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Analysen 7.-14.11.19: Rojava (Kurdistan) - die blinden Flecken der Linken/ Thierry Meyssan: Propaganda und Post-Wahrheit Frieden oder der Kampf gegen das CO2: Man muss seine Priorität wählen

 
 
 
 
rojava - die blinden flecken der linken
da tamera und GEN-suisse werbung machen für ein autonomes kurdistan rojava in syrien bringe ich hier nocheinmal die um welten differenziertere analyse von thierry meyssan und analitik...
 
Alles, was man vor Ihnen über die türkische Operation
"Quelle des Friedens" verbirgt (1/3)
Die Genealogie der Kurdenfrage
von Thierry Meyssan  | Damaskus (Syrien)
Die einhellige internationale Gemeinschaft verurteilt fortlaufend die Militäroffensive in Rojava und schaut hilflos zu, wie zehntausende Kurden, die von der türkischen Armee verfolgt werden, fliehen. Niemand greift jedoch ein, weil man denkt, dass angesichts der von Frankreich geschaffenen unlösbaren Situation und der von kurdischen Kämpfern und Zivilisten begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ein Massaker vielleicht der einzig mögliche Weg zur Wiederherstellung des Friedens ist.
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Zehntausende kurdische Zivilisten fliehen vor der türkischen Armee, verlassen das von ihnen eroberte Land, das sie hofften, zu ihre Heimat zu machen.

Alle Kriege beinhalten einen Vereinfachungsprozess: Es gibt nur zwei Lager auf einem Schlachtfeld und jeder muss das Seine wählen. Im Nahen Osten, wo es eine unwahrscheinliche Menge von Gemeinschaften und Ideologien gibt, ist dieser Prozess besonders erschreckend, da keine der Besonderheiten dieser Gruppen mehr zum Ausdruck gebracht werden kann und jeder sich mit anderen verbünden muss, die er missbilligt.

Wenn ein Krieg zu Ende geht, versucht jeder, die Verbrechen, die er – ob freiwillig oder nicht - begangen hat, zu vertuschen und manchmal auch unangenehme Verbündete verschwinden zu lassen, die er vergessen möchte. Viele versuchen dann, die Vergangenheit wiederaufzubauen, um sich selbst in gutem Licht erscheinen zu lassen. Genau das erleben wir heute mit der türkischen Operation "Quelle des Friedens" an der syrischen Grenze und den unglaubwürdigen Reaktionen, die sie hervorruft.

Um zu verstehen, was vor sich geht, reicht es nicht aus zu wissen, dass alle lügen. Man muss auch herausfinden, was jeder verbirgt und es akzeptieren, auch wenn man dann feststellt, dass diejenigen, die man zuvor bewunderte, tatsächlich Schurken sind.

Genealogie des Problems

Glaubt man dem europäischen Diskurs, könnte man meinen, dass die bösen Türken die netten Kurden ausrotten werden, die die klugen Europäer trotz der feigen US-Amerikaner zu retten versuchen. Keine dieser vier Mächte spielt die Rolle, die man ihr unterstellt.

Das aktuelle Ereignis muss zunächst im Kontext des "Krieges gegen Syrien" betrachtet werden, von dem er nur eine Schlacht ist, und in den Kontext der "Umgestaltung des erweiterten Nahen Ostens", von der der Syrien-Konflikt nur eine Etappe ist. Anlässlich der Anschläge vom 11. September 2001 passten US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und sein neuer Direktor für die „Force Transformation“, Admiral Arthur Cebrowski, die Strategie des Pentagons dem Finanzkapitalismus an. Sie beschlossen, die Welt in zwei Zonen zu unterteilen: eine, die die der wirtschaftlichen Globalisierung sein würde, und die andere, die als bloße Rohstoffreserve angesehen würde. Die US-Armeen sollten damit beauftragt werden, die staatlichen Strukturen in diesem zweiten Teil der Welt zu beseitigen, damit niemand dieser neuen Arbeitsteilung widerstehen kann [1]. Sie begannen mit dem "Erweiterten Nahen Osten".

Es war geplant, die Arabische Republik Syrien nach Afghanistan und dem Irak im Jahr 2003 (Syrian Accountability Act) zu zerstören, aber verschiedene Zufälle drängten diese Operation auf 2011 zurück. Der Angriffsplan wurde angesichts der britischen Kolonialerfahrung in der Region neu organisiert. London riet, die Staaten nicht vollständig zu zerstören, einen minimalen Staat im Irak wiederherzustellen und Marionettenregierungen zu behalten, dazu in der Lage, das tägliche Leben der Völker zu verwalten. Basierend auf der "Großen arabischen Revolte" von Lawrence von Arabien, die die Briten 1915 organisierten, war das Ziel, einen "arabischen Frühling" zu organisieren, der die Muslimbruderschaft an die Macht bringt anstelle der Wahhabiten [2]. Die prowestlichen Regime Tunesiens und Ägyptens wurden zuerst gestürzt und dann wurden Libyen und Syrien angegriffen.

