Pfingsten steht in tiefem Zusammenhang mit der Entwicklung der selbstbestimmten Individualität, die heute einem
antichristlichenTotalitarismus ausgesetzt ist.
Das Christentum ist größer als eine Religion. Es ist zentrales Ereignis menschheitlicher Geistesentwicklung, ob man daran glaubt oder nicht. So steht das Pfingstgeschehen in einem tiefen Zusammenhang mit der europäischen Entwicklung des Menschen zur freien, sich selbst bestimmenden Individualität, die sich zunehmend einem antichristlichen religiösen Totalitarismus ausgesetzt sieht, der in seinem eigenen Hause bedrohlich heranwächst. Eine notwendige Besinnung in den Zeiten der Geistverwirrung und der Herrschaft des Unrechts.
Die Menschheit ist immer in einer seelisch-geistigen Entwicklung begriffen, die sich nicht irgendwie auf wundersame Weise aus materiellen Prozessen ergibt, sondern die von über dem Menschen stehenden göttlichen Mächten impulsiert wird. Dabei spielen die Religionen, durch die sich die Menschen mit ihnen in Verbindung zu setzen suchen, eine wesentliche Rolle der Bewusstwerdung. Gerade an der langen Entwicklung des innersten Wesens des Menschen, seinem „Ich“, das seinen Ursprung nicht im Irdischen, sondern in höheren Welten haben muss, kann man den Einfluss göttlicher Wesen besonders deutlich wahrnehmen, wie er in den Religionen ausgesprochen wird.
Das Ich-Erlebnis im Judentum
„Jahve“, der Gott des jüdischen Volkes, der immer als „Herr“ angeredet wurde, heißt übersetzt „Ich bin“. Auf die Frage des Moses an den ihm im brennenden Dornbusch Erscheinenden, was sein Name sei, antwortete er: „Ehjeh ascher ehjeh“, was zumeist übersetzt wird: „Ich bin der Ich bin“. Das bedeutet so viel wie: „Ich bin derjenige, der war, der ist und der sein wird. … Ich bin die Einheit in der Folge der Zeit. Ich bin die Identität des Ich, die sich selbst gleich bleibt in den Metamorphosen, die erfolgen im Laufe der Zeit.“ 1
Durch die Jahve-Kräfte, mit denen sich der jüdische Mensch im Allerheiligsten seiner Seele verband, entstand in ihm die Fähigkeit, sich in allem Wechsel als ein mit sich identisch bleibendes Wesen zu erleben, als ein Sohn des göttlichen „Ich bin“, das sich als der „Herr“ über alle wechselnden Seelenkräfte begreift, die es immer mehr zu beherrschen gilt.
Die Erfahrung des „Ich bin“ ist der Ursprung des Monotheismus. Wo das Monos, das Einzelne der Ich-haften Selbsterfahrung des Menschen entsteht, wird auch die Gottheit monotheistisch aufgefasst.
Doch war im Judentum die Erfahrung des Ich noch an das Leben in einem hebräischen Leibe gebunden. Jahve, das „Ich bin“, wurde im gemeinsamen Blute der Volksgemeinschaft erlebt, das gleichsam von Abraham durch die Generationen herunterrann. Nur wer Jude war, konnte an dem Ich- und dem damit verbundenen Monos-Erlebnis des Jahve teilnehmen, alle anderen Menschen waren für den Juden Heiden, die noch in der Vielgötterei verharrten. Das Ich war eingebettet in das Gruppenbewusstsein des Volkes, hatte sich noch nicht zu einem von allen Gruppenbindungen unabhängigen, sich von innen selbst führenden Ich emanzipiert. Es war insofern noch wie in einer Mutterhülle der Volksseele geborgen und von außen bestimmt.
Dies bedingte auch eine seelische Lenkung von außen. So wie von Abraham der Impuls ausging, die Leiblichkeit rein zu erhalten, damit das göttliche „Ich bin“ im Blute leben konnte, so ging von Moses der Impuls aus, die Seele rein zu halten, und sie nur mit den göttlichen Geboten, den Gesetzen der rechten Lebensführung zu erfüllen, in denen das Ich leben konnte. Das Ich war noch nicht imstande, sich von innen selbst zu bestimmen; es mussten ihm zur Entfaltung und Stabilisierung seines Wesens noch von außen Entwicklungslinien gegeben werden. Der Mensch konnte dem göttlichen „Ich bin“, nur dadurch treu bleiben, dass er dessen Gesetz erfüllte, das seinem eigenen Ich die rechte Richtung gab. Die Zehn Gebote sind zehn Richtlinien für die Ich-Entwicklung des Menschen, damit es immerkräftiger und selbständiger werden konnte.
Die Zehn Gebote
Luthers Übersetzung der Zehn Gebote ist insofern unzureichend, dass sie nicht diesen Zusammenhang des göttlichen „Ich bin“ mit dem „Ich“ des Menschen zum Ausdruck bringt.
