, mit dem das Land bestraft werden soll – und zwar über viele Generationen hinweg –, um den Russen den ihnen zustehenden Platz zuzuweisen. Diese Denkweise des Westens wird sich nicht so bald ändern. Es braucht also ein geeintes Russland unter Putin und der orthodoxen Kirche, um etwas so ernsthaft Existenzielles zu bekämpfen. Und dann war da noch die tiefere Dimension der militärischen Sonderoperation Russlands in der Ukraine. Was in den Steppen des Donbass vor sich geht, wird auch als spirituelle Herausforderung betrachtet. Folglich musste der Hegelsche Geist heraufbeschworen werden: die Menschen als Ganzes, das sich dem Sieg verschrieben hat – umso mehr, da jetzt der Hegemon völlig am Ausrasten ist und in den Abgrund einer galaktischen Demütigung der NATO starrt. In Anbetracht all dessen ist es kein Wunder, dass bei jedem meiner langen Spaziergänge durch die Moskauer Nächte, mich immer eine Milchstraße von Gedanken begleitete. Zwischendurch machte ich Halt in einem meiner Lieblingslokale, ließ mir einen letzten gekühlten Wodka einschenken und stieß auf die galaktische Multipolarität an. Die ist zwar noch weit weg, aber doch zum Greifen nah.
Dieser Text erschien in englischer Sprache bei "Strategic Culture Foundation".
Pepe Escobar ist ein unabhängiger geopolitischer Analyst und Autor. Sein neuestes Buch heißt "Raging Twenties" (Die wütenden Zwanziger). Man kann ihm auf Telegram und auf X folgen.
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in Samarkand, September 2022
Pepe Escobar: Russland und China unbeirrt auf dem Vormarsch Während die Hunde des Krieges bellen, lügen und stehlen, zieht die Russland-China-Karawane weiter. Die strategische Partnerschaft zwischen Moskau und Peking stellt die westliche "regelbasierte internationale Ordnung" bereits an allen Fronten direkt infrage.
Das Jahr 2023 könnte für die Nachwelt als das Jahr der strategischen Partnerschaft zwischen Russland und China in die Annalen eingehen. Als passende Begleitmusik für dieses Wunder aller Wunder, könnte man sich leicht einen Groove von – wem sonst – Stevie Wonder vorstellen: "Hier bin ich, Baby. Unterzeichnet, versiegelt, geliefert. Ich gehöre dir." In den ersten elf Monaten des Jahres 2023 überstieg der Handel zwischen Russland und China 200 Milliarden US-Dollar. Man rechnete damit, dass dieses Volumen nicht vor 2024 erreicht werden könne.
Das ist sicherlich eine Partnerschaft im Klang eines Grooves. Unterzeichnet, besiegelt und überreicht während des Besuchs einer großen Delegation in Peking vergangene Woche, unter der Leitung des russischen Premierministers Michail Mischustin, der sich mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping traf. Das gesamte Spektrum der umfassenden Partnerschaft und strategischen Zusammenarbeit wurde noch einmal durchgegangen und – wo nötig – sogar nachgebessert. Komplettiert wurde das Ganze mit eine Reihe neuer, großer gemeinsamer Projekte. Gleichzeitig wurde im Hinblick auf das Große Schachspiel 2.0 alles, was bekräftigt werden muss, während eines ausführlichen Interviews von Dimitri Simes mit Außenminister Sergei Lawrow bekräftigt.
Man füge dem die sorgfältig strukturierte Analyse des Leiters des Dienstes für Außenaufklärung SWR, Sergei Naryschkin, hinzu. Darin hat er 2024 als "das Jahr des geopolitischen Erwachens" definiert und damit wohl die treffendste Formulierung der bevorstehenden, kosmischen Demütigung der NATO in den Steppen des Donbass gefunden. "Auch im Jahr 2024 wird die arabische Welt die wichtigste Arena im Kampf um die Errichtung einer neuen Weltordnung bleiben."
Angesichts dieser detaillierten geopolitischen Feinabstimmung ist es kein Wunder, dass die imperiale Reaktion darauf entsetzt war – epidemieartig offenbart in langen, gewundenen "Analysen", die zu erklären versuchten, warum Präsident Putin sich als "geopolitischer Sieger" von 2023 herausgestellt hat. Warum er weite Teile der arabischen Welt und des globalen Südens auf seine Seite ziehen konnte. Wie er Seite an Seite gemeinsam mit China die BRICS-Staaten stärkte und die EU noch tiefer in eine schwarze Leere trieb, die sie sich selbst – zusammen mit dem US-Hegemon – geschaffen hat.
Putin erlaubte sich sogar, halb im Scherz, eine russische Unterstützung für die mögliche "Rückannexion" der einst von Stalin annektierten Grenzregionen der Ukraine anzubieten, um sie schließlich an die früheren Eigentümer Polen, Ungarn und Rumänien zurückzugegeben. Er fügte hinzu, dass er zu hundert Prozent sicher sei, dies sei das, was sich die Bewohner der noch immer ukrainischen Grenzgebiete tatsächlich wünschten. Sollte dies geschehen, würden wir die Unterkarpaten wieder bei Ungarn, Galizien und Wolhynien bei Polen und die Bukowina zurück bei Rumänien sehen. Man kann förmlich fühlen, wie die Hohen Häuser in Budapest, Warschau und Bukarest bereits im Morgengrauen rocken.
Natürlich besteht die Möglichkeit, dass der US-Hegemon den Junior-Punks der NATO den Befehl erteilt, russische Öltanker in der Ostsee zu belästigen und Sankt Petersburg zu "isolieren". Es versteht sich von selbst, dass die russische Antwort darin bestehen würde, einfach die Kommando- und Kontrollzentren auszuschalten – wofür Hackerangriffe durchaus ausreichen könnten. Elektronik im gesamten Spektrum durchbrennen lassen und die Balten in der Ostsee blockieren, indem man eine Übung zur Wahrung der "Freiheit der Schifffahrt" durchführt, damit sich jeder mit dem neuen Groove vertraut machen kann.
Die chinesisch-russische Fernost-Symbiose
Eines der beeindruckendsten Merkmale der erweiterten russisch-chinesischen Partnerschaft sind die Pläne für die nordöstliche chinesische Provinz Heilongjiang. Die Idee besteht darin, sie in ein Mega-Zentrum für Wirtschaft, wissenschaftliche Entwicklung und Landesverteidigung zu verwandeln, das sich rund um die Provinzhauptstadt Harbin konzentrieren soll und mit einer neuen, riesigen Sonderwirtschaftszone ausgestattet wird.
Der Schlüsselfaktor dabei ist, dass dieser Mega-Hub auch die Entwicklung des unermesslichen russischen Fernen Ostens koordinieren würde. Dies wurde im vergangenen September auf dem Eastern Economic Forum in Wladiwostok ausführlich besprochen. Im Rahmen einer einzigartigen, überraschenden Vereinbarung könnte den Chinesen gestattet werden, für die nächsten 100 Jahre ausgewählte Breitengrade des russischen Fernen Ostens zu verwalten.
Wie der in Hongkong ansässige Analyst Thomas Polin ausführte, veranschlagt Peking für das Ganze nicht weniger als zehn Billionen Yuan (1,25 Billionen Euro). Die Hälfte davon würde Harbin absorbieren. Der Entwurf des Plans wird im kommenden März dem Nationalen Volkskongress vorgelegt und voraussichtlich genehmigt, während er bereits vom Unterhaus der russischen Staatsduma genehmigt wurde.
Die Auswirkungen wären überwältigend. Man würde Harbin in den Status einer autonom verwalteten Stadt erheben, genau wie Peking, Shanghai, Tianjin und Chongqing. Und vor allem würde in Harbin ein chinesisch-russisches Managementkomitee eingerichtet, das die Überwachung des gesamten Projekts verantworten soll.
Führende chinesische Universitäten – darunter die Universität von Peking – könnten ihre größten Fakultäten nach Harbin verlegen. Die Universitäten für Nationale Verteidigung und Nationale Verteidigungstechnologie könnten mit der Universität für Ingenieurwesen Harbin fusionieren, um eine neue Einheit zu bilden, die sich auf die Verteidigungsindustrie konzentriert. Auch Hightech-Forschungsinstitute und Unternehmen aus Peking, Shanghai und Shenzhen könnten nach Harbin umziehen. Die Chinesische Volksbank könnte ihren regionalen Hauptsitz für Nordchina in Harbin errichten, komplett mit Märkten für den Handel mit Aktien und Rohstoffen. Einwohner von Heilongjiang dürften ohne Visa bestimmte russische Regionen im Fernen Osten bereisen. Die neue Sonderwirtschaftszone Heilongjiang würde ein eigenes Zollgebiet darstellen und keine Einfuhrzölle erheben.
In all dem steckt derselbe Geist, der die Verbindungskorridore der Belt and Road Initiative und dem Internationalen Nord-Süd-Transportkorridor (INSTC) zugrunde liegt. Der Grundgedanke ist eine umfassendere eurasische Integration. Beim jüngsten Treffen des Astana Clubs in Kasachstan, hielt der Forscher Damjan Krnjević Mišković, Direktor für Politikforschung an der ADA Universität in Baku, einen hervorragenden Vortrag über Verbindungskorridore. Er verwies zum Beispiel auf das C5+1-Treffen – die fünf zentralasiatische Staaten plus China – vor drei Monaten in Duschanbe, an dem auch der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew teilnahm. Das bedeutet übersetzt eine zentralasiatische-kaukasische Integration.