Zunächst weigerte sich die Türkei, ein NATO-Mitglied, am Krieg gegen Libyen teilzunehmen, das ihr erster Kunde war, und dann auch an dem gegen Syrien, mit dem sie einen gemeinsamen Markt geschaffen hatte. Der französische Außenminister Alain Juppé hatte dann die Idee, zwei Dinge mit einem Schlag zu erledigen. Er schlug seinem türkischen Amtskollegen Ahmet Davutoğlu vor, gemeinsam die Kurdenfrage im Gegenzug für den Beitritt der Türkei zum Krieg gegen Libyen und Syrien zu lösen. Die beiden Männer unterzeichneten ein Geheimprotokoll, das die Schaffung eines Kurdistans nicht in den kurdischen Gebieten der Türkei, sondern in den aramäischen und arabischen Gebieten Syriens vorsah. [3]. Die Türkei, die ausgezeichnete Beziehungen zur irakischen Regionalregierung Kurdistans unterhält, wollte die Schaffung eines zweiten Kurdistans, weil sie an das Ende der kurdischen Unabhängigkeitsbewegung auf ihrem eigenen Boden denkt. Frankreich, das 1911 kurdische Stämme rekrutiert hatte, um arabische Nationalisten zu unterdrücken, beabsichtigte schließlich, in der Gegend ein Pseudo-Kurdistan zu schaffen, wie es den Briten gelungen war, eine jüdische Kolonie in Palästina zu schaffen. Die Franzosen und Türken gewannen die Unterstützung der Israelis, die bereits das irakische Kurdistan mit dem Barzani-Clan kontrollierten, der offiziell Mitglied des Mossad war.

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Hellbraun: das von der King-Crane Kommission entworfene Kurdistan, bestätigt von US-Präsident Woodrow Wilson und 1920 von der Konferenz von Sèvres verabschiedet.

Die Kurden sind ein nomadisches Volk (das ist die genaue Bedeutung des Wortes "kurdisch"), das sich im Euphrat-Tal, im Irak, in Syrien und in der Türkei von heute bewegte. Nicht als Stämme, sondern als Clane organisiert, und bekannt für seinen Mut, schuf es viele Dynastien, die in der arabischen Welt (einschließlich der von Saladin dem Prächtigen) und der persischen Welt herrschten, und stellte verschiedenen Armeen Hilfstruppen zur Verfügung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden einige von ihnen von den Osmanen rekrutiert, um die nichtmuslimische Bevölkerung der Türkei, insbesondere die Armenier, zu massakrieren. Bei dieser Gelegenheit ließen sie sich in Anatolien nieder, während die anderen nomadisch blieben. Am Ende des Ersten Weltkriegs schuf US-Präsident Woodrow Wilson, gemäß Paragraph 12 seiner 14 Punkte (Kriegsziele), auf den Trümmern des Osmanischen Reiches ein Kurdistan. Um das Gebiet einzugrenzen, schickte er die King-Crane-Kommission vor Ort, während die Kurden das Massaker an den Armeniern fortsetzten. Die Experten bestimmten ein Gebiet in Anatolien und warnten Wilson vor den verheerenden Folgen einer Erweiterung oder Verschiebung dieses Territoriums. Aber das Osmanische Reich wurde von innen durch Mustafa Kemal gestürzt, der die Republik ausrief und den territorialen durch das Wilson-Projekt auferlegten Verlust verweigerte. Kurdistan ist schließlich nicht entstanden.

Ein Jahrhundert lang versuchten die türkischen Kurden, sich von der Türkei abzuspalten. In den 1980er Jahren begannen die Marxisten-Leninisten der PKK einen echten Bürgerkrieg gegen Ankara, der hart unterdrückt wurde. Viele flohen nach Nordsyrien, unter den Schutz von Präsident Hafez al-Assad. Als ihr Anführer Abdullah Öcalan von den Israelis verhaftet und den Türken übergeben wurde, gaben sie den bewaffneten Kampf auf. Am Ende des Kalten Krieges wurde die PKK, die nicht mehr von der Sowjetunion finanziert wurde, von der CIA unterlaufen und mutierte. Die PKK gab die marxistische Doktrin auf und wurde anarchistisch, verzichtete auf den Kampf gegen den Imperialismus und stellte sich in den Dienst der NATO. Die Atlantische Allianz nutzte ihre terroristischen Operationen ausgiebig aus, um die Impulsivität ihres türkischen Mitglieds einzudämmen.

Außerdem führte die internationale Gemeinschaft 1991 einen Krieg gegen den Irak, der gerade in Kuwait einmarschiert war. Am Ende des Krieges ermutigte der Westen die schiitische und kurdische Opposition, gegen das sunnitische Regime von Präsident Saddam Hussein aufzubegehren. Die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich ließen 200.000 Personen massakrieren, besetzten aber ein Gebiet des Landes, aus dem sie die irakische Armee verbannten. Sie vertrieben die Bewohner und brachten dort die irakischen Kurden zusammen. Es war dieses Gebiet, das nach dem Krieg 2003 wieder dem Irak einverleibt wurde und um den Barzani-Clan herum zum Irakisch-Kurdistan wurde.

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Die Rumsfeld/Cebrowski-Generalstabskarte von der " Neugestaltung des Erweiterten Nahen Ostens“.
Quelle: “Blood borders - How a better Middle East would look”, Colonel Ralph Peters, Armed Forces Journal, June 2006.

Zu Beginn des Krieges gegen Syrien verlieh Präsident Baschar al-Assad kurdischen politischen Flüchtlingen und ihren Kindern die syrische Staatsbürgerschaft. Sie stellten sich sofort in den Dienst von Damaskus, um den Norden des Landes vor ausländischen Dschihadisten zu verteidigen. Aber die NATO erweckte die türkische PKK wieder zum Leben und schickte sie zur Mobilisierung der Kurden in Syrien und dem Irak, um ein sehr Großes-Kurdistan zu schaffen, wie es das Pentagon seit 2001 geplant hatte und durch die 2005 durchgesickerte Generalstabskarte von Oberst Ralph Peters gezeigt wurde.

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Die nach dem Scheitern des ersten Krieges gegen Syrien veränderte Karte der Neugestaltung des “ Erweiterten Nahen Osten“.
Quelle: “Imagining a Remapped Middle East”, Robin Wright, The New York Times Sunday Review, September 28, 2013.