Bei ihm lautet die Kurzfassung des 1. Gebotes:
„Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“
„Der Herr“ ist aber das „Ich bin“ nicht nur im Gotte, sondern auch im Menschen. Daher übersetzte Rudolf Steiner aus diesem Sinnzusammenhang heraus den Urtext der Langfassung des 1. Gebotes:
„Ich bin das ewig Göttliche, das du in dir empfindest. Ich habe dich aus dem Lande Ägypten geführt, wo du nicht Mir in dir folgen konntest. Fortan sollst du andere Götter nicht über Mich stellen. … Denn Ich bin als das Ewige in dir und bin ein fortwirkendes Göttliches.“ 2 ….
Der jüdische Mensch sollte sein Ich als Spross des göttlichen Ur-Ich erkennen, das ihn zur Freiheit führen will, was in der ägyptischen Gefangenschaft nicht möglich war, wo der Mensch noch der äußeren suggestiven Führung der Priester unterstand.
Auch im 3. Gebot kommt es auf diese innere Ich-Beziehung an. „Du sollst den Feiertag heiligen“ bleibt da äußerlich, auch wenn man die Luther´sche Übersetzung der Begründung in Moses 2.20, Vers 8-11 hinzunimmt. Rudolf Steiner übersetzt diese Langfassung sinngemäß:
„Du sollst Werktag und Feiertag scheiden, auf dass dein Dasein Bild Meines Daseins werde. Denn, was als Ich in dir lebt, hat in sechs Tagen die Welt gebildet und lebte in sich am siebenten Tage. Also soll dein Tun und deines Sohnes Tun und deiner Tochter Tun und deiner Knechte Tun und deines Viehes Tun und dessen, was sonst bei dir ist, nur sechs Tage dem Äußeren zugewandt sein; am siebenten Tage aber soll dein Blick Mich in dir suchen.“
Die ersten drei Gebote fordern, wie der Mensch den Quell seines Ich im Gottes-Ich suchen soll. Im 4. Gebot (Verhältnis zu den Eltern) wird der Übergang zum sozialen Leben vollzogen, und alle folgenden Gebote, die eigentlich Verbote sind, haben den unausgesprochenen Appell zur Grundlage, nicht nur das eigene Ich, sondern auch das Ich im anderen Menschen zu achten, womit die Grundregel des sozialen Lebens gekennzeichnet ist: Sieh in deinem Nebenmenschen ebenso ein Abbild des göttlichen Ich, das du wertschätzen sollst, wie dein eigenes Ich. Das ist die geistige Begründung der Gleichheit vor dem Gesetz.
Die Voraussetzung der Freiheit
Wenn das Ich aus Entwicklungsgründen noch der Außenlenkung des Gesetzes bedurfte, dann musste einmal das Stadium erreicht werden, in dem es reif wurde, sich selbst zu bestimmen, in dem das Gesetz also seine Aufgabe erfüllt hatte. Es liegt im Wesen des Gesetzes zur Förderung der Ich-Werdung, dass es im Laufe der Entwicklung aufhören muss, ein von außen gebotenes Gesetz zu sein. Der Sinn des mosaischen Gesetzes erfüllt sich im Ende seines äußeren Zwanges. Die Treue dem Ich-Gesetz gegenüber muss den Menschen dazu führen, keines Gesetzes mehr zu bedürfen, das ihn von außen bestimmt.
Das bedeutet, dass der Inhalt des zunächst von außen gegebenen Gesetzes nach innen in die Einsicht des Ich zieht als etwas, das sozusagen zu seinem eigenen Lebenselement wird. Das Gesetz will in den ureigenen und freien Willen des Menschen selbst verwandelt werden. In der Freiheit des Menschen findet jedes Gesetz seine entwicklungsgeschichtliche Erfüllung.
„Es geht darum, dass der Mensch sich dieses Gesetz so aneignet, so mit eigenem Denken durchdringt, dass es ihm immer mehr einleuchtet, dass es zum Gesetz des eigenen Denkens selbst wird, so dass dasjenige, was Jahve will, zu dem wird, was der Mensch aus ureigenstem ichhaftem Wesen selbst will.“ 3
Friedrich Schiller dichtete in diesem Sinne unter „Das Ideal und das Leben“:
„Nehmt die Gottheit auf in euren Willen;
Und sie steigt von ihrem Weltenthron.“
Doch um diesen Prozess nach innen zu erreichen, reichte die Kraft des Gottes eines einzelnen Volkes nicht aus. Denn das „Ich“ macht ja im Grunde den Wesenskern eines jeden Menschen aus, gleich welchem Volke er angehört; es ist etwas allgemein Menschliches. Jahve, der Volksgott der Juden, musste von einem ihm zwar verwandten, aber viel höheren Geist abgelöst werden, der der Gott der ganzen Menschheit, der Spender des menschlichen Ich überhaupt ist. Er musste die volle Kraft des „Ich bin“ in die einzelnen Menschen zu ihrer Verselbständigung hineintragen.