Mišković schenkte allem, was sich in der Region entwickelt, die er zu Recht als "Seidenstraßenregion" definiert, gebührende Aufmerksamkeit: Die Verbindung des euroatlantischen Raumes mit dem asiatisch-pazifischen Raum und die Verbindung von West- und Südasien mit dem weitläufigen Eurasien. Strategisch gesehen ist das natürlich die "geopolitische Kreuzung, an der die NATO auf die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) trifft und wo die Belt and Road Initiative mit der Türkei und dem Territorium der EU verbunden ist." In der Praxis wissen Russland und China genau, was getan werden muss, um die wirtschaftliche Konnektivität und "synergistische Beziehungen" in diesem riesigen Spektrum voranzutreiben.
Der Krieg der Wirtschaftskorridore spitzt sich zu
Die Fragmentierung der Weltwirtschaft polarisiert bereits die expandierenden BRICS-10. Diese konstituieren sich am 1. Januar 2024 unter russischer Präsidentschaft – und ohne Teilnahme des mit der Dollarisierung flirtenden Argentiniens oder der schrumpfenden G7. Der stellvertretende russische Außenminister Andrei Rudenko – ein wichtiger Akteur in Asien – bekräftigte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur TASS erneut, dass die Hauptmotivation für eine erweiterte Eurasische Partnerschaft – was offizielle russische Politik ist – darin besteht, die Eurasische Wirtschaftsunion mit der Belt and Road Initiative (BRI) zu verbinden.
Während Russland ein sorgfältig abgestimmtes Gleichgewicht zwischen China und Indien anstrebt, gilt dieselbe Motivation der Weiterentwicklung des INSTC, wo Russland, Iran und Indien die Hauptpartner sind und Aserbaidschan mit Sicherheit ebenfalls ein entscheidender Akteur werden wird. Hinzu kommen die erheblich verbesserten Beziehungen Russlands zu Nordkorea, der Mongolei, zum Mitglied der BRI und der SZO Pakistan sowie mit den Staaten der ASEAN, mit Ausnahme vielleicht des verwestlichten Singapurs.
BRI ist, wenn es auf das Wesentliche ankommt, auf dem Vormarsch. Ich war gerade drei Wochen in Moskau, Astana und Almaty und kann anhand mehrerer Quellen bestätigen, dass die Güterzüge in allen Verbindungskorridoren bis zum Rand voll beladen sind, sei es über die Transsibirische Eisenbahn, sei es über Astana bis nach Minsk oder über Almaty nach Usbekistan.
Julia Melnykowa, Programmmanagerin des Russischen Rates für Internationale Angelegenheiten, erklärte, dass "Moskau sich aktiver in Transitoperationen entlang der Route China – Mongolei – Russland integrieren könnte und auch sollte" und dass sich die Harmonisierung der Standards zwischen der Eurasische Wirtschaftsunion und China beschleunigen müsse. Ganz zu schweigen von weiteren Investitionen in die Zusammenarbeit zwischen Russland und China in der Arktis.
Präsident Putin stellte bei einem Treffen der russischen Eisenbahnunternehmen einen ehrgeizigen, massiven Zehn-Jahres-Plan zum Ausbau der Infrastruktur vor, der neue Strecken und eine verbesserte Konnektivität mit Asien – vom Pazifik bis zur Arktis – umfasst. Die russische Wirtschaft hat sich inmitten der westlichen Sanktionsdemenz definitiv nach Asien ausgerichtet, das mittlerweile für siebzig Prozent des Handelsumsatzes verantwortlich ist.
Was also in Zukunft auf dem Programm steht, reicht von der Modernisierung der Transsibirischen Eisenbahn und der Einrichtung eines wichtigen Knotenpunkts der Logistik im Ural und in Sibirien bis hin zur Verbesserung der Hafeninfrastruktur im Asowschen, Schwarzen und Kaspischen Meer sowie einem schnelleren INSTC-Frachttransit zwischen Murmansk und Mumbai.
Putin bemerkte kürzlich erneut, fast nebenbei, dass der Handel über den Suezkanal im Vergleich zur russischen Nordmeerroute nicht mehr als effizient betrachtet werden könne. Mit einem einzigen cleveren geopolitischen Schachzug, hat der Jemen dies verdeutlicht – für jeden sichtbar. Der russische Ausbau der Nordmeerroute verläuft in völliger Synergie mit den chinesischen Bemühungen, den arktischen Abschnitt der BRI zu entwickeln. Russische Öllieferungen nach China dauern über die arktische Route lediglich 35 Tage – zehn Tage weniger als über den Suezkanal.
Danila Krylow, Forscherin in der Abteilung für den Nahen Osten und das postsowjetische Asien, am Institut für wissenschaftliche Information und Sozialwissenschaften der Russischen Akademie der Wissenschaften, bietet einen einfachen Einblick:
"Ich betrachte die Tatsache, dass sich die USA gegen den Jemen engagieren wollen, als Teil eines großartigen Szenarios. Dahinter steckt mehr als nur der Wunsch, die Huthi oder Iran zu bestrafen. Dahinter steckt wohl eher der Wunsch, die Monopolisierung des Marktes zu verhindern und chinesische Exportlieferungen nach Europa zu behindern. Die USA brauchen einen funktionsfähigen Suezkanal und einen Korridor zwischen Indien und Europa, während die Chinesen das ablehnen."
Allerdings ist es nicht so, dass die Chinesen das ablehnen: Da die arktische Route in Betrieb ist, brauchen sie den Suezkanal schlicht und einfach nicht mehr. Zusammenfassend lässt sich sagen: Im anhaltenden, immer heftiger werdenden Krieg der Wirtschaftskorridore liegt die Initiative eindeutig bei Russland und China.
Einfrieren!
Das russische Außenministerium hat das Einfrieren russischer Vermögenswerte – nicht nur privater, sondern auch staatlicher Vermögenswerte – durch die EU als lupenreinen Diebstahl bezeichnet. Jetzt macht der russische Finanzminister Anton Siluanow deutlich, dass Moskau symmetrisch auf die mögliche Verwendung der Einnahmen aus diesen eingefrorenen russischen Vermögenswerten reagieren wird. Um Lawrow zu paraphrasieren: Sie beschlagnahmen, wir beschlagnahmen. Jeder beschlagnahmt.
Die Auswirkungen werden katastrophal sein – für den US-Hegemon. Keine Nation des globalen Südens, von der NATO einmal abgesehen, wird dadurch in Zukunft "ermutigt" sein, seine Devisen und Reserven im Westen zu parken. Das könnte dazu führen, dass der gesamte globale Süden das von den USA angeführte internationale Finanzsystem aufgibt und sich einer von Russland und China angeführten Alternative anschließt.
Die strategische Partnerschaft zwischen Russland und China stellt die "regelbasierte internationale Ordnung" bereits an allen Fronten direkt infrage. Sie erweitert ihre historischen Einflussbereiche und entwickelt gleichzeitig aktiv riesige, miteinander verbundene Verbindungskorridore unter Umgehung dieser westlichen "Ordnung". Und das wiederum schließt einen direkten heißen Krieg mit dem Hegemon weitestgehend aus.
Oder um es mit einem Bonmot aus der Welt der alten Seidenstraße auszudrücken: Während die Kriegshunde bellen, lügen und stehlen, zieht die Russland-China-Karawane weiter.
Pepe Escobar ist ein unabhängiger geopolitischer Analyst und Autor. Sein neuestes Buch heißt "Raging Twenties" (Die wütenden Zwanziger). Man kann ihm auf Telegram und auf X folgen.
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
eine wiederholung...
Von Pepe Escobar: BRICS und die Achse des Widerstands: Die Konvergenz der gemeinsamen Ziele Der Konflikt in Gaza hat die Zusammenarbeit im Globalen Süden beschleunigt, der sich diesem vom Westen unterstützten Konflikt widersetzt. Gemeinsam können die von Russland geführten BRICS-Staaten und die vom Iran geführte Achse des Widerstands ein von den USA freies Westasien gestalten. Vergangene Woche machte der russische Präsident Wladimir Putin einen bemerkenswerten Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien, um den Präsidenten der Emirate, Mohammed bin Zayid (MbZ), und den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (MbS) zu treffen, um anschließend nach Moskau zurückzufliegen, um dort den iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi zu treffen. Wie von diplomatischen Quellen bestätigt wurde, waren die Hauptthemen bei allen drei Treffen die Situation in Gaza, die OPEC+ und die Erweiterung der BRICS zu BRICS+. Alle diese Themen hängen natürlich eng miteinander zusammen. Die strategische Partnerschaft zwischen Russland und Iran entwickelt sich in rasender Geschwindigkeit, ebenso wie die Beziehungen zwischen Russland und Saudi-Arabien – insbesondere innerhalb der OPEC+ – sowie zwischen Russland und den VAE, speziell im Bereich der Investitionen. All dies führte bereits zu merklichen Veränderungen in ganz Westasien, bei der Vernetzung im Bereich der Verteidigung. Die langfristigen Auswirkungen für Israel, weit über die Gaza-Tragödie hinaus, sind gravierend. Putin sagte zu Raisi etwas, das auf so vielen Ebenen außergewöhnlich war: "Als ich über den Iran flog, wollte ich in Teheran zwischenlanden und Sie treffen. Aber mir wurde mitgeteilt, dass Sie Moskau besuchen werden. Die Beziehungen zwischen unseren Ländern wachsen rasant. Bitte übermitteln Sie dem Obersten Führer, der unsere Beziehungen unterstützt, meine besten Wünsche." Putins Hinweis auf den "Flug über den Iran" hängt direkt damit zusammen, dass vier bewaffnete Suchoi Su-35 im Formationsflug das Präsidentenflugzeug über 4.000 km Luftlinie von Moskau nach Abu Dhabi eskortierten, ohne zu landen oder aufzutanken. Wie jeder Militäranalytiker verblüfft bemerkte, ist eine amerikanische F-35 in der Lage, ohne Auftanken bestenfalls 2.500 km weit zu fliegen. Das wichtigste Element ist jedoch, dass sowohl MbZ als auch MbS die russische Su-35-Eskorte über ihr Territorium autorisiert haben – was in diplomatischen Kreisen äußerst ungewöhnlich ist. Putin hat – anschaulich gesprochen – bewiesen, dass sich ein neues Westasien bildet, in dem der US-Hegemon zum zweitrangigen Akteur wird. Er zerstörte den neokonservativen politischen Mythos einer russischen "Isolation"; er demonstrierte weitreichende militärische Überlegenheit und schließlich hat sich gezeigt – angesichts der bevorstehenden russischen BRICS-Präsidentschaft –, dass Russland alle seine entscheidenden geopolitischen und geoökonomischen Trümpfe in der Hand hält.