Dieses Projekt (das darauf abzielte, die Region aus ethnischen Gründen zu spalten) entsprach überhaupt nicht dem von Präsident Wilson im Jahr 1919 (zur Anerkennung des Rechts des kurdischen Volkes) und auch nicht dem der Franzosen (zur Belohnung von Söldnern). Es war viel zu groß für sie und sie konnten nicht hoffen, es zu kontrollieren. Auf der anderen Seite begeisterte es aber die Israelis, die es als eine Möglichkeit sahen, Syrien von hinten einzudämmen. Die Verwirklichung erwies sich jedoch als nicht möglich. Die USIP, ein mit dem Pentagon verbundenes "Five Eyes"-Institut, schlug vor, es zu ändern. Großkurdistan würde zugunsten einer Ausweitung des irakischen Sunnistan reduziert [4], das einer dschihadistischen Organisation anvertraut werden würde: dem zukünftigen Daesch.

Die Kurden der YPG, des syrischen Ablegers der PKK, versuchten mit Hilfe der US-Streitkräfte, einen neuen Staat Rojava zu schaffen. Das Pentagon nutzte sie, um die Dschihadisten auf das ihnen zugewiesene Gebiet zu beschränken. Es gab nie einen theologischen oder ideologischen Kampf zwischen der YPG und Daesch, es war nur eine Rivalität um ein Gebiet, das auf Kosten des Irak und Syriens geteilt werden sollte. Und übrigens, als das Emirat Daesch zusammenbrach, half die YPG den Dschihadisten, sich den Al-Kaida-Kräften in Idlib anzuschließen, indem sie sie ihr "Kurdistan" überqueren ließ.

Die irakischen Kurden des Barzani-Clans waren direkt an der Eroberung des Irak durch Daesch beteiligt. Nach Angaben der PKK, habe der Sohn des Präsidenten und Geheimdienstchefs der irakischen kurdischen Regionalregierung, Masrour "Jomaa" Barzani, am geheimen CIA-Treffen, das diese Operation plante, in Amman am 1. Juni 2014 teilgenommen. [5]. Die Barzani kämpften nie gegen Daesch. Sie begnügten sich ihr Territorium zu schützen und schickten sie zur Konfrontation mit den Sunniten. Schlimmer noch, sie ließen Daesch nicht-muslimische Kurden, die Yeziden, in der Schlacht von Sindschar, versklaven. Die Geretteten wurden von türkischen PKK- und syrischen YPG-Kämpfern gerettet, die zum Einsatzort geschickt wurden.

Am 27. November 2017 hielten die Barzani – mit der alleinigen Unterstützung Israels – ein Referendum über die Selbstbestimmung im irakischen Kurdistan ab, das sie trotz offensichtlicher Tricks verloren. In der Wahlnacht war die arabische Welt fassungslos, als in Erbil eine Flut israelischer Flaggen entdeckt wurde. Laut dem Magazin Israel-Kurd habe der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu versprochen, im Falle eines Sieges bei dem Referendum, 200.000 israelische Kurden zum Schutz des neuen Staates zu überführen.

Um das Recht auf Selbstbestimmung genießen zu können, muss ein Volk zuerst vereint sein, was für die Kurden nie der Fall war. Es muss dann auch auf einem Gebiet leben, in dem es in der Mehrheit ist, was nur in Anatolien seit dem Völkermord an den Armeniern der Fall war, dann auch im Nordirak seit der ethnischen Säuberung dank der Flugverbotszone nach der Operation "Wüstensturm" und schließlich im Nordosten Syriens, seit der Vertreibung der christlichen Assyrer und Araber. Ihnen dieses Recht heute anzuerkennen, bedeutet, Verbrechen gegen die Menschlichkeit gutzuheißen.


 
 
Alles, was man vor Ihnen über die türkische Operation "Quelle des Friedens" verbirgt (2/3)
Das vom französischen Kolonialismus geplante Kurdistan Damaskus (Syrien) | 16. Oktober 2019
Entgegen einer landläufigen Meinung ist Rojava kein Staat für das kurdische Volk, sondern eine französische Fantasievorstellung der Zwischenkriegszeit. Ziel war es, einen Pseudo-Staat mit Kurden zu schaffen, der dem Großisrael entspricht, der mit Juden ins Auge gefasst wurde. Dieses koloniale Ziel wurde von den Präsidenten Sarkozy, Hollande und Macron wiederbelebt, bis zur ethnischen Säuberung der Region, um dort das kurdische Volk zu beherbergen.
 

Alles, was man vor Ihnen über die türkische Operation "Quelle des Friedens" verbirgt (3/3)
Die türkische Invasion von Rojava
von Thierry Meyssan
Damaskus (Syrien)
Die türkische Invasion von Rojava
Wenn die internationale Gemeinschaft die Brutalität der türkischen Intervention in Nordsyrien auch öffentlich fürchtet, begrüßt sie inoffiziell diese Intervention, als die einzige und alleinige Lösung für eine Rückkehr zum Frieden in der Region. Der Krieg gegen Syrien endet mit einem weiteren Verbrechen. Das Schicksal der ausländischen Söldner von Idlib, der tollwütigen Dschihadisten während acht Jahren eines besonders wilden und grausamen Krieges, bleibt noch zu klären.
 