Christus
Aus dem Judentum als Volksreligion wuchs das Christentum heraus, das sich, jene überwindend und ablösend, als eine Menschheitsreligion ausbreitete. Und aus dem Johannes-Evangelium tönt uns entgegen, wie Christus den Menschen z. B. zuruft: „Ich bin das Licht der Welt.“ „Ich bin die Tür.“ „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Er spricht hier nicht nur von sich, dem göttlichen Sohn, sondern zugleich wörtlich von dem „Ich bin“, das als sein innerstes göttliches Wesen in ihm selbst und ebenso in jedem Menschen wirkt. Das „Ich bin“ ist der Weg der Entwicklung des Menschen und die Wahrheit seines Wesens, die sein eigentliches höheres, über den Volkszusammenhang hinausgehendes Leben ausmacht.
Wenn Christus nach dem griechischen Originaltext des Johannes-Evangeliums die Worte „Ich bin“ spricht, übersetzt Luther immer „Ich bin es“, z. B. „Ich bin es, fürchtet euch nicht“ (Joh. 6, 20). Und im sprachlichen Zusammenhang ist das in vielen Fällen auch nicht falsch. Eigentümlicherweise lautet der griechische Wortlaut aber immer „Ich bin“, ohne ein „es“. Welch ein anderes Gewicht erhalten dann die Worte: „Ich bin – fürchtet euch nicht.“
Im Prolog des Johannes-Evangeliums wird Christus als der Logos, das Wort, bezeichnet, aus dem alles entstanden ist, und das selbst auf die Erde herab kam und menschliche Gestalt annahm. Das heißt, er zog ein in Leib und Seele eines einzelnen Menschen, den Jesus von Nazareth, so dass das göttliche allgemein menschliche „Ich bin“ jetzt aus dem Innersten eines Menschen heraus wirkte und sprach. Dieser hob sich damit aus der Volksgebundenheit heraus in die Sphäre der Gesamt-Menschheit. Im Opfertod auf Golgatha ging das göttliche „Ich bin“ über sein Einzeldasein hinaus und gab sich mit all seinen Lebenskräften an die ganze Menschheit hin, um an Pfingsten die Flamme seiner Ich-Kräfte zu zerteilen und sie im Ich jedes einzelnen Menschen, der sich ihm öffnet, befruchtend aufleuchten zu lassen.
Das Allgemein-Menschliche des so befruchteten Ich wirkte bei den Jüngern so, dass sie von vielen Menschen aus den verschiedensten Völkern und Sprachen verstanden wurden; das Trennende der Volks- und Sprachbarrieren wurde aufgehoben. In dem Maße, in dem sich Pfingsten im Ich des Menschen realisiert, hat sich das Zentrum aller moralischen Impulse vom äußeren göttlichen Ich in das Innere des Menschen-Ichs selbst verlagert. Das Gesetz ist insoweit an sein Entwicklungsziel gekommen. Dessen Inhalt wird dadurch nicht aufgehoben, aber der Zwang von außen hat seine Berechtigung verloren, insofern sich nun der Mensch aus Erkenntnis in Freiheit den Impuls seines moralischen Handelns selbst geben kann.
Daher sagte Christus auch: „Ihr sollt nicht denken, ich sei gekommen, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Meine Aufgabe ist nicht aufzulösen, sondern zu erfüllen.“ Die Erfüllung besteht darin, dass der Mensch nun die Kraft haben kann, aus Erkenntnis der Wahrheit sein Handeln selbst frei bestimmen zu können: „… und ihr werden die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“
Das Allgemein-Menschliche des Ich gehört nicht den Blutsgemeinschaften der Familie, Sippe oder eines Volkes an, von denen es nun noch durch Gruppenregeln und Gesetze bestimmt werden dürfte. Der leibliche Bruder ist nur das Vorbild für den Menschen, der ihm in gleichem allgemein-menschlichem Geiste begegnet und dadurch zum Menschenbruder wird. Christus zeigte selbst wegweisend die Richtung der Entwicklung, wie Matthäus es im 12. Kap., V. 47 f. schildert:
„Und jemand sagte ihm: Siehe, draußen stehen deine Mutter und deine Brüder und wünschen mit dir zu sprechen. Und er antwortete dem, der zu ihm sprach: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? Und er streckte seine Hand aus und wies auf seine Jünger und sprach: Siehe, meine Mutter und meine Brüder. Wer aus dem Willen meines Vaters in den Himmeln handelt, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.“
Es ist von tiefer entwicklungsgeschichtlicher Symbolik, dass das Pfingsterlebnis des Jünger-Kreises genau an dem Festtag stattfand, an dem die Juden neben dem ersten Erntefest im Jahreslauf stets die Offenbarung der Zehn Gebote auf dem Sinai feierten. Nach der alten Tradition sollte sich sieben Wochen nach dem Auszug aus Ägypten die Kundgebung des göttlichen Willens durch Moses vollzogen haben. Das Feiern des vorbildhaften Geschehens der von Christus gesandten feurigen Zungen der göttlichen Ich-Kraft, die in die Seelen der Jünger einzogen, löste das Gedenken an den Empfang des Gesetzes ab, das seine Erfüllung gefunden hatte. – Und ist der merkwürdige Umstand Zufall, dass das Wort ICH, wie es sich in der deutschen Sprache herausentwickelt hat, aus eben den Buchstaben gebildet ist, welche die Initialen von Jesus Christus sind?