Töte sie, aber im Stillen
Die ursprünglichen fünf BRICS-Staaten – angeführt von der strategischen Partnerschaft zwischen Russland und China – werden sich am 1. Januar 2024 für die drei großen westasiatischen Mächte Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate öffnen. Ihr Beitritt zum multipolaren Machtzentrum bietet diesen Ländern eine außergewöhnliche Plattform für breitere Märkte und dürfte mit einer Flut von Investitionen und Technologietransfers einhergehen. Die langfristige, raffinierte Strategie, die Russland und China bisher verfolgt haben, führt somit zu einer vollständigen, tektonischen Veränderung der Geoökonomie und der Geopolitik Westasiens. Die BRICS-10 – wenn man berücksichtigt, dass das 11. Mitglied, Argentinien, im Moment bestenfalls ein Wackelkandidat ist – hat sogar das Potenzial, unter einer russischen Präsidentschaft ein wirksames Gegenstück zur zahnlosen UN zu werden. Und das führt uns zu der komplexen Interaktion zwischen BRICS und der Achse des Widerstands. Zunächst gab es Grund zu der Annahme, dass die zurückhaltende Verurteilung des Völkermords in Gaza durch die Arabische Liga und die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) ein Zeichen von Feigheit war. Doch eine erneute Betrachtung könnte aufzeigen, dass sich alles organisch entwickelt, wenn es um die Überschneidungen im Gesamtbild geht. Dieses Gesamtbild wurde vom ermordeten iranischen Befehlshaber der Quds-Truppe, General Qassem Soleimani, entworfen und ergänzt durch die akribische Mikroplanung des Hamas-Führers Yahya Sinwar in Gaza, der die israelische Mentalität aus erster Hand kennt, die verheerende militärische Reaktion Tel Avivs beobachtet und im Detail analysiert. Der wohl wichtigste Aspekt der Gespräche in Moskau war, dass wir uns möglicherweise jenem Punkt annähern, an dem ein bestimmtes "Startsignal" eine konzertierte Reaktion der Achse des Widerstands auslösen wird. Im Moment sehen wir sporadische Angriffe: Die Hisbollah zerstörte Israels Kommunikationstürme an der Grenze zum Südlibanon, irakische Widerstandskräfte griffen US-Stützpunkte im Irak und in Syrien an und Jemen blockiert effektiv das Rote Meer für israelische Schiffe. All das ergibt zwar noch keine konzertierte, koordinierte Offensive, würde aber die Verzweiflung innerhalb der Biden-Regierung in Washington erklären, begleitet von Gerüchten, dass Israel sein Vorgehen in Gaza zwischen Weihnachten und Anfang Januar abschließen muss. Nicht nur ist die globale Optik von Israels Handeln erschreckend unhaltbar geworden, sondern vor allem erhöht eine längere Militäroperation auch die Wahrscheinlichkeit eines "Startsignals" an die Achse des Widerstands dramatisch. Und das wird zum Ende aller ausgefeilten Pläne des US-Hegemons für Westasien führen. Die geopolitischen Ziele des Zionismus sind ganz klar: die Wiederherstellung seiner selbst geschaffenen Aura der Dominanz in Westasien und die Aufrechterhaltung einer stetigen Kontrolle über die US-Außenpolitik und das Militärbündnis NATO. Verdorbenheit ist eine Schlüsselkomponente zur Erreichung dieser Ziele. Es ist so einfach, ultraweiche zivile Ziele, darunter Tausende Frauen und Kinder, zu bombardieren, zu beschießen und ihre Häuser niederzubrennen und Gaza in einen riesigen Friedhof zu verwandeln, während der Club der Weißen Männer die israelischen Besatzungstruppen dazu anhält, sie alle zu töten – aber bitte eher im Stillen.
Auftritt der toxischen Atlantikerin und Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen. Wie von Brüsseler Diplomaten bestätigt wurde, hat sie den Staatsoberhäuptern von Ägypten und Jordanien praktisch Bestechungsgelder angeboten – 10 Milliarden US-Dollar für Kairo und 5 Milliarden US-Dollar für Amman. Das ist die atemberaubende Lösung der EU, um den Völkermord im Gazastreifen zu stoppen. Der ägyptische Präsident Abd al-Fattah as-Sisi und der jordanische König Abdullah bin al-Hussein, müssten lediglich den erzwungenen Exodus der Palästinenser in ihre jeweiligen Gebiete und die endgültige ethnische Säuberung des Gazastreifens "erleichtern". Denn das Endszenario des Zionismus bleibt eine unverfälschte Endlösung, egal, was auch immer auf dem Schlachtfeld geschieht. Und natürlich die Zerstörung der islamischen Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem, um auf ihren Trümmern einen dritten jüdischen Tempel zu errichten.
Was geschieht, wenn das "Startsignal" gegeben wird?
Was wir also vor uns sehen, ist im Wesentlichen ein Plan des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu zur Vertreibung oder Vernichtung der Palästinenser – im Gegensatz zu dem, was der erfahrene Westasien-Experte Alastair Crooke bemerkenswerterweise als "das Sykes-Picot-Abkommen ist tot" beschrieben hat. Damit meinte er, dass die Aufnahme arabischer Staaten und des Iran in die BRICS letztlich die Regeln in Westasien neu definieren wird, zum Nachteil des zionistischen Projekts. Diesmal besteht sogar eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Israels offensichtliche Kriegsverbrechen in Gaza strafrechtlich verfolgt werden, da Palästinenser, Araber und Nationen mit muslimischer Mehrheit mit voller Unterstützung der BRICS eine vom Globalen Süden anerkannte Kommission bilden könnten, um Tel Aviv und seine Streitkräfte vor Gericht zu bringen. Vergessen Sie den kompromittierten Internationalen Strafgerichtshof, der sich der "regelbasierten Ordnung" des US-Hegemons unterwirft. BRICS wird dazu beitragen, das Völkerrecht global wieder in den Vordergrund zu rücken, so wie es bei der Gründung der Vereinten Nationen im Jahr 1945 war, bevor es dann von den USA und dem Wertewesten kastriert wurde. Der Völkermord im Gazastreifen zwingt den Globalen Süden dazu, integrativer zu werden – etwa bei der Auseinandersetzung mit der Weisheit unserer gemeinsamen, miteinander verflochtenen Geschichte der Vormoderne. Jeder mit einem Gewissen wird gezwungen, tief in sich selbst zu blicken, um Erklärungen für das Unentschuldbare zu finden. In diesem Sinne sind wir jetzt alle Palästinenser. Allem Anschein nach war keine Macht in der Lage, eine von einer rassistischen, ethnozentristischen Ideologie durchgeführte Endlösung zu stoppen. Der Westen nicht, weil es ihm egal ist, die BRICS-Staaten und der Globale Süden nicht, weil sie noch nicht das nötige Gewicht erlangt haben. Doch das eröffnet auch die verblüffende Schlussfolgerung, dass keine Macht stark genug sein wird, um die Achse des Widerstands zu stoppen, wenn das "Startsignal" gegeben wird, um den Vorhang über das zionistische Projekt zu senken. Ab diesem Zeitpunkt wird die Achse des Widerstands seinen höchsten moralischen Imperativ haben, der von der Bevölkerung auf der ganzen Welt anerkannt und sogar gefordert wird. An diesem Punkt sind wir jetzt: Wir bewerten die leuchtende Symmetrie zwischen Impotenz und Imperativ. Die völlig verfahrene Lage wird überwunden – vielleicht sogar früher, als wir alle erwarten. mein kommentar: das könnte dieser angriff des irans auf israel mit über 300 drohnen und raketen gewesen sein, der keine menschenleben forderte und fast keine zerstörung verursachte. die botschaft des irans und der BRICS an israel: wir können israel jederzeit auslöschen, wenn ihr das massaker nicht stoppt!!! Das erinnert uns an eine andere, völlig verfahrene Lage. Die verfahrene Lage zwischen einer perversen, schlampigen Version einer hebräischen Zivilisation und dem aufkommenden islamischen Nationalismus – nennen wir ihn zivilisatorischer Islam – spiegelt wider, wo wir uns im Dezember 2021 befanden, als die von Russland vorgeschlagenen Verträge über die "Unteilbarkeit der Sicherheit" von Washington abgelehnt wurden. Im Nachhinein betrachtet war das die letzte Chance für einen friedlichen Ausweg aus dem Konflikt zwischen dem Herzland Eurasien und dem kollektiven Westen. Aber der US-Hegemon lehnte es ab. Russland machte sein Spiel und beschleunigte damit exponentiell den Niedergang des Hegemons.