Lösung des Kurdenproblems nähert sich dem Höhepunkt

 


„Das Sozialgesetzbuch ist kein Strafgesetzbuch!“ – zum Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zu Hartz IV

https://dieunbestechlichen.com/2019/11/das-sozialgesetzbuch-ist-kein-strafgesetzbuch-zum-urteil-des-bundesverfassungsgerichtes-zu-hartz-iv/
7. November 2019

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zu Karlsruhe ist mit Spannung erwartet worden. Es ging um die Frage, ob Sanktionen gegen Hartz IV-Empfänger verfassungswidrig sind oder nicht. Viele, die in Not geraten sind und von der staatlichen Grundsicherung abhängig, beklagen, dass sie durch monatelange Leistungskürzungen um 60 Prozent in unzumutbare, existenzielle Not geraten.

https://i1.wp.com/dieunbestechlichen.com/wp-content/uploads/2019/10/crash2.jpg?resize=124%2C198&ssl=1 124w, https://i1.wp.com/dieunbestechlichen.com/wp-content/uploads/2019/10/crash2.jpg?resize=162%2C260&ssl=1 162w, https://i1.wp.com/dieunbestechlichen.com/wp-content/uploads/2019/10/crash2.jpg?w=312&ssl=1 312w" data-lazy-loaded="1" sizes="(max-width: 304px) 100vw, 304px" width="304" height="488">Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes am Dienstag ist klar und eindeutig: Solche drastischen Bestrafungen sind mit dem Grundgesetz unvereinbar. Langzeitarbeitslosen die existenzsichernde Unterstützung ganz oder zum größten Teil zu verweigern stehe im eklatanten Gegensatz zur Grundsicherung. Die geltenden, eisernen Regeln, starr und teilweise überhaupt nicht hilfreich, müssen dringend überarbeitet werden.

In dieser Sache standen sich im Prinzip zwei politische Lager gegenüber: Einmal die Verfechter der „sanktionsfreien Grundsicherung“, die im Prinzip ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre und auf der anderen Seite, diejenigen, die harte, schmerzhafte Strafen für die richtige Erziehungsmethode und den stärksten Anreiz halten, um die „Hartzer“ wieder in eine Erwerbstätigkeit zu bringen.

Fast 15 Jahre gibt es Hartz IV, und die Debatte um die Sanktionen wird auch seitdem hart geführt. Im letzten Jahr wurden insgesamt etwa 900.000 Sanktionen gegen „Hartzer“ verhängt. Kann das in Ordnung sein, denen, die alles verloren haben, auch noch das Nötigste zum Leben wegzunehmen? Zwingt man sie nicht damit in Selbstaufgabe, Hoffnungslosigkeit, Wut oder sogar Kriminalität?

Die Karlsruher Richter haben mit ihrem Urteil dem Sozialgeldsystem sein Henkersbeil aus der Hand genommen, aber das System selbst nicht angerührt.

Das Grundrecht auf ein menschenwürdiges Existenzminimum ist ein wichtiger Teil eines zivilisierten Staates. Aber es darf nach dem neuen Urteil sehr wohl auch an Bedingungen gebunden sein. Die von der Not Betroffenen müssen selbst aktiv daran mitarbeiten, wieder in ein Erwerbsleben zu kommen und sich aus ihrer Notlage durch ihren Einsatz und ihre Mithilfe auch selbst befreien.

In der Urteilsbegründung steht:

„Der Gesetzgeber kann erwerbsfähigen Menschen, die nicht in der Lage sind, ihre Existenz selbst zu sichern und die deshalb staatliche Leistungen in Anspruch nehmen, abverlangen, selbst zumutbar an der Vermeidung oder Überwindung der eigenen Bedürftigkeit aktiv mitzuwirken. Er darf sich auch dafür entscheiden, insoweit verhältnismäßige Pflichten mit wiederum verhältnismäßigen Sanktionen durchzusetzen.“

Wenn der Staat das fordern kann und zu diesem Zweck auch das Grundrecht desjenigen einschränken darf, dann muss dies auch klar diesem Zweck dienen, begründet das Gericht seine Entscheidung, nämlich den Betroffenen zu befähigen, sein Existenzminimum selbst zu verdienen. Daran und nur an diesem Ziel muss sich das Sozialgesetzbuch II, in welchem Hartz IV geregelt wird, auch messen lassen.

Nach diesem Grundsatz haben sich die Richter auch die verhängten Sanktionen angesehen. Die Bestrafungen bei „Pflichtverletzungen“ sind demnach teilweise verfassungswidrig. Hier sieht das Gericht vor allem den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit:

Wird eine Mitwirkungspflicht zur Überwindung der eigenen Bedürftigkeit ohne wichtigen Grund nicht erfüllt und sanktioniert der Gesetzgeber das durch den vorübergehenden Entzug existenzsichernder Leistungen, schafft er eine außerordentliche Belastung. Dies unterliegt strengen Anforderungen der Verhältnismäßigkeit; der sonst weite Einschätzungsspielraum zur Eignung, Erforderlichkeit und Zumutbarkeit von Regelungen zur Ausgestaltung des Sozialstaates ist hier beschränkt.“

Als Richtschnur gab das Gericht mit, dass bei Verstößen gegen die Auflagen die Leistungen maximal um 30 Prozent gekürzt werden dürfen. Bisher waren sogar Abzüge bei „Verletzung der Mitwirkungspflicht“ bis zu 100 Prozent möglich. Eine schlicht unmenschliche Maßnahme, die gegen das Grundrecht auf ein menschenwürdiges Leben nach dem Grundgesetz verstößt.

https://i1.wp.com/dieunbestechlichen.com/wp-content/uploads/2018/11/WSNM.jpg?resize=132%2C198&ssl=1 132w, https://i1.wp.com/dieunbestechlichen.com/wp-content/uploads/2018/11/WSNM.jpg?resize=174%2C260&ssl=1 174w, https://i1.wp.com/dieunbestechlichen.com/wp-content/uploads/2018/11/WSNM.jpg?w=334&ssl=1 334w" data-lazy-loaded="1" sizes="(max-width: 299px) 100vw, 299px" width="299" height="449">
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Weiterhin darf eine starre Frist von drei Monaten – die bisher galt, wenn Sanktionen verhängt werden – nicht mehr automatisch angewendet und durchgezogen werden. Die Frist kann nun verkürzt werden, wenn der Empfänger der Leistungen sein Verhalten ändert.