Die gesellschaftliche Gegenwart
Wenn wir die heutigen gesellschaftlichen Verhältnisse und Impulse verstehen wollen, müssen wir die geistigen Entwicklungsprozesse aufsuchen, aus denen sie hervorgegangen sind. Die staatlich-rechtliche, kulturelle und soziale Entwicklung Europas ist ohne den Einfluss der jüdisch-christlichen Geistesentwicklung nicht zu denken. Dabei die impulsierenden Einwirkungen über dem Menschen stehender göttlicher Wesen auszublenden, wie sie historisch dokumentiert sind, wäre eine unzulässige Verkürzung der Wirklichkeit, die nichts erklärt, sondern Verständnislosigkeit verbreitet.
Der Mensch steht heute im Spannungsfeld zwischen Gesetz und Freiheit. Es gibt natürlich kein Entweder – Oder, sondern nur ein Sowohl – Als auch. Jeder Mensch ist in Entwicklung begriffen, und jeder steht an einem anderen Punkt. Freiheit ist natürlich nicht in breiter Front mit einem Sprung zu erreichen, sondern immer nur partiell. Das heißt, jeder ist noch mehr oder weniger unfrei und bedarf des Gesetzes. Und jeder ringt sich mehr oder weniger zu selbstbestimmten, freien Handlungen durch. Ein Gesetz, das ihm vorschreibt, was er aus eigener Erkenntnis sowieso frei ausführt, stört ihn nicht, während es ein anderer noch benötigt. In anderen Fällen kann es umgekehrt sein. Doch Gesetze, die der Gerechtigkeit nicht entsprechen, sind von dem insoweit Freien schwer zu ertragen und fordern zur demokratischen Korrektur auf.
Vor uns allen liegt ein weites Feld der Entwicklung. Sie geschieht aber nicht von allein, sondern nur aus dem freien Entschluss und der Kraft des sich selbst erkennenden Ich-bin.
Doch nicht nur im Menscheninneren bauen sich dagegen Hindernisse auf. Durch die grenzenlose Einwanderungspolitik geistloser - nein, die sind nicht geistlos, sie haben einen satanistischen geist - Parteien-Cliquen dringt mit Millionen Menschen aus Vorderasien und Afrika ein archaischer Kollektivismus und eine absolut freiheitsfeindliche Unterwerfungsreligion nach Europa. Was jahrhundertelang in vielen aufopfernden Kämpfen ferngehalten werden konnte, bildet nun eine unmittelbare alltägliche Konfrontation und Bedrohung der europäisch-christlichen Freiheitsentwicklung des Menschen.
Die antichristliche Kraft des Islam
Der Islam ist die einzige Weltreligion, die nach Christus entstanden ist. Die Araber, bei denen er sich durch Mohammed herausbildete, führen ebenso wie die Juden ihren physischen Ursprung auf den Stammvater Abraham zurück: die Juden durch Isaak und Jakob, die Araber durch Abrahams Nebensprossen Ismael, den Sohn der Magd Hagar. Mohammed wollte die reine Lehre Abrahams, die Juden und Christen verfälscht hätten, wiederherstellen. Das heißt, dass das vorchristliche soziale Prinzip der Blutsgemeinschaft, das bei den Juden so überaus stark war, im arabischen Islam eine fast noch stärkere, jedenfalls wildere und leidenschaftlichere Bedeutung erhielt.
Und durch die Blutsgemeinschaft wirkt Allah auf jeden einzelnen Menschen mit ausschließlicher, Gehorsam fordernder Gewalt. Und Allah ist der einzige Gott. Es gibt keinen Sohn und keinen Heiligen Geist. Daher wird der Anspruch der Christen, dass in Jesus, der als großer Prophet vom Islam durchaus anerkannt wird, Gottes Sohn Mensch geworden sei, als größte Empörung gegen Allah betrachtet. Das bedeutet, dass das göttliche „Ich bin“, das in den Menschen einziehen will, um ihn zur Selbstbestimmung und Freiheit zu führen, aus dem Bewusstsein der Islam-Gläubigen ausgelöscht wird. Sie werden in die Bande der Blutsgemeinschaft und die Lenkschienen des Gesetzes gebannt, auf Dauer. Denn der Ausweg ist ihnen, solange sie Moslems sind, auf ewig versperrt.
Der Islam ist die feindliche Gegenkraft des Christentums und dessen Freiheitsimpulses im Menschen. Allah fordert die absolute, sklavische Unterwerfung des Menschen unter seinen wie eine Naturkraft alles durchdringenden Willen, in allen Ebenen des Lebens. Der Einzelne ist kein unabhängiges, in sich gegründetes Wesen. Auch zu meinen, der Mensch sei selbständig in seinem Denken und Handeln, ist nach dem Islam eine verführerische Illusion. Es ist Allah, der in all seinen Geschöpfen denkt und lenkt. Dies zu sehen und zu glauben, ist Aufgabe der Religion, damit der Mensch ein gottgefälliges Leben führe, das darin besteht, sich mit allen Fasern seines Leibes und seiner Seele dem allmächtigen Willen Allahs zu unterwerfen.