Letztlich bleibt das Lied dasselbe: von den Steppen des Donbass bis zu den Ölfeldern Westasiens. Wie kann der multipolare Globale Süden – zunehmend vertreten durch die erweiterten BRICS-Staaten – einen wütenden, ängstlichen, außer Kontrolle geratenen imperialistischen Westen bewältigen, der in den Abgrund des moralischen, politischen und finanziellen Zusammenbruchs blickt?
Pepe Escobar ist ein unabhängiger geopolitischer Analyst und Autor. Sein neuestes Buch heißt "Raging Twenties" (Die wütenden Zwanziger). Man kann ihm auf Telegram und auf X folgen.
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Mario Draghi und Emmanuel Macron werden unter der Schirmherrschaft des Investmentfonds KKR die Neue Europäische Ordnung installieren
von Thierry Meyssan: Paris 2024 und Berlin 1936 im Dienste eines unmöglichen imperialen Traums Voltaire Netzwerk | Paris (Frankreich) |Der Vergleich ist schockierend: Die Organisation der Olympischen Spiele 2024 in Paris greift propagandistische Tricks der Spiele von 1936 in Berlin auf. Der Vergleich erklärt sich dennoch: Präsident Emmanuel Macron verfolgt wie Kanzler Adolf Hitler das gleiche Projekt einer "Neuen Europäischen Ordnung". Im Gegensatz zu seinem Vorgänger tut er es friedlich, aber wird wie dieser scheitern, weil er wie jener das Volk verachtet. Zudem ist sein Projekt überholt: Es entspricht nicht mehr den Strukturen der Organisationen im digitalen Zeitalter.
Emmanuel Macron hat nie Rücksicht auf die französische Kultur genommen. Während seines ersten Wahlkampfes hörte er nicht auf, sich über sie lustig zu machen. Sein Ehrgeiz lag in der Präsidentschaft der Französischen Republik, aber in seinen Augen machte er nur in der Europäischen Union Sinn. Während seiner beiden Amtszeiten löste er nur wenige französische Probleme, baute aber geduldig die Umwandlung der EU in ein Imperium von etwa dreißig Staaten auf. Seiner Meinung nach werden die nächsten Olympischen Spiele eine Gelegenheit sein, die Massen zu manipulieren, um die "Vereinigten Staaten von Europa" so zu vergrößern, dass sie spontan für die Auflösung der EU-Mitgliedstaaten bereit sind. In seiner programmatischen Rede an der Sorbonne vor sieben Jahren deklamierte er: "Wenige Wochen nach den Europawahlen [2024] wird Paris Gastgeber der Olympischen Spiele sein. Aber es ist nicht Paris, das der Gastgeber ist. Es ist Frankreich und mit ihm Europa, die den olympischen Geist, der auf diesem Kontinent geboren wurde, zum Leben erwecken werden. Es wird ein einzigartiger Moment der Zusammenkunft sein, eine großartige Gelegenheit, die europäische Einheit zu feiern. Im Jahr 2024 wird die Ode an die Freude erklingen und die europäische Flagge wird stolz neben unseren nationalen Emblemen gehisst werden können" [1].
Ja, die Olympischen Spiele 2024 in Paris werden für ihn eine Gelegenheit sein, seine Weltanschauung zu inszenieren: bei jedem Sieg eines Mitgliedstaates wird die Europahymne gespielt. Die EU wird ohne Zweifel die Siegermacht sein. So wird er den Traum von Reichskanzler Adolf Hitler 1936 in Berlin erfüllen. Er hat übrigens bereits seine Zeichen übernommen. Zum Beispiel ist der Olympische Fackellauf, den es zur Zeit der ursprünglichen Spiele noch nicht gab, ein Überbleibsel des Nationalsozialismus. Der deutsche Reichskanzler hatte gewünscht, die athletischen Körper der Arier zu glorifizieren, als sie durch den Balkan liefen, um seine zukünftigen Eroberungen anzudeuten. Der französische Präsident beabsichtigt, die Franzosen für seinen unmöglichen europäischen Traum zu mobilisieren, um sie in den kommenden Wochen besser zu manipulieren. Er hat übrigens die Anfertigung der Fackel der Firma Usinor anvertraut, heute ArcelorMittal, wie sein Vorgänger sie dem Rüstungskonzern Krupp anvertraut hatte. Keine Sorge, ich vergleiche Emmanuel Macron nicht mit Adolf Hitler, um anzudeuten, dass der französische Präsident ein Rassist ist, aber diese historische Anspielung wird mir für meine nachfolgenden Ausführungen nützlich sein. Denken Sie vorerst daran, dass es russische Sportler geben wird, aber keine russische Hymne und keinen im Namen der Europäischen Union registrierten Sieger, sondern europäische Hymnen. Um die Falle zu verstehen, die sich hier zusammenbraut und in die wir wahrscheinlich alle tappen werden, müssen wir ihre vorigen Schritte zurückverfolgen.
In Macrons Rede am 27. September 2017 erklärte er: "Wir haben ein neues Kapitel einer Form der europäischen Konstruktion aufgeschlagen. Die Gründerväter haben Europa ohne Mitwissen der Völker aufgebaut, weil sie eine weitsichtige Avantgarde waren, weil man es vielleicht machen konnte, und sie sind vorangeschritten und haben dann bewiesen, dass dies funktionierte." Er legte dann die Prinzipien einer Inszenierung fest, an der wir miterlebt haben, manchmal auch teilgenommen haben, ohne sie zu verstehen.
• Am 25. Juni 2018 startete er die Europäische Interventionsinitiative. Es handelte sich nicht um ein EU-Programm. Mindestens die Hälfte der Mitgliedstaaten wollte sie nicht, darunter auch Deutschland. Zunächst nahmen nur neun Staaten daran teil, darunter das Vereinigte Königreich, das auf dem Weg zum Brexit war. Heute sind es 14 Staaten. Diese Initiative ist jetzt im Persischen Golf im Gange (European Maritime Awareness in the Strait of Hormus oder EMASoH). Sie beginnt eine "Fähigkeit zu autonomem Handeln Europas, zusätzlich zur NATO".
Verstehen Sie mich nicht falsch: Es ging nie darum, eine Armee zur kollektiven Verteidigung der Mitgliedstaaten zu schaffen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Der Krieg in der Ukraine ist der Vorwand für gigantische Waffenlieferungen, so dass heute kein Mitgliedsstaat mehr die Mittel hat, sich länger als zwei Tage zu verteidigen, wenn er konventionell von einem entwickelten Staat angegriffen würde. Entgegen der Rhetorik über die Stärkung der militärischen Macht hat das französische Verteidigungsministerium nach Angaben des Rechnungshofs im vergangenen Jahr 3599 Militärstellen gestrichen [2]. Kurz gesagt, wir sind bereits von den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich, also von der NATO, abhängig und werden es noch weiter werden.
• Am 4. März 2019 veröffentlichte Emmanuel Macron einen Kommentar, in dem er die Schaffung einer "Konferenz für Europa" forderte, "um alle notwendigen Änderungen an unserem politischen Projekt vorzuschlagen". Sie sollte "Bürgerforen einbeziehen, Akademiker, Sozialpartner, religiöse und geistliche Vertreter anhören". Um "einen Fahrplan für die Europäische Union zu definieren, der diese wichtigen Prioritäten in konkrete Maßnahmen umsetzt" [3]. Man beachte, dass Präsident Macron "diese großen Prioritäten" geschrieben hat und nicht „ihre großen Prioritäten“, um deutlich zu machen, dass die Konferenz die Mittel zum Ausdruck bringen muss, um ein Ziel zu erreichen, das sie nicht selbst aussuchen würde, sondern das ihr aufgezwungen wurde. Dies ist die Wiederholung der Großen Nationalen Debatte, die auf die Revolte der "Gelbwesten" folgte. 10134 öffentliche Versammlungen wurden organisiert, 19.899 Beschwerdebücher wurden eröffnet, 16337 Rathäuser nahmen daran teil und 569000 detaillierte Beiträge wurden verfasst. All das Gerede und der Papierkram landeten im Müll.
• Wenige Monate später, am 16. Juli 2019, stellte die Deutsche Ursula von der Leyen das Programm ihrer EU-Administration vor und sagte: "Europa ist wie eine lange Ehe. Liebe entwickelt sich nicht unbedingt vom ersten Tag an, aber es kommt darauf an" [4]. Von diesem Moment an begannen der Élysée-Palast und die Brüsseler Verwaltung daran zu arbeiten, die Union in ein "Imperium" umzuwandeln, - die Kommunikanten sagen besser in eine "Föderation"-. Es war klar, dass es nicht möglich sein würde, diesen Umsturz per Referendum zu verabschieden. Daher beabsichtigte die von der Leyen-Regierung, Schritt für Schritt vorzugehen: die Adoptionsregeln in einem vereinfachten Verfahren zu ändern und später die Mitgliedstaaten aufzulösen und durch einen Zentralstaat zu ersetzen.
• Während seiner ersten Amtszeit besuchte Präsident Emmanuel Macron alle 28 Hauptstädte der EU. Es war seine Wahlkampagne, um seine bevorstehende Nominierung zu rechtfertigen.