Sanktionsgründe sind beispielsweise, wenn der Leistungsempfänger eine zumutbare Arbeit nicht annimmt oder einfach abbricht. Beim ersten Mal werden dann für drei Monate 30 Prozent der Leistung weggekürzt, im Wiederholungsfalle sind es 60 Prozent. Kommt es noch einmal vor, werden die Bezüge für die nächsten drei Monate ganz gestrichen und derjenige erhält nur noch Sachleistungen.

Solche Kürzungen waren bisher obligatorisch, auch ohne die Bewertung des Einzelfalles und der Umstände. Nach der Neuregelung durch das Gericht kann weiterhin eine Leistungskürzung von 30 Prozent vorgenommen werden, jedoch mit der Maßgabe, dass die Sanktionierung ausbleiben kann, wenn es im Einzelfall zu außergewöhnlichen Härten führen würde. Ebenfalls bestehen bleibt ein Abzug von 10 Prozent, wenn ein Leistungsempfänger nicht zum anberaumten Termin im Jobcenter erscheint. Es wird jedoch in Zukunft möglich sein, Sanktionen sofort wieder auszusetzen, sobald der Sozialhilfeempfänger sich doch entschließt, mitzuwirken, ja schon auch dann, wenn er sich „ernsthaft und nachhaltig bereit erklärt“, seiner Verpflichtung nachzukommen.

Diese Entscheidung betrifft allerdings nur diejenigen Bezieher, die älter als 25 Jahre sind. Die Bedingungen für sehr junge Leute unter 25 standen nicht zur Entscheidung an. Hier gelten nach wie vor härtere Bedingungen.

Die Entscheidung war nötig geworden und mit hohen Erwartungen behaftet. Als der dazu tagende Erste Senat des Bundesverfassungsgerichtes nach der Urteilsverkündung den Saal verließ, brandete langanhaltender Beifall auf.


 
 
Propaganda und Post-Wahrheit
von Thierry Meyssan  | Damaskus (Syrien)

In den letzten 18 Jahren haben wir über die seltsame Entwicklung der Medien diskutiert, die immer weniger Wert auf die Fakten zu legen scheinen. Wir führen dieses Phänomen auf ihre Demokratisierung durch soziale Netzwerke zurück. Dann läge der Zusammenbruch der Nachrichtenqualität also daran, dass jetzt jede beliebige Person sich als Journalist versuchen könnte. Es wäre daher angemessen, wenn allein die Eliten das Recht hätten, zu reden. Was wäre, wenn es genau das Gegenteil wäre? Wenn die in Betracht zu ziehende Zensur nicht die Antwort auf das Phänomen wäre, sondern darin seine Kontinuität bestünde?

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Sisyphos rollt seinen Felsen mühsam bis zum Gipfel des Berges seiner Ambitionen, der Stein rollt dann unaufhaltsam auf der anderen Seite in die Unterwelt. Dann wiederholt er dieses absurde Werk.

Propaganda

In politischen Systemen, in denen die Macht die Beteiligung des Volkes braucht, zielt Propaganda darauf ab, so viele Leute wie möglich dazu zu veranlassen, einer bestimmten Ideologie zu folgen und sie zu deren Umsetzung zu bewegen.

Die zur Überzeugung eingesetzten Methoden unterscheiden sich nicht in Abhängigkeit von ihrer guten oder bösen Absicht. Im 20. Jahrhundert wurden jedoch die Verwendung von Lügen und Wiederholungen, die Beseitigung verschiedener Standpunkte und die Verstrickung in Massenorganisationen zuerst vom britischen Abgeordneten Charles Masterman, dem amerikanischen Journalisten George Creel und vor allem vom deutschen Minister Joseph Goebbels theoretisch ausgearbeitet, mit den verheerenden Folgen, die man kennt [1]. Aus diesem Grund hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen am Ende der beiden Weltkriege drei Resolutionen angenommen, in denen der Einsatz absichtlicher Lügen in den Medien zur Anstiftung von Krieg verurteilt und die Mitgliedstaaten aufgefordert werden, die Ideenfreiheit zu gewährleisten, als einzigem Schutz gegen Manipulation [2].

Während die Propagandamethoden in den letzten 75 Jahren perfektioniert wurden und systematisch in allen internationalen Konflikten eingesetzt werden, weichen sie allmählich vor neuen Einflussmethoden in den Ländern zurück, wo Frieden herrscht: Es geht nicht mehr darum, der Öffentlichkeit eine Ideologie aufzudrängen und sie im Dienste der Macht wirken zu lassen, sondern im Gegenteil, die Öffentlichkeit davon abzuhalten, von der Initiative abzuhalten, die Macht lahmzulegen.

Diese Strategie entspricht einer so genannten "demokratischen" Gesellschaftsorganisation, in der die Öffentlichkeit über die Möglichkeit verfügt, die Macht zu sanktionieren, was früher selten der Fall war.

Sie hat sich in den letzten 18 Jahren mit dem "Krieg gegen den Terror" verbreitet. Viele Intellektuelle haben die Absurdität dieses Ausdrucks hervorgehoben: Terrorismus ist kein Feind, sondern eine militärische Technik. Daher kann man nicht Krieg gegen den Krieg führen. Selbst wenn wir es damals nicht verstanden haben, sollte die Erfindung dieses paradoxen Ausdrucks die Post-Wahrheits-Ära etablieren.