Dieser Unterwerfungswille Allahs richtet sich indes nicht nur an die Moslems, sondern an alle Menschen. Die bereits Gläubigen sind die auserwählten Vortruppen, die die Aufgabe haben, im andauernden großen Dschihad die ganze Menschheit zum einzig wahren Glauben des Islam zu bekehren oder sie mit Gewalt zu unterwerfen. So schreibt der Althistoriker Egon Flaig:
„Seit Beginn der klassischen Zeit zwischen dem neunten und dem elften Jahrhundert teilen die islamischen Juristen die Welt in zwei Teile, nämlich das ´Haus des Islam` und das ´Haus des Krieges`. (…) Zwischen diesen beiden Teilen der Welt herrscht naturgemäß so lange Krieg, bis das Haus des Krieges nicht mehr existiert und der Islam über die Welt herrscht (Sure 8, 39 und 9, 41). Daher besteht nach klassischer Lehre für die muslimische Weltgemeinschaft die Pflicht, gegen die Ungläubigen Krieg zu führen, bis diese sich bekehren oder sich unterwerfen.“
Der berühmte Gelehrte Ibn Chaldun im vierzehnten Jahrhundert sagte daher kategorisch:
„Im Islam ist der Dschihad gesetzlich vorgeschrieben, weil er einen universalen Auftrag hat und gehalten ist, die gesamte Menschheit freiwillig oder gezwungen zur Religion des Islam zu bekehren.“ 4
Der Islam, dessen Gläubige sich bereits in Mitteleuropa in so großer und immer weiter wachsender Zahl festsetzen durften und dürfen, dass sie spätesten in zwei Generationen die Mehrheit bilden werden, ist die Schicksalsfrage der europäischen Geistesentwicklung. Und er ist die Herausforderung an jeden einzelnen Menschen – da auch auf die großen tönernen Kirchen überhaupt nicht mehr zu rechnen ist – seine innere Entwicklung und die dafür notwendige gesellschaftliche Ordnung selbst in die Hand zu nehmen.
Anmerkungen
1 Pietro Archiati: Die Weltreligionen, Dornach 1997, S. 124
2 Rudolf Steiner in Gesamtausgabe (GA) Nr. 108, Dornach 1970, S. 63 f.
3 Anm. 1, S. 146
4 Egon Flaig: Der Islam will die Welteroberung
faz.de 15.9.2006
Der Mai ist vorbei, Feuerwerk und Salutsalven sind verhallt, das Land und die Welt haben den Tag des Sieges gefeiert. Ein Fest der Frontveteranen, der Arbeiter, die im Hinterland die Industrie aufrechterhielten, unseres ganzen Volkes und anderer Siegernationen. Am Roten Platz fand eine majestätische Parade statt, am 'Grabmal des Unbekannten Soldaten' wurden Kränze niedergelegt. Erneut fanden nicht nur in Russland, sondern auch in anderen Ländern die Gedenkmärsche des Unsterblichen Regiments statt, einer Bürgerinitiative, die wirklich globale Ausmaße erhalten hat. Hunderttausende russische Bürger, im Ausland ansässige Russen und Vertreter anderer Nationen haben daran teilgenommen – alle, für die das Andenken an den Sieg und an jene, die uns ihm näher brachten, wertvoll ist.
Es steht noch ein Datum bevor: der 22. Juni, der Tag des Gedenkens und der Trauer für die Opfer des Großen Vaterländischen Krieges. Wir werden uns an diejenigen erinnern, die in den Kämpfen gefallen sind, in Gefangenschaft und in den Konzentrationslagern zu Tode gemartert wurden, vor Hunger und an den Lasten der Kriegszeit gestorben sind. Auch die Vorbereitung auf die Feier des 75. Jahrestages des Sieges im nächsten Jahr beginnt. Eine Feier, die zweifellos dem Maßstab der Heldentaten und dem großen Geist aller Helden jenes Krieges gerecht werden wird. Und es kommen unwillkürlich Gedanken auf: Was bedeutet der 9. Mai für die Völker, die an der Schwelle der Vernichtung standen? Und warum stößt er bei einigen auf so viel Missmut?
Für mich als Vertreter der ersten Nachkriegsgeneration, die mit den Erzählungen der Frontheimkehrer, den Familiengeschichten über den Krieg groß geworden ist, sind die Antworten auf diese Fragen klar. Die Völker der Sowjetunion und anderer Länder waren zum Objekt der menschenfeindlichen nazistischen Ideologie und danach auch Opfer einer Aggression durch die mächtigste, am besten organisierte und höchstmotivierte Militärmaschinerie jener Zeit geworden. Durch kolossale Opfer leistete die Sowjetunion den entscheidenden Beitrag zur Zerschlagung von Hitler-Deutschland und befreite Europa gemeinsam mit den Alliierten von der Nazi-Pest. Der Sieg legte das Fundament für die Nachkriegs-Weltordnung, die auf kollektiver Sicherheit und Zusammenarbeit zwischen den Staaten beruhte, und öffnete den Weg zur Gründung der UNO. So sind die Tatsachen.