• Von April 2021 bis Mai 2022 trafen sich 830 europäische "Bürgerinnen und Bürger", um über die "Zukunft Europas" zu diskutieren. Diese Konferenz, die von Präsident Emmanuel Macron eröffnet wurde, brachte 49 Vorschläge und 326 Maßnahmen hervor, die an die Präsidenten des Parlaments, des Rates und der Kommission gerichtet wurden [5]. Erste Bemerkungen: Diese Darstellung der Tatsachen verschleiert die wirklichen Probleme. Um dem laufenden Prozess den Anschein von Legitimität zu geben, ist es notwendig, die Illusion zu erwecken, dass das europäische Imperium keine Idee von oben ist, sondern ein brennender Wunsch der europäischen Bevölkerungen. Man spricht also von europäischen "Bürgern", obwohl es weder einen europäischen Staat noch ein europäisches Volk und damit überhaupt keine "Bürger" gibt. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip ausgelost, was die Illusion ihrer Repräsentativität und der Legitimität ihrer Entscheidungen erweckt. In der Praxis wurden sie jedoch mit unseren Steuern bezahlt, obwohl sie keine europäische Institution waren. Sie haben bestimmte Maßnahmen beschlossen, die sie lange diskutiert haben, aber auch in aller Eile über das abgestimmt, was Paris und Brüssel von ihnen wollten und was ihren Interessen zuwider läuft.
• Am 25. März 2022 verabschiedete der Europäische Rat unter dem damaligen Vorsitz von Emmanuel Macron den Strategischen Kompass. Dieser identifizierte zunächst Bedrohungen, aus denen er die Leitlinien für seine Strategie ableitete. Er führte zur Einrichtung einer 5000 Mann starken schnellen Eingreiftruppe.
• Am 9. Juni 2022 nahm das Europäische Parlament nach der Annahme verschiedener Texte im Zusammenhang mit der Konferenz zur Zukunft Europas eine Entschließung (P9_TA (2022)0244) zur Einberufung eines Konvents zur Revision der Verträge gemäß Artikel 48 des Vertrags über die Europäische Union (Vertrag von Nizza) an.
• Am 10. und 11. März 2022 berief Emmanuel Macron eine informelle Tagung des Europäischen Rates in Versailles ein. Die Staats- und Regierungschefs billigten die Schaffung eines Haushalts zur Unterstützung der Ukraine und das Programm zur Veränderung der Energieabhängigkeit.
• Am 30. November 2022 listete der Europäische Rat (d. h. die Staats- und Regierungschefs) die 18 vom Bürgerforum (Konferenz zur Zukunft Europas) vorgeschlagenen Maßnahmen auf, die eine Überarbeitung der Verträge erfordern (ST 10033 2022). Dies reicht von der "Gewährleistung der Schaffung bezahlbarer Kindergärten und kostenloser Kinderbetreuung in der gesamten EU als Pflicht" bis hin zu... "Übergang von der Einstimmigkeit zur Beschlussfassung mit qualifizierter Mehrheit im Europäischen Rat", d. h. die Mitgliedstaaten ihrer Souveränität zu berauben.
• Vor wenigen Tagen, am 25. April 2024, gab Präsident Emmanuel Macron in einer zweiten feierlichen Rede an der Sorbonne einen Fortschrittsbericht [6]..
1 - Er beglückwünschte sich selbst, eine gemeinsame Verschuldung von 800 Milliarden Euro anlässlich der Covid-Pandemie eingegangen zu sein; was der damalige deutsche Finanzminister Olaf Scholz als "Hamilton’sches Moment" bezeichnete, in Analogie zur Bündelung der Schulden aus dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, der zur Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika führte. In ähnlicher Weise war Covid eine Gelegenheit für eine europäische Strategie zur Beschaffung von Impfstoffen; ein Ziel, das von den Verträgen nicht abgedeckt ist. Natürlich bemerkte er nicht, dass diese sogenannten "Impfstoffe", wie wir jetzt entdecken, gegen die Krankheit nicht halfen. Wichtig ist für ihn, dass die Mitgliedstaaten sie gemeinsam gekauft haben.
2- Er beglückwünschte sich auch dazu, dass er anlässlich des Krieges in der Ukraine die Einheit der Europäischen Union erreicht hat. Die Mitgliedstaaten haben ihre Abhängigkeit von russischem Gas gegen eine Abhängigkeit von US-Gas eingetauscht. Schließlich gelang es ihnen, ihre Verteidigungsmittel zu opfern, um sie der Ukraine zu geben, die sie alle verschlang. Von nun an ist die Europäische Union wirtschaftlich und militärisch völlig von den Vereinigten Staaten von Amerika abhängig.
3- Dann beglückwünschte er sich selbst dazu, "die Grundlagen für eine größere technologische und industrielle Souveränität" gelegt zu haben (mit Deutschland im Batteriesektor, dann mit Wasserstoff, Elektronik und Gesundheit und schließlich mit dem Panzer der Zukunft, dem Luftkampfsystem der Zukunft). Und mit den Niederlanden für U-Boote). Dann erwähnte er das Projekt eines europäischen Raketenabwehrschildes. Am nächsten Tag schlug der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius ein deutsch-amerikanisch-israelisches System vor; eine Veranschaulichung dessen, was unter "europäischer Unabhängigkeit" zu verstehen ist.
4- Die Kommission hat den "Green Deal" (in Englisch im Original) angenommen; Ein riesiges ökologisches Programm, das ganze Wirtschaftszweige ruiniert. Übrigens wurde dieser bereits im Vorfeld der Europawahlen seiner wichtigsten Maßnahmen gegen Landwirte entledigt.
5- Die EU hat ihre Grenzen wieder bekräftigt und sowohl eine Politik zur Bekämpfung einiger Tausend illegaler Einwanderer als auch zur Öffnung ihrer Grenzen für einige Millionen ausgewählte Einwanderer entwickelt.
6. Die EU hat "begonnen, ihre Geografie innerhalb der Grenzen unserer Nachbarschaft zu überdenken. Europa betrachtet sich nach der russischen Aggression nun als kohärentes Ganzes und behauptet, dass die Ukraine und die Republik Moldau Teil unserer europäischen Familie sind und dazu bestimmt sind, der Union beizutreten, wenn die Zeit dafür gekommen ist, so wie der westliche Balkan." Zu Beginn dieses Artikels habe ich von einer Union mit mehr als 30 Mitgliedern gesprochen, das wird also tatsächlich der Fall sein.
Lassen Sie uns nun darüber nachdenken, was diese Strategie bedeutet. Ihre Befürworter sagen uns, dass sie ein Gebilde schaffen wollen, das mit den Vereinigten Staaten von Amerika und China konkurrieren kann. Es sei darauf hingewiesen, dass die EU die von den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich gewollten Europäischen Wirtschaftsgemeinschaften (EWG) abgelöst hat. Die sechs Gründerstaaten konnten nicht vom Marshallplan profitieren, wenn sie sich nicht dazu verpflichtet hätten, sie zu verwirklichen. Später, als die NATO gegründet wurde, wurde auch die Kommission geschaffen, um die Normen des Atlantischen Bündnisses in nationales Recht umzusetzen. Diese Abhängigkeit ist immer noch gegeben. Aus diesem Grund haben sowohl die EU als auch das Bündnis ihren Sitz in Brüssel; Der Generalsekretär der NATO wird häufig in den Rat der Staats- und Regierungschefs der Union eingeladen; Die Erweiterung der Union auf die ehemaligen Ostblockstaaten, die der US-Außenminister James Baker vor der Tagung des Europäischen Rates angekündigt hat; Der Vertrag von Nizza sieht vor, dass die Verteidigung der Staaten der Union durch das Atlantische Bündnis gewährleistet wird. Dies ist in der Gemeinsamen Erklärung von 2023 [7] geregelt. Die Idee, mit den Vereinigten Staaten zu rivalisieren, ist daher lächerlich, da die EU oder das Imperium, das ihr nachfolgen wird, eine Schöpfung der Vereinigten Staaten ist. Wenn es darum geht, mit China zu konkurrieren, bedeutet dies, die neokonservative Sicht der Welt wieder aufzugreifen, die von einem unvermeidlichen "Wettbewerb" zwischen den Großmächten ausgeht, und die chinesische Vision abzulehnen, die im Gegenteil an eine "harmonische Zusammenarbeit" denkt. Einige französische Persönlichkeiten verurteilten Emmanuel Macrons imperiales Projekt im Namen der nationalen Souveränität, die Charles De Gaulle am Herzen lag. Ich für meinen Teil hätte nichts dagegen, einem Land anzugehören, das größer ist als mein eigenes, zumindest müsste ich mich als Teil seines Volkes fühlen, aber die EU ist nur ein Aggregat verschiedener Völker; geprägt von unterschiedlichen Geschichten und Kulturen. Vor seiner Wahl verspottete Emmanuel Macron eine französische Kultur einer anderen Zeit. Heute hat er nicht gezeigt, dass es eine Kultur der Europäischen Union und damit eines Volkes der Europäischen Union gibt. Ich fühle mich den Spaniern und Russen nach wie vor näher als den Polen und Litauern.
Abschließend möchte ich noch bemerken, dass das imperiale Projekt von Emmanuel Macron heute nicht mehr zu realisieren ist, weil es längst überholt ist. Es beruht auf der Vorstellung, dass eine vertikale Autorität, die über ein sehr großes Territorium ausgeübt wird, mächtig wäre. Das war im Industriezeitalter der Fall, als man an ungeheure Organisationen nach dem Vorbild der Fabriken der großen Kombinate dachte. Doch heute, im Zeitalter der Informatik, der digitalen Technologie und der künstlichen Intelligenz, funktionieren die einzigen erfolgreichen Strukturen horizontal in einem Netzwerk.