Post-Wahrheit

Nehmen wir das Beispiel der jüngsten Hinrichtung von Abu Bakr al-Baghdadi. Wir alle wissen, dass ein Hubschraubertrupp nicht ganz Nordsyrien im Tiefflug durchqueren kann, ohne von der Bevölkerung gesehen oder von russischen Flugabwehrsystemen entdeckt zu werden. Das Narrativ, das uns da aufgetischt wird, ist eindeutig unmöglich. Dennoch diskutieren wir, weit davon entfernt zu hinterfragen, was wir für Propaganda halten, ob sich der Kalif, der von den US-Spezialkräften in die Enge getrieben wurde, mit zwei oder drei Kindern in die Luft gesprengt hat.

Zu anderen Zeiten hätten wir uns darauf geeinigt, dass wir angesichts der Unmöglichkeit eines wesentlichen Teils dieser Geschichte, die anderen Elemente, die uns serviert werden, nicht ernst nehmen können, angefangen mit dem Tod des Kalifen. Jetzt denken wir aber anders. Wir nehmen an, dass dieses faktische Element gefälscht wurde, vermutlich aus Gründen der nationalen Sicherheit, und wir halten den Rest der Erzählung für authentisch. Langfristig werden wir jedoch unsere Voreingenommenheit angesichts dieses oder anderer Elemente vergessen, und wir werden Enzyklopädien herausgeben, die diese schöne Geschichte mit ihren unglaubwürdigsten Elementen erzählen werden.

Mit anderen Worten, wir verstehen instinktiv, dass diese Erzählung keine Tatsachen meldet, sondern eine Botschaft vermittelt. Wir positionieren uns also nicht angesichts der Tatsachen, sondern angesichts der Botschaft, wie wir sie verstanden haben: Wie einst Osama bin Laden, wurde jetzt Abu Bakr al-Baghdadi hingerichtet; die Macht bleibt in den Händen der Vereinigten Staaten von Amerika.

Um unser Bewusstsein von den Fakten auf die Botschaft abzulenken, haben die speech writers die Pflicht, eine inkohärente Erzählung zu liefern. Es ist kein unglücklicher Fehler von ihnen, der sich wiederholt, sondern ein technisches Erfordernis ihrer Arbeit.

In der klassischen Propaganda versuchte man, zusammenhängende Geschichten zu erzählen, notfalls, indem man bestimmte Tatsachen verheimlichte oder fälschte. Jetzt nicht mehr. Weil man nicht mehr versucht, mit schönen Geschichten zu überzeugen, legt man sich, wenn nötig, die Realität auf bequeme Weise zurecht, wobei man einen Zwischenzustand des Bewusstseins anspricht, durch den man Botschaften vermittelt. Wir sind uns bewusst, dass diese Helikoptergeschichte unmöglich ist, aber wir können sie nicht aus unserem Bewusstsein ausblenden. Ein Teil unseres Intellekts wurde gehemmt.

Wir belügen uns selbst.

Wir können eine sehr große Anzahl von Beispielen für den Einsatz dieser Konditionierungstechnik in den Nachrichten der letzten Jahre finden. Alle die ich zitieren könnte, werden die Mehrheit meiner Leser schockieren, denn jedes Beispiel erfordert die Erkenntnis, dass wir uns durch unsere eigene Mitwirkung haben täuschen lassen. Wir hassen es aber, dass man uns auf unseren Irrtum aufmerksam macht.

Dennoch ein kleines Beispiel. Es ist alt, aber grundlegend. Es spielt auch heute noch eine entscheidende Rolle. Anlässlich der Anschläge vom 11. September 2001 veröffentlichten die Fluggesellschaften sofort vollständige Bordlisten von Passagieren und Mitarbeitern, die ums Leben gekommen waren. Zwei Tage später präsentierte der FBI-Direktor seine Erzählung von den 19 Entführern, die ihm zufolge, die Anschläge verübt haben. Kein einziger von ihnen war jedoch, laut den sofortigen Aussagen der Fluggesellschaften, in eines der vier Flugzeuge eingestiegen. Seine Version ist daher unmöglich. Achtzehn Jahre später diskutieren wir aber immer noch über die Natur dieser Individuen.

Gegenmittel

Seit 18 Jahren wurde uns erklärt, dass, mit der Möglichkeit für jedermann, seine Stimme auf einem Blog oder in sozialen Netzwerken auszudrücken, der technische Fortschritt die öffentliche Sprache abgewertet habe. Jeder kann jetzt sagen, was er will. In der Vergangenheit hatten nur Politiker und Berufsjournalisten die Möglichkeit, sich zu äußern. Sie sorgten für die Qualität ihrer Vorträge und Schriften. Heute macht man dem vulgum pecus, der unwissenden Menge, blauen Dunst vor und verbreitet fake news.

Das genaue Gegenteil ist jedoch der Fall. Führende Politiker, angefangen mit Präsident George Bush Jr. und Premierminister Tony Blair, haben inkohärente Reden gehalten, um die Reaktionen der Öffentlichkeit und ihrer Wähler im Besonderen zu unterbinden. Diese Technik ersetzt die Wahrheit durch Absurdität, wie andere sie durch Lügen ersetzten. Sie hat das Funktionieren des demokratischen Systems zerstört, das die einfachen Leute versuchen, mit ihren eigenen Mitteln wiederherzustellen.

Die kathodischen Fernsehgeräte zeigen Bilder in 625 Zeilen. Es genügt, dass eine von ihnen nicht funktioniert, damit wir nur mehr sie auf dem Bild wahrnehmen. Nach dem gleichen Prinzip genügt es, einen einzigen anderen Standpunkt zu hören, damit die Lügen einer allgegenwärtigen Propaganda ins Auge springen. Deshalb erfordert Propaganda, wenn sie lügt, unerbittliche Zensur. Aber wenn die Lüge eine Inkonsistenz in den Diskurs einführt, so dass diese Widersprüchlichkeit bewusst offensichtlich wird, brauchen alternative Ansichten nicht mehr zensiert werden. Im Gegenteil, man muss ihre Veröffentlichung zulassen und ihren Wert hervorheben, indem einige als Fake News öffentlich angeprangert werden.