Doch leider ist gar nicht für alle in der Welt das Andenken an diesen Sieg heilig. Traurig ist, dass auch in Russland einige die Mythen aufgreifen, die von denjenigen verbreitet werden, die dieses Andenken gerne begraben würden, und glauben, dass es Zeit sei, auf die feierlichen Veranstaltungen zum Tag des Sieges zu verzichten. Je fortgeschrittener die Zahl der Jahrestage, desto häufiger stoßen wir auf historische Unkenntnis.
Wie bitter es auch ist, sich dessen bewusst zu werden, sehen wir Versuche, die Helden in Verruf zu bringen und künstlich Zweifel an der Richtigkeit des Weges zu schüren, den unsere Vorfahren gegangen sind. Im Ausland und auch in Russland ist bisweilen zu hören, dass in Russland eine Militarisierung des öffentlichen Bewusstseins im Gange sei und die Paraden und Gedenkmärsche am Tag des Sieges nichts anderes seien als ein Anstacheln kriegerischer und militaristischer Stimmungen auf Staatsebene. Damit verwerfe Russland angeblich den Humanismus und die Werte der "zivilisierten" Welt. Und die Länder Europas hätten angeblich all die "einstigen Zwiste" vergessen, sich untereinander versöhnt und bauten "tolerante" Beziehungen "mit Blick in die Zukunft" auf.
Jene, die uns mit Missgunst ansehen, wollen die Rolle der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg herabsetzen. Wenn sie die UdSSR auch nicht als Hauptschuldigen am Krieg darstellen, so doch als Aggressor auf gleicher Ebene mit Nazi-Deutschland, und bringen immer wieder Thesen über die "gleiche Verantwortung" an die Oberfläche. Die nazistische Besatzung, die Dutzende Millionen Leben gekostet hat, die Verbrechen der Kollaborateure und die Befreiungsmission der Roten Armee werden auf zynische Weise gleichgesetzt. Den Handlangern der Nazis werden Denkmäler gesetzt.
Zur gleichen Zeit werden Denkmäler für die Soldaten der befreienden Armee sowie Soldatengräber in einzelnen Ländern geschändet und zerstört. Ich möchte an Folgendes erinnern: Das Nürnberger Tribunal, dessen Entscheidungen ein unabdingbarer Teil des Völkerrechts geworden sind, hat klar bestimmt, wer auf der Seite des Guten und wer auf der Seite des Bösen stand. Im ersten Fall ist das die Sowjetunion, die Millionen Leben ihrer Söhne und Töchter auf dem Altar des Sieges niederlegte, sowie die anderen Teilnehmerstaaten der Anti-Hitler-Koalition. Im zweiten Fall sind das das 'Dritte Reich', die Länder der 'Achsen-Mächte' und deren Helfer, unter anderem auch in den besetzten Gebieten.
Doch in das westliche Bildungssystem werden falsche Deutungen der Geschichte eingeschoben. Da finden Mystifizierungen und pseudohistorische Theorien neuerlich Verbreitung, die die Heldentaten unserer Vorfahren herabsetzen sollen. Die Jugendlichen werden davon überzeugt, dass die wichtigste Leistung zum Sieg über den Faschismus und zur Befreiung Europas nicht den sowjetischen Truppen, sondern dem 'Westen' – dank der Landung in der Normandie, erst weniger als ein Jahr vor der Zerschlagung des Faschismus – gehöre.
Wir ehren den Beitrag aller Verbündeten in jenem Krieg heilig und betrachten die Versuche, einen Keil zwischen uns zu treiben, als schändlich. Doch mögen sich die Geschichtsfälscher noch so viel Mühe geben: Das Feuer der Wahrheit ist nicht zu löschen. Es waren die Völker der Sowjetunion, die dem Dritten Reich das Rückgrat brachen. Das ist Tatsache.
Auch die Anfeindungen gegen den Tag des Sieges an sich und gegen die Feier zu Ehren der großen Heldentat derjenigen, die den Sieg im schrecklichsten Krieg errungen haben, sind widerlich.
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In Europa mit seiner berüchtigten politischen Korrektheit bemüht man sich, "die scharfen Kanten der Geschichte" zu glätten, militärische Ehren für die Sieger durch "neutrale" Versöhnungsveranstaltungen zu ersetzen. Zweifellos muss man nach vorne blicken, doch die Lehren aus der Geschichte dürfen nicht vergessen werden.
Wenige kümmerten sich darum, dass das Regime des vor kurzem abgedankten Präsidenten Poroschenko in der Ukraine die "europäische Werte" anstrebt und den Gründungstag der Ukrainischen Aufstandsarmee zum Staatsfeiertag erklärt hatte – einer verbrecherischen Organisation, die die Schuld am Tode Zehntausender friedlicher Ukrainer, Weißrussen, Russen, Polen und Juden trägt (in Israel, dessen Volk den Holocaust überlebt hat, ist der 9. Mai als Tag des Sieges offiziell zum Feiertag erklärt worden).