Der Juraprofessor Walter Hallstein entwarf die "Neue Europäische Ordnung", die Reichskanzler Adolf Hitler zu verwirklichen versuchte. Seine Idee war, die verschiedenen europäischen Staaten um ein erweitertes, aus allen Territorien der deutschsprachigen Völker bestehendes Deutschland zu föderieren. Aufgrund seiner Bevölkerungszahl hätte Berlin dann Europa regiert. Walter Hallstein war wahrscheinlich kein Nazi, aber er wurde ausgewählt, um dieses Projekt mit dem Duce Benito Mussolini zu verhandeln. 1958 wurde er der erste Präsident der Europäischen Kommission, ein Beweis dafür, dass die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich in ihrem Namen die "Neue Europäische Ordnung" übernommen hatten. Aus diesem Grund habe ich zu Beginn dieses Artikels auf die Ähnlichkeit der Absichten von Präsident Macron für die Olympischen Spiele 2024 in Paris und die von Reichskanzler Adolf Hitler für die Spiele 1936 in Berlin hingewiesen. In beiden Fällen handelt es sich um eine Massenmanipulation im Dienste eines unmöglichen imperialen Traums.
Konservative im Westen sehen in der Volksrepublik China einen beängstigenden Erzfeind: eine unterdrückerische Tech-Dystopie, die von einer leninistischen Partei regiert wird, die die Bindung des Konservatismus an die Zivilgesellschaft, das Christentum und die individuellen Freiheiten negiert. Man könnte erwarten, dass der intellektuelle Mainstream auf dem chinesischen Festland im Gegenzug den westlichen Konservatismus anprangert. China ist formal immer noch kommunistisch, und seine führenden Traditionen des politischen Denkens – der Neue Konfuzianismus, der Marxismus und der dengistische Reformismus – überschneiden sich nicht mit den westlichen konservativen Ansichten. Welche Affinitäten könnte es zwischen dem westlichen Konservatismus und dem intellektuellen Mainstream in China geben?
Bei genauerem Hinsehen offenbart sich eine überraschende Antwort. In China gibt es eine große Liebe für westliche konservative Autoren: Die Werke von Samuel Huntington und Leo Strauss zum Beispiel werden von chinesischen Intellektuellen und Akademikern studiert und bewundert. Und die chinesischen Interpretationen der amerikanischen Politik ähneln oft denen der amerikanischen Rechten. Diese Affinitäten haben zweifellos viele Ursachen, aber eine gemeinsame Überzeugung sticht hervor: ein tiefes Gefühl, dass jede Gesellschaft, und insbesondere eine gesunde, durch eine integrale, ganzheitliche Kultur zusammengehalten wird.
Chinesische Denker sind "politisch inkorrekt", wenn man sie an den progressiven liberalen Standards misst, die an nordamerikanischen Universitäten vorherrschen. Der chinesische Begriff für die Identitätspolitik Nordamerikas – baizuo ("weiße Linke") – ist stark abwertend. Es impliziert so etwas wie "das wilde Zeug, das linke Weiße heutzutage sagen". Selbst Gelehrte der liberalsten Fraktion Chinas, wie der intellektuelle Historiker Xu Jilin, beurteilen Nordamerikas Baizuo als übertrieben und spaltend. In einem Forum über Black Lives Matter kritisierte Xu "die Zwangstaktiken, die die Bewegung anwendet", die auf eine "Säuberung der Geschichte" hinausliefen und nur "tiefere rassische und ethnische Konflikte" provozierten.
Für viele in einem bestimmten Alter, wie den regimekritischen Künstler Ai Weiwei, erinnert Baizuo an Maos Kulturrevolution (1966-76). Die Erinnerung an ihren Terror gegen "Klassenfeinde", der im Namen der kulturellen Gleichheit begangen wurde, lässt diese Denker allergisch auf progressiven Hyperidealismus reagieren – die Art von Idealismus, die glaubt, dass egalitäre Utopien Wirklichkeit werden würden, wenn nur Kritiker und Moderate dem historischen Fortschritt nicht im Wege stünden. Sie erkennen dieses Denkmuster, wo immer es auftaucht, und sie wissen, dass Engstirnigkeit, Zwang und Schlimmeres mit ihm kommen. Schluss damit, bitte.
Diese Skepsis erstreckt sich auch auf die soziale und politische Theorie. Die westlichen Denker, die von den heutigen progressiven Liberalen im Westen gemieden werden, stoßen in China auf das größte Interesse. Als ich vor einigen Jahren an der Universität Peking arbeitete, fiel mir auf, dass Samuel Huntington häufig zitiert und ernst genommen wurde. David Ownby vom Zentrum für Ostasienstudien an der Universität Montreal bemerkte: "Huntington, ein Kulturkonservativer, wird von vielen chinesischen Intellektuellen, sogar von chinesischen Liberalen, seltsamerweise geliebt." Aber "seltsamerweise" ist das falsche Wort, denn offensichtliche Faktoren begünstigen die Popularität der Huntington-Krankheit in China.
Huntington lehnte das universalistische Selbstverständnis des Westens ab, prognostizierte einen Anstieg des asiatischen Selbstbewusstseins und löste die Modernisierung von der liberalen Demokratie. In seinem Buch Political Order in Changing Societies (1968) argumentierte er, dass politische Ordnung und staatliche Handlungsfähigkeit wichtigere Variablen sind als die liberale Demokratie, wenn es um Modernisierung geht. Tatsächlich rühmt sich das heutige China, die von liberalen Theoretikern nach dem Ende des Kalten Krieges weithin propagierte These widerlegt zu haben, dass die Modernisierung das liberal-demokratische Modell des Westens erfordere. Jiang Shigong, ein prominenter politischer Theoretiker und öffentlicher Intellektueller auf dem chinesischen Festland, nennt einen zentralen Grund für die Anziehungskraft des Harvard-Politologen: "Huntington kritisierte die westliche politische Theorie für ihren dogmatischen ideologischen Glauben, dass liberal-demokratische Regierungen das höchste politische Ideal darstellen."
Huntingtons Kampf der Kulturen (1996) bietet einen weiteren Anknüpfungspunkt. Obwohl sie sich zunächst nicht von der pessimistischen Prognose eines unvermeidlichen Konflikts überzeugen ließen, sind chinesische Intellektuelle zu der Überzeugung gelangt, dass die These des Buches über die geopolitische Bedeutung von Zivilisationen und Kulturen richtig ist. Huntingtons stark "kulturalistischer" Blickwinkel, der Religion und kulturellen Werten übergeordnete Rollen zuweist, stärkt Chinas offizielles Selbstverständnis. Die Propaganda der KPCh spielt konsequent die Kulturkarte aus und argumentiert, dass China keine liberale Demokratie nach westlichem Vorbild werden sollte, weil dies gegen Chinas kulturelle Werte verstoßen würde. Huntington argumentiert, dass Kulturen die politischen Systeme der jeweils anderen respektieren und mit Unterschieden umgehen sollten, anstatt zu versuchen, sie auszumerzen. Xis Aufruf zum "interzivilisatorischen Dialog in der Differenz" nähert sich dieser Linie so an, dass, wie der Literaturprofessor Huimin Jin von der Universität Sichuan bemerkt, es so ist, als ob Xi "absichtlich auf Huntingtons Erwartungen und Bedenken reagiert".
Ein ähnlicher Kontrast – Bewunderung in China, Abscheu in der amerikanischen akademischen Welt – gilt für Leo Strauss. Strauss, der in den 1950er und 1960er Jahren an der University of Chicago lehrte, wird oft bei Zusammenkünften konservativer Intellektueller zitiert, die keine akademischen Posten innehaben. In den Instituten der Politikwissenschaft und der Philosophie beschränken sich seine Ideen auf ein paar exzentrische Ecken. Wie anders ist die Situation in China. Dort hat Strauss eine "Kult-Anhängerschaft" gewonnen, wie Matthew Dean feststellte. Die chinesischen Übersetzer und Herausgeber seiner Werke sind so enthusiastisch und fleißig, dass gegenwärtig "mehr Strauss auf Chinesisch gedruckt als auf Englisch erhältlich ist".
Zwei Pioniere des Straussianismus in China, Liu Xiaofeng und Gan Yang, studierten bei Allan Bloom. Sie stellen jedem Band ihrer gemeinsam herausgegebenen Reihe "Sources of Western Scholarship " eine Warnung voran, die Strauss und seine Studenten zu schätzen gewusst hätten: "Chinesische Gelehrte, die eine gesunde Lesart des Westens annehmen, bewahren eine Haltung der Skepsis gegenüber den Systemen des westlichen Denkens und sind noch wachsamer angesichts der verschiedenen modisch seltsamen Theorien, die auf westlichen College-Campussen zu finden sind."
Was reizt chinesische Gelehrte an Strauss' Werken? Laut Mark Lilla, der nach einem Aufenthalt in China im Jahr 2010 einen Essay zu dieser Frage verfasste, macht die weit verbreitete Unzufriedenheit mit liberalen Konzeptionen des politischen Lebens Strauss attraktiv, denn auch Strauss zweifelte an der Angemessenheit des modernen Liberalismus. Lilla identifiziert auch Strauss' "Idee einer elitären Klasse, die dazu erzogen wird, dem Gemeinwohl zu dienen", die mit Chinas konfuzianischer Tradition in Einklang steht. Er fügt hinzu, dass chinesische Leser es zu schätzen wissen, dass Strauss sie auf eine große Tour durch die westliche politische Philosophie mitnimmt.
Ich möchte noch einen weiteren Faktor hinzufügen: Strauss' Sicht auf die Gesellschaft entspricht einer chinesischen Vorliebe für das, was man als "kulturellen Holismus" bezeichnen könnte. In Anlehnung an die griechische Tradition behandelt Strauss Gesellschaften als politisch-kulturelle Ganzheiten, von denen jede einen bestimmten Gesamtcharakter hat, ihre politeia oder, in seiner Übersetzung des griechischen Begriffs, ihr Regime. Wie er es in "Was ist politische Philosophie?" (1957): "Regime bedeutet das Ganze, das wir heute in erster Linie in fragmentierter Form zu betrachten pflegen; Regime bedeutet gleichzeitig die Lebensform einer Gesellschaft, ihre Lebensweise, ihren moralischen Geschmack, die Gesellschaftsform, die Staatsform, die Regierungsform, den Geist der Gesetze."