Das Gegenmittel zur Post-Wahrheit ist nicht der Faktencheck, er war schon seit jeher die Grundlage der Arbeit von Journalisten und Historikern, es ist die Wiederherstellung der Logik. Deshalb ist heute eine neue Form der Zensur erforderlich. Die meisten Facebook-Nutzer wurden irgendwann, das eine oder andere Mal, abgeschaltet. In unzähligen Fällen können die Benutzer nicht verstehen, warum sie zensiert wurden. Sie suchen vergeblich nach dem verbotenen Wort, welches von einem Computer entdeckt worden wäre, oder welche ungesittete Stellungnahme von einem Wächter verboten worden wäre. Was ihnen in Wirklichkeit oft vorgeworfen wird und warum sie willkürlich eine Sanktion erleiden, ist, dass sie die Logik ihrer Argumentation wiederherstellen.

 
 
 

Frieden oder der Kampf gegen das CO2: Man muss seine Priorität wählen
von Thierry Meyssan | Damaskus (Syrien)

Zwei Strategien werden auf globaler Ebene verfolgt. Die erste besteht darin, die Zukunft der Menschheit zu verteidigen, indem die aktuelle Hauptursache von Kriegen beseitigt wird: der Zugang zu fossilen Brennstoffquellen. Die zweite zielt darauf ab, den Planeten zu verteidigen, indem die Produktion von CO2 begrenzt wird, die hauptsächlich auf den Einsatz fossiler Brennstoffe zurückzuführen ist. Diese beiden Politiken widersprechen sich. Es ist wichtig, dass man seine Wahl trifft.

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Donald Trump, ein sehr origineller Unternehmer, hat sich der Aufgabe verschrieben, "Make America Great Again!", indem er das amerikanische Imperium abwickelt. Er hat die Produktion fossiler Energie in den USA gefördert und zieht seine Truppen aus dem Erweiterten Nahen Osten ab; eine Politik, die er nicht hätte verfolgen können, ohne sein Land von dem Pariser Abkommen zurückzuziehen.

In einer vom Weißen Haus am 23. Oktober 2019 veröffentlichten Mitteilung gibt das Büro von Präsident Donald Trump bekannt, dass die Vereinigten Staaten keine Kriege mehr führen müssen, um sich mit Öl zu versorgen [1].

Es ist das Ende der "Carter-Doktrin", die auf die Enthüllungen über die CIA-Verbrechen, die Niederlage der USA in Vietnam, den Watergate-Skandal und die globale Ölkrise von 1974 reagierte. Um das Selbstvertrauen seiner Mitbürger wiederherzustellen, hielt Präsident Jimmy Carter eine wichtige Fernsehansprache [2] und direkt danach die Rede zur Lage der Union von 1980 [3]. Er sagte, die Energieversorgung der US-Wirtschaft erfordere, dass der Zugang zum Öl des Nahen Ostens als "nationale Sicherheitsfrage" eingestuft werden müsse. Sein Nachfolger, Präsident Ronald Reagan, schuf das CentCom, d.h. das US-Militärkommando der Zentralregion, als ob der Nahe Osten plötzlich eine Provinz des US-Imperiums würde.

Seit 21 Jahren dreht sich die Weltpolitik um diese unglaubwürdige Behauptung Washingtons. Das vom CentCom betroffene Gebiet hat sich mehrmals geändert. Es umfasste zunächst das Horn von Afrika bis Ägypten, die Levante außer Israel und manchmal Jordanien und Libanon, die Arabische Halbinsel und Südwestasien. Alle Kriege von 1980 bis 2001 waren in erster Linie Energieressourcenkonflikte (mit Ausnahme der Balkan-Kriege, die das "Labor" dessen waren, was folgen würde).

Seit 2001 ist die Energieversorgung der US-Wirtschaft zweitrangig geworden. Aber als der Kapitalismus sich noch entwickelte, bekam die Energie- und Rohstoffversorgung der gesamten globalisierten Wirtschaft (und auf Kosten der nicht globalisierten Regionen der Erde) Vorrang. Das war die Rumsfeld/Cebrowski-Doktrin. Das US-Militär verteidigte nicht mehr die Interessen der US-Bevölkerung, sondern die der globalisierten multinationalen Konzerne.

Da die Vereinigten Staaten eine einflussreiche Rolle in der globalen Ölkrise von 1974 gespielt hatten, wirkte sie sich nicht auf sie aus. Aber eine zweite Krise hätte sie dennoch treffen können. Daher schufen Edward Luttwak, Lee Hamilton und Henry Kissinger die Carter-Doktrin. Sie spielten also eine führende Rolle bei der Entwicklung der Rumsfeld/Cebrowski-Doktrin: Luttwak war das geistige Vorbild der 9/11-Plotter [4], Hamilton, der den Mythos der Attentate islamistischer Terroristen populär machte [5] und Kissinger [6], der seinen Assistenten Paul Bremer mit der Plünderung des Irak durch ein privates Unternehmen, die Provisorische Behörde der Koalition, betraute.

Mit dem Abzug seiner Truppen aus Syrien hat Präsident Donald Trump keine militärische Niederlage erlitten, sondern einen politischen Sieg errungen. Im Einklang mit der Jacksonschen Philosophie und seiner Wahlplattform von 2016, beendete er die Carter- und Rumsfeld/Cebrowski-Doktrinen.