Andere eklatante Beispiele aus unseren Nachbarstaaten: Fackelzüge nach Art Nazi-Deutschlands, die die neuen Nachfolger von Stepan Bandera in den zentralen Straßen der Heldenstadt Kiew veranstalten, sowie die Aufmärsche von Veteranen und Fans der Waffen-SS in Riga und Tallinn. Man möchte denjenigen, die an den Tränen unserer Veteranen bei den Paraden kein Gefallen finden oder die "militärischen" Veranstaltungen zu Ehren des Sieges kritisieren, die Frage stellen: Wie findet Ihr solch eine "Demilitarisierung" des Bewusstseins auf 'europäische' Art?
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Natürlich gibt das niemand zu, doch die Tatsachen liegen auf der Hand: Sowohl die USA als auch die NATO und die EU verzeihen ihren jüngeren Partnern, die durch offenen Russlandhass Karriere machen, allerhand. Diese Kerlchen werden zwecks Bewahrung der auf antirussischen Positionen stehenden westlichen Allianzen und zwecks Verzicht auf gleichberechtigten pragmatischen Dialog mit Moskau ausgenutzt. Deswegen wird in ihrem Fall ein Auge zugedrückt, unter anderem bei der Verherrlichung von Nazi-Handlangern und beim eingefleischten Chauvinismus gegen Russen und andere nationale Minderheiten.
Außerdem entsteht bisweilen der Eindruck, dass der Zweck dieser Milde des Westens ist, diejenigen von der Verantwortung zu befreien, die durch die Absprache mit Hitler in München 1938 versucht hatten, die faschistische Aggression nach Osten zu lenken. Der Wunsch vieler in Europa, diese beschämende Seite ihrer Geschichte neu zu schreiben, ist wohl verständlich. Denn dadurch begannen die Wirtschaften mehrerer Länder des kontinentalen Europas, für das Dritte Reich zu arbeiten, und der Staatsapparat von vielen derer nahm an dem von den Nazis entfesselten Völkermord an den Russen, Juden und anderen Völkern teil.
Es ist wohl kein Zufall, dass die EU- und NATO-Mitglieder regelmäßig die Unterstützung für die durch Russland initiierte Resolution der UNO-Generalversammlung über die Unzulässigkeit der Heroisierung des Nazismus verwehren. Und ein "alternativer Blick" der westlichen Diplomaten auf den Zweiten Weltkrieg stammt offensichtlich auch gar nicht von schlechten Geschichtskenntnissen (obwohl es damit auch Probleme gibt). Es sei darauf hingewiesen, dass selbst während des "Kalten Krieges" solch ein Frevel nicht zu sehen war, obwohl die ideologische Konfrontation dem ersten Anschein nach dazu hätte verleiten können.
Wenige trauten sich, die entscheidende Rolle der Sowjetunion an unserem gemeinsamen Sieg und die Autorität, die unser Land in der Nachkriegszeit hatte, in Frage zu stellen. Und das hatten auch unsere westlichen Verbündeten ohne Vorbehalt anerkannt. Niemand anderer als sie selbst initiierte übrigens die Aufteilung Europas in "Verantwortungszonen", und das erst 1944, als Winston Churchill bei den Verhandlungen zwischen Großbritannien und der Sowjetunion Josef Stalin die Frage danach stellte.
So, wie die westlichen Politiker und Propagandisten heute die Vergangenheit verzerren, wollen sie bei der Öffentlichkeit Zweifel säen an der Gerechtigkeit der Weltordnung, die in der UNO-Charta als Ergebnis des Zweiten Weltkrieges verankert wurde. Ein Kurs auf das Untergraben des existierenden Völkerrechtssystems und dessen Ersatz durch eine gewisse "regelgestützte Ordnung" ist eingeschlagen worden. Doch diese Ordnung will man auf dem Grundsatz "der Stärkere hat immer Recht", also nach dem "Gesetz des Dschungels" erschaffen.
Das betrifft in erster Linie die USA und die amerikanischen Besonderheiten bei der Wahrnehmung der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Dort ist immer noch die Vorstellung von "zwei guten Kriegen" verbreitet, in deren Verlauf die USA sich militärische Dominanz in Westeuropa und in einer Reihe von anderen Regionen der Welt verschafften, Selbstvertrauen aufbauten, einen Wirtschaftsboom erlebten und so zu einer der führenden Weltmächte aufgestiegen sind.
Die Amerikaner arbeiten nicht weniger enthusiastisch als die Europäer am Bild eines "militaristischen Russlands". Doch der Großteil ihrer eigenen Geschichte ist ein Beispiel endloser Eroberungskriege. In den 243 Jahren des amerikanischen Exzeptionalismus ist Interventionismus zum unabdingbaren Teil von Washingtons Außenpolitik geworden. Mehr noch: Die politische Elite der USA sieht die Anwendung von Gewalt als natürliches Element der "Diplomatie des Zwangs" (coercive diplomacy) an, das eine breite Palette von Aufgaben, unter anderem in der Innenpolitik, lösen soll.