Chinesische Denker argumentieren ebenfalls in Begriffen von Regimen. In seinen 1991 erschienenen Reisememoiren "Amerika gegen Amerika " näherte sich Wang Huning der amerikanischen Gesellschaft als integralem kulturell-politischem Regime. Wang – damals Professor für internationale Politik und heute eine der führenden politischen Persönlichkeiten Chinas – versuchte, den allgemeinen Geist des amerikanischen Lebens einzufangen. Er wies darauf hin, dass die Amerikaner eine viel stärker fragmentierte soziale Vorstellungskraft haben als die Chinesen. Dieser Mangel an einem ganzheitlichen Gespür dafür, wer sie sind, macht die Amerikaner unfähig, die Verflechtung der Übel ihres Landes zu begreifen. Die Amerikaner schätzen den Individualismus. Der Glaube daran ist ein Eckpfeiler des amerikanischen Regimes. Aber Wang sieht in dieser Mentalität die Ursache für den sozialen Zusammenbruch, oder schlimmer noch, für das Auseinanderbrechen.
Es gibt ein Muster in der chinesischen Anziehungskraft auf konservative Denker. Strauss und Huntington begreifen Politik als eingebettet in unterschiedliche nationale und regionale "Lebensformen", d.h. in das, was wir gemeinhin Kulturen nennen. Chinesische Intellektuelle sehen die Welt genauso. Das gesellschaftliche Leben und die politische Realität bilden sich innerhalb (und bilden wiederum) kulturelle Ganzheiten. "Kultur", schreibt Huimin Jin in Telos , "kann niemals nur ein Ding sein, das von anderen Dingen getrennt ist, da Kultur als Ganzes erscheint." Kulturelle Werte halten eine Gesellschaft zusammen. Xu Jilin erklärt: "Die innere Rechtsordnung eines Landes erfordert starke gemeinsame Werte mit substanziellem Inhalt." Er kritisiert die Strömungen des amerikanischen Liberalismus, die diese Tatsache vernachlässigen. Xu argumentiert, dass ein solcher Liberalismus, der sich auf gesetzliche Rechte und Verfahrensnormen stützt, zu wenig von seinen Bürgern verlangt – während er ironischerweise international zu viel normative Konvergenz erwartet. Der moderne Liberalismus propagiert "westliche Menschenrechtsstandards", ohne zu erkennen, dass sie eng westlich und inkongruent mit "vielen axialen Zivilisationen" sind.
Die progressive liberale Ideologie versucht, kulturelle Ganzheiten herunterzuspielen. Sie stellt sich die Welt in universellen, globalistischen Begriffen vor, während sie nationale Gesellschaften auf Ansammlungen atomisierter Individuen reduziert. In seiner fortgeschrittenen Form als Identitätspolitik betrachtet diese Version des Liberalismus Individuen als Mitglieder sich überschneidender Identitätskategorien – Kategorien, die keine realen Gemeinschaften und Kulturen sind, sondern demografische Abstraktionen wie "asiatischer Amerikaner" und "LGBTQIA+". Das Wort "Gemeinschaft" kann solchen Abstraktionen hinzugefügt werden – wie in "LGBTQIA+-Community" –, aber es ist leer, denn keine der identitätspolitischen Kategorien sind konkrete Gemeinschaften mit einem gemeinsamen kulturellen Leben. Tatsächlich atomisiert die Pseudo-Solidarität der Identitätspolitik das Individuum weiter, indem sie die Legitimität ererbter Kulturen untergräbt. Dieses Ergebnis ist kein Zufall. Progressive Liberale versuchen, den Einfluss größerer kultureller Kollektive zu schwächen, indem sie sie aus ihren Darstellungen der sozialen Welt tilgen, die sie mit ihrer Dominanz in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fakultäten des Westens verbreiten. Viele Konservative im Westen kritisieren dieses Projekt, und die chinesischen Intellektuellen sind sich einig.
Das intellektuelle Weltleben war einem kulturell ganzheitlichen Verständnis nicht immer feindlich gesinnt. Die Begründer der westlichen Soziologie verstand Gesellschaften als organische Ganze oder als eigenständige und kohärente Schauplätze von Konflikten und Ressourcenallokationen. Zwar haben der französische Soziologe Émile Durkheim (1858–1917) und der deutsche Soziologe Max Weber (1864–1920) die Art und Weise hervorgehoben, in der sich moderne Gesellschaften auf der Ebene der Berufe und Wertesphären intern ausdifferenziert haben. Nichtsdestotrotz, so Durkheim, waren die modernen Gesellschaften weiterhin durch eine gemeinsame soziale Vorstellungskraft geeint. Und obwohl Weber mehr als Durkheim auf Wertekonflikte innerhalb von Kulturen eingestellt war, verglichen seine Studien über das sozioökonomische Erbe verschiedener Weltreligionen verschiedene Zivilisationen. Für Weber bestehen die zivilisatorischen Ordnungen des Christentums, des Islam, des Hinduismus und Chinas jeweils aus einer einzigartigen Dynamik von Werten und Traditionen, aus denen unterschiedliche Formen des gesellschaftlichen Lebens hervorgehen.
In der westlichen akademischen Welt war eine vergleichende Zivilisationstheorie, wie sie Weber unternahm, zuletzt 1963 völlig respektabel, als der israelische Soziologe Shmuel Eisenstadt in The Political System of Empires erklärte, wie Europa, Japan, China und der Islam unterschiedliche Versionen der Moderne hervorgebracht hatten. Seither herrschen fragmentierende Visionen. Die Etikette in der westlichen akademischen Welt verlangt, dass wir Kulturen nicht "verdinglichen" oder "essentialisieren" und dass wir die Begriffe "Zivilisation" und "westliche Welt" vermeiden, von denen gesagt wird, dass sie den Jingoismus stimulieren und die Unterdrückung nicht-westlicher Völker unterstützen. Große kulturelle Einheiten sind suspekt. Es ist akzeptabel, das Adjektiv "kulturell" an Mikrogruppierungen anzuhängen; Subkulturen sind in Ordnung. Aber so etwas wie "amerikanische Kultur" zu postulieren, wäre übertrieben stereotypisierend, nicht ausreichend auf Diversität abgestimmt, ja sogar reaktionär.
Reflexionen über das, was eine Gesellschaft eint – die kulturelle Ganzheitlichkeit, die chinesische Wissenschaftler für selbstverständlich halten – sollen nationalistischen politischen Programmen zugute kommen, die Professoren und Studenten demonstrativ verabscheuen müssen. Gegen diese Möglichkeit heben westliche Akademiker Subkulturen und dünne Identitätsgruppen hervor, zusammen mit der Untersuchung formaler Institutionen und der Globalisierung. Eigentlich ist alles in Ordnung, solange es den vermeintlich erstickenden Flickenteppich aus nationalen Bindungen und zivilisatorischen Blöcken aufbricht.
Infolgedessen lehnen westliche Akademiker kulturelle Vergleiche auf der Grundlage gemeinsamer Traditionen rundweg ab und unterschätzen das Ausmaß, in dem das kulturelle Leben der Menschheit in unterschiedlichen und gut konsolidierten Blöcken organisiert ist, wie Huntington beschreibt. Natürlich sind Kulturen nicht perfekt voneinander zu unterscheiden. Es gab schon immer durchlässige Grenzzonen, Diasporas, Untergruppierungen, lokale Variationen und frei umherziehende Individuen mit einzigartigen Identitätsgefügen. Aber wenn wir uns ausschließlich auf diese Aspekte konzentrieren, unterschätzen wir, wie blockartig ein Großteil des kulturellen Lebens auf der Erde dennoch bleibt.
Eine aktuelle Studie mit dem Titel "On 'Nationology« von Plamen Akaliyski und anderen vergleicht die Erklärungskraft nationaler Einheiten im World Values Survey mit der von alternativen Gruppierungseinheiten wie Religion und ethnischer Zugehörigkeit. Es stellt sich heraus, dass "Nationen den Großteil der erklärbaren Variation in den kulturellen Werten eines Individuums für sich beanspruchen". "Entgegen der Intuition vieler Wissenschaftler fügen alternative soziale Aggregate, wie ethnische, sprachliche und religiöse Gruppen sowie verschiedene soziodemografische Kategorien, eine vernachlässigbare erklärte Varianz zu der hinzu, die bereits von Nationen erfasst wird." Damit erweist sich die vorherrschende Ansicht chinesischer Gelehrter und vieler westlicher Konservativer – dass Nationen nicht nur sehr reale kulturelle Einheiten sind, sondern in den meisten Fällen wichtiger als andere Differenzierungen – als wahr.
In einer früheren Studie stellten die Soziologen Ronald Inglehart und Christian Welzel ihre bekannte Weltkulturkarte vor (siehe Grafik). Daraus geht hervor, dass sich die Befragten des World Values Survey und der European Values Study, wenn sie nach Nationalitäten gruppiert sind, in größere Weltkulturregionen oder Zivilisationen gruppieren. Inglehart und Welzel stellten traditionelle und säkulare Werte sowie Überlebens- und Selbstausdruckswerte gegenüber. Die y-Achse (traditionell – säkular) zeigt das Gewicht, das die Befragten Religion, Familienwerten und legitimer Autorität beimessen. Die x-Achse (Überleben – Ausdruck) verläuft von wirtschaftlichen und physischen Sicherheitsbedenken bis hin zu subjektivem Wohlbefinden und Lebensqualität. Weltregionale Muster sind erkennbar, wenn die nationalen Durchschnittswerte in einem Streudiagramm dargestellt werden. Europäische Länder mit einer starken protestantischen Tradition punkten zum Beispiel in Bezug auf Säkularismus und Selbstdarstellung, während die Länder der Anglosphäre ebenso selbstausdrucksstark, aber traditioneller sind.