Mehrere Millionen Tote nach der Rede zur Lage der Union von 1980, die wichtigste Kriegsquelle der Welt ist nun gerade verschwunden.

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Bevor er in die Politik eintrat, entwarf Barack Obama die Statuten der Climate Exchange Plc. Als er 9 Jahre später ins Weiße Haus kam, setzte er die Zerstörung von George Bush im Erweiterten Nahen Osten fort und ordnete die Zerstörung Libyens an. Er ist ein überzeugter "Klimaverteidiger" und ein Unterstützer von Emmanuel Macron, als dieser in Frankreich gewählt wurde.

Aber angesichts des Drucks, den gewählte demokratische Beamte auf ihn ausüben, ist es nicht dieser Aspekt der Politik [von Präsident Trump], den die Erklärung des Weißen Hauses hervorhebt. Vielmehr unterstreicht sie den Anstieg der Öl- und Gasproduktion, der die Vereinigten Staaten innerhalb weniger Jahre zum weltweit größten Produzenten dieser beiden fossilen Brennstoffe gemacht hat.

Diese Ergebnisse sind richtig, werden aber nicht nachhaltig sein. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) wird die Schieferöl- und Gasförderung in den USA tatsächlich bereits in 2023 oder 2024 wieder zurückgehen. Wir haben bereits erklärt, dass die von Mike Pompeo entwickelte Strategie darauf abzielte, die Vorteile noch vor diesem Rückgang zu maximieren; dass die Vereinigten Staaten letztlich beabsichtigten, eine führende Position auf dem globalen Energiemarkt zu behaupten [7].

Das Weiße Haus betont weiter, an dem Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen festzuhalten. Hier stellt sich die Verteidigung der Menschheit der "Verteidigung des Planeten" entgegen. Jeder muss seine Priorität wählen. Dies ist eine philosophische Frage von höchster Bedeutung, über die wir unsere Leser zum Nachdenken einladen.

Um diese Reflexion zu unterhalten, sollten wir uns daran erinnern, dass das Klima nicht stabil ist, es sich verändert, es sich natürlich erwärmt und ebenso natürlich abkühlt.
- Die astronomische Theorie des Paläoklimas wird verwendet, um die drei gleichzeitigen Zyklen des Klimas zu geologischen Zeiten zu erklären. Einer der größten modernen Astronomen, der Serbe Milutin Milankovic, zeigte während des Ersten Weltkriegs, dass drei Faktoren das Klima durch die Position der Erde gegenüber der Sonne beeinflussen: die Exzentrizität der Erdumlaufbahn, die Neigung der Rotationsachse der Erde zur Ekliptik und die Rotation um diese Achse; eine Theorie, die seitdem durch die Untersuchung von Eiskernen bestätigt wurde.
- 1967 veröffentlichte Emmanuel Le Roy Ladurie (Professor am Collège de France) seine berühmte Histoire du climat depuis l’an mil [Klimageschichte seit dem Jahr 1000].

Damit wird die Hypothese der menschlichen Verantwortung bei den aktuellen Klimaveränderungen nicht beseitigt, aber sie kann nur marginal sein.

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Emmanuel Macron hatte im Wahlkampf versprochen die "Finanzen grün zu machen". Dem US-Supermilliardär Kevin Kravitz zu Dank verpflichtet, weil er seine Kampagne finanzierte, verfolgte er jedoch die Politik seiner Vorgänger gegen Syrien und fordert heute eine Nato-Intervention. Gleichzeitig hat er auch die Führung bei der "Verteidigung des Planeten" durch das Pariser Abkommen übernommen.

Die aktuelle Debatte wird durch zwei Elemente verzerrt:
- Erstens werden "Wissenschaft" und "wissenschaftlicher Konsens" verwechselt. Wissenschaft ist ein logisches und überprüfbares Konstrukt. Wissenschaftlicher Konsens ist die dem Zeitgeist geschuldete Übereinstimmung unter Wissenschaftlern, aber es ist nur eine Stimmung. Das ist ein großer Unterschied. So vermutete Aristarchus von Samos in der Antike die Erdrotation um die Sonne. Anfang des 16. Jahrhunderts erstellte Nicolas Copernicus diese (heliozentrische) Theorie, die Johannes Kepler Anfang des 17. Jahrhunderts mit den elliptischen Bahnen der Planeten und seinen 3 grundlegenden Gesetzen stärkte, aber als sein Zeitgenosse Galileo die Theorie öffentlich verteidigte, stieß er auf wissenschaftlichen Konsens und wurde schließlich von der katholischen Kirche dafür verurteilt.
- Zweitens schlug die Climate Exchange Plc ein System zur Belastung von CO2-Emittenten vor. Dies würde die Erderwärmung bekämpfen, obwohl das CO2 nur eines von vielen Gasen ist, die das Klima beeinflussen können. Klimabörsen wurden in Chicago, dann in London, Montreal, Tianjin und Sydney eröffnet. Es stellt sich heraus, dass Climate Exchange Plc von einem ehemaligen Direktor der Goldman Sachs Bank und dem Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten, Albert Gore, gegründet wurde. Seine Statuten wurden von einem unbekannten Anwalt, dem zukünftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Barack Obama, geschrieben [8].

Kurz gesagt, die Angst vor der globalen Erwärmung ermöglicht es einigen mächtigen Personen und nur ihnen, reich zu werden.

Fazit: Die Auswirkungen des militärischen Rückzugs der USA aus dem Nahen Osten sind sowohl für die US-Wirtschaft als auch für den Frieden in dieser Region überprüfbar. Die Auswirkungen von CO2 auf das Klima sind hypothetisch und auf alle Fälle nebensächlich.

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