Keine Wahlkampagne in den USA kommt ohne Episoden aus, in denen die Kandidaten sich als Oberbefehlshaber inszenieren. Die Bereitschaft, bei jedem Anlass Gewalt anzuwenden, gilt für einen amerikanischen Politiker als Tugendbeweis. Es gibt zahlreiche Beispiele, wie solche Stereotype zu passenden Anlässen verwirklicht wurden: 1983 in Grenada, 1989 in Panama, 1999 in Jugoslawien oder 2003 im Irak. Dabei ehrt Amerika seine gefallenen Soldaten, egal für welche Sache sie in den Krieg gezogen sind. Und es feiert im Mai den Memorial Day mit Marineparaden und Flugschauen unter Teilnahme weiteren Militärgerätes in verschiedenen Städten. Doch ein Verdacht, dass dies "militaristisch" sei, kommt bei niemandem auf.
Wir aber werden im Kern dafür angeklagt, dass wir uns an unsere Väter und Großväter erinnern, die in einem heiligen Befreiungskrieg ihr Leben lassen mussten, dass wir ihnen militärische Ehrenzeremonien zollen und den Tag des Sieges massiv und stolz feiern. Hat etwa Russland oder die Sowjetunion zwei Weltkriege entfacht? Hat etwa Russland ein weitreichendes Netz von Militärstützpunkten aufgebaut, die zur Kontrolle über die ganze Welt geschaffen worden sind?
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Für die Diplomaten und Politiker ist der 9. Mai außerdem noch ein Anlass, sich daran zu erinnern, dass die Staaten der Anti-Hitler-Koalition sich 1945 als Vereinte Nationen bezeichneten. In den Kriegsjahren standen sie Schulter an Schulter nebeneinander. Sie leiteten arktische Konvois durch das Meer, umarmten sich brüderlich an der Elbe. Französische Flieger des Normandie-Njemen-Jagdgeschwaders bekämpften den Feind an der sowjetisch-deutschen Front. Das Bewusstsein, dass die menschenfeindliche Ideologie des 'Nationalsozialismus' eine Bedrohung für alle darstelle, half den Staaten mit verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Modellen, die Gegensätze beiseite zu schieben. Was sie verband, war der Glaube, dass der Sieg über Nazi-Deutschland den Triumph der Gerechtigkeit und den Sieg des Lichts über das Dunkel bedeuten würde.
Nach Kriegsende haben die Alliierten eine neue Architektur der internationalen Beziehungen um das Ideal der gleichberechtigten Zusammenarbeit zwischen souveränen Staaten aufgebaut. Die Schaffung der UNO sollte gewährleisten, dass das traurige Schicksal der Vorgängerorganisation, des Völkerbundes, sich nicht wiederholen würde. Die Gründer hatten sich die Lehren der Geschichte sehr gut eingeprägt: Ohne "ein Konzert der Großmächte", also Eintracht zwischen den führenden Ländern des Planeten, die die ständigen Positionen im Sicherheitsrat eingenommen haben, kann die Welt nicht stabil sein. Auch wir müssen uns heute von ihrem Vermächtnis leiten lassen.
Bei den feierlichen Veranstaltungen zum Tag des Sieges haben wir in diesem Jahr noch einmal allen gesagt, die es hören wollen: "Ja, wir sind bereit, genauso entschieden wie unsere Vorfahren, jedem Aggressor entgegenzuwirken. Doch die Russen wollen keinen Krieg, keine Wiederholung der Schrecken und Leiden". Die historische Mission unseres Volkes ist es, den Frieden zu beschützen. Jenen Frieden, den wir bewahren wollen.
Deswegen reichen wir allen die Hand, die gute Partner sein wollen. Die westlichen Kollegen haben seit langem unsere Vorschläge bekommen, die realistische Wege zur Überwindung der Konfrontation eröffnen und eine zuverlässige Abwehr gegen alle schaffen können, die die Möglichkeit eines Atomkriegs zulassen. Sie werden durch den Appell der Mitgliedsstaaten des Vertrags über kollektive Sicherheit an die Nordatlantische Allianz vom Mai dieses Jahres bekräftigt, einen professionellen entpolitisierten Dialog unter Fachleuten über die strategische Stabilität zu beginnen.
Ich bin sicher, dass die Bürger Russlands und anderer Länder mit Gedanken an den Frieden die Paraden zum 75. Jahrestag des Großen Sieges am 9. Mai 2020 anschauen und in den Reihen des Unsterblichen Regiments mit Sankt-Georgs-Bändern an der Brust auf die Straßen gehen werden. Das Andenken an diejenigen, die im Kampf gegen die Feinde der Heimat und der gesamten menschlichen Zivilisation gefallen sind, ist lebendig, solange die große Feier der siegreichen Völker, dieser Feiertag der Rettung und der Befreiung, mit uns verweilt. Wir müssen uns für