Fasst man die beiden Forschungsergebnisse zusammen – dass die nationale Zugehörigkeit den größten Teil der Variation abdeckt und dass sich Nationen in größere kulturelle Regionen gruppieren – scheint es, dass unsere kulturelle Welt zu einem großen Teil eine von "Menschen innerhalb von Nationen und Nationen innerhalb von Zivilisationen" ist. Die Tendenz westlicher Konservativer und chinesischer Gelehrter, sich eine Welt kultureller Schubladen vorzustellen, ist also nicht völlig daneben. Die Auffassung von Nationen und Zivilisationen als zentrale Realitäten des politischen Lebens hat eine weitaus solidere empirische Grundlage als progressiv-liberale Versuche, über den kulturellen Tellerrand hinauszuschauen.
Die Gesundheit hat moralische Substanz, kulturelle Unterschiede sind wichtig, und Zivilisationen sind real. Chinesische Denker und westliche Konservative sind sich in diesen grundlegenden Punkten einig. Beide Gruppen betrachten die Gesellschaft als ein dicht kultiviertes Ganzes, das durch gemeinsame Werte zusammengehalten wird. Aber natürlich hat die Konvergenz Grenzen. Die kulturellen Holismen, die chinesische Denker und westliche Konservative in der Gesellschaft wahrnehmen und politisch annehmen, unterscheiden sich inhaltlich. Der Holismus, der mit der Betonung der nationalen Kultur und der zivilisatorischen Identität des westlichen Konservatismus in Einklang steht, unterscheidet sich vom Holismus des chinesischen politischen Denkens, da letzteres auf Ansichten über die menschliche Natur, den sozialen Zusammenhalt und die politische Autorität beruht, die westliche Konservative ablehnen.
Chinesische Denker haben oft den utopischen Glauben, dass Führer und die Gesellschaft moralisch perfektionierbar sind. Dieser Optimismus erlaubt es den modernen chinesischen Philosophen zu erwarten, dass mit guter Führung und anhaltenden Bemühungen um moralische Erziehung Egoismus und Parteilichkeit eines Tages aus den Herzen der Menschen verschwinden werden. Als ich zum ersten Mal über diesen Glauben in meiner Lektüre der chinesischen Philosophie stolperte, konnte ich mich nicht dazu durchringen, ihn ernst zu nehmen. Aber 2017 habe ich einem Gymnasiasten in Peking Nachhilfe gegeben. Bei verschiedenen Gelegenheiten meinte dieser Student, dass es sinnlos sei, mit Menschen zu diskutieren, denn solche "Diskussionen werden bald enden". Er erklärte, dass bald eine einigende moralische Wahrheit entstehen würde, nach der die Menschen nichts mehr zu diskutieren hätten. Warum zanken, wenn Meinungsverschiedenheiten selbst im Begriff waren, obsolet zu werden?
Dieser aufrichtige, aufgeweckte Teenager spiegelte einen breiten Strang des chinesischen politischen Denkens wider, den der Sinologe und politische Theoretiker Thomas A. Metzger als "chinesischen Utopismus" bezeichnet. In A Cloud Across the Pacific charakterisiert Metzger den chinesischen Utopismus als "den Glauben, dass das konkrete Hier-und-Jetzt nicht nur moralisch perfektioniert werden sollte, sondern auch gemacht werden könnte". Dieser Glaube entspringt einer modernen Überarbeitung des konfuzianischen Idealismus. Für die vormodernen Neokonfuzianer lag das goldene Zeitalter der Menschheit in einer fernen Vergangenheit, als die perfekte Herrschaft des Herzogs von Zhou (1042–1035 v. Chr.) alles unter dem Himmel in eine harmonische Familie brachte. Seitdem war die Menschheit zurückgegangen, wobei der allmähliche Abwärtstrend nur sporadisch durch Teilrestaurationen unterbrochen wurde. Beeinflusst vom Sozialismus und den modernen westlichen Vorstellungen von historischem Fortschritt, wurde diese Geschichtsdarstellung zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf den Kopf gestellt, als Modernisierer wie Kang Youwei (1858–1927) den Heilszustand in die nahe Zukunft verlegten. Kangs berühmter Das Buch der Großen Einheit sah eine harmonisierte, friedliche Welt voraus, in der alle in jeder Hinsicht gleich sein würden, auch in wirtschaftlicher Hinsicht, und in der die Rivalität überwunden werden würde, da jeder danach strebte, menschlich zu sein und sich selbst zu kultivieren.
Diese Verschmelzung von Konfuzismus und Moderne, erklärt Metzger, bereitete den Weg für den Import des marxistisch-leninistischen Utopismus in der Mitte des 20. Jahrhunderts, und er ist nach wie vor einflussreich im chinesischen Denken. Der Philosoph Zhao Tingyang von der Peking-Universität hat in den letzten Jahren für Aufsehen gesorgt, indem er die Vision einer globalen moralischen Revolution skizzierte, bei der die Parteilichkeit aus den Herzen aller Menschen ausgerottet wird, diplomatische Spannungen obsolet werden und die Kulturen der Welt sich gegenseitig respektieren. In seiner jüngsten Monografie "All Under Heaven " wiederholt er sein Plädoyer, politische Konflikte durch eine weltweite Ordnung der Freundschaft zu ersetzen: "Politik muss zu einer Kunst werden, um Feindschaft in Freundschaft zu verwandeln, und nicht zu einer Technologie, um mit konkurrierenden Konflikten fertig zu werden."
Dieser moralische Utopismus steht im Widerspruch zum Kern des westlichen Konservatismus. Ob Burkeaner, Hayekianer oder theologischer Überzeugung, ein robuster Konservatismus beruht auf der christlichen Vorstellung von menschlicher Gefallenheit. Sie akzeptiert, dass die Sünde, einschließlich des alltäglichen Egoismus, ein unausrottbares Merkmal der menschlichen Existenz ist, und versucht daher, Schutzmaßnahmen gegen den schlimmsten Machtmissbrauch aufzuerlegen. Checks and Balances, Rechtsstaatlichkeit und offene Debatten sind unverzichtbar, denn den Staats- und Regierungschefs kann man nie voll und ganz vertrauen. Und politische Meinungsverschiedenheiten werden immer bleiben. Selbst die besten Politiker und Bürger haben Interessen und perspektivische Beschränkungen, die ihr Urteilsvermögen beeinflussen.
Ein pessimistisches Menschenbild führt dazu, dass Konservative eine wohlgeordnete Gesellschaft als Balanceakt begreifen. Ordnung ist möglich, wenn sich unterschiedliche Institutionen und kulturelle Traditionen gegenseitig in Schach halten und die Fehlbarkeit des Menschen ausgleichen. In der optimistischen chinesischen Sichtweise hingegen ist das Kollektiv harmonisch integriert; Alle Teile der Gesellschaft, einschließlich aller Individuen, können sich gemeinsam auf höhere moralische Ebenen erheben. In der chinesischen Demografie gibt es ein Konzept der "Bevölkerungsqualität" ( renkou suzhi ). Nach der Definition von Baidu Baike , Chinas größter Online-Enzyklopädie, bezeichnet dieser Begriff die "ideologischen, kulturellen und physischen Qualitäten" einer Bevölkerung. Alle diese Eigenschaften, so glaubt man, können verbessert werden. Alles in der Gesellschaft, einschließlich des moralischen Charakters des Individuums, kann – und muss – zusammenwachsen, wenn das kulturelle Kollektiv aufsteigt und sich verbessert und schließlich eine moralisch perfekte Gesellschaft mit makellosen Führern hervorbringt.
Der Glaube an die Möglichkeit einer grundlegenden kollektiven Verbesserung des moralischen Charakters des Volkes lässt chinesische Denker einen kulturellen Holismus postulieren, der kollektivistischer ist als selbst die integralsten Visionen westlicher Konservativer. In diesem Sinne könnte man den chinesischen Mainstream als "rechter" bezeichnen als den westlichen Konservatismus selbst. Aber an diesem Punkt verschieben sich die Vergleiche. Der chinesische Utopismus, ein prominenter Strang des chinesischen politischen Denkens, hat sein engstes westliches Gegenstück im radikalen Sozialismus und in den Träumen von einer perfekt harmonischen multikulturellen Gesellschaft der Inklusion. In diesem Sinne könnte man den chinesischen Utopismus als links bezeichnen.
Das Schwenken der chinesischen sozialen Vorstellungskraft von rechts nach links zeigt, wie töricht es ist, etwas so Komplexes und Komplexes Verschiedenes in das westliche Links-Rechts-Spektrum einzuordnen. Das chinesische intellektuelle Leben ist eine andere Welt – wenn auch eine, die Affinitäten zum westlichen Konservatismus aufweist und großes Interesse an ihm zeigt. Vielleicht können wir das Interesse erwidern und sogar Sympathie aufbringen, denn solange die perfekte globale Harmonie noch nicht zustande gekommen ist, wird es notwendig sein, dass der Westen und China koexistieren, während sie sich in vielen Dingen nicht einig sind.
Eric Hendriks-Kim ist ein niederländischer Soziologe und Visiting Fellow am Mathias Corvinus Collegium in Budapest.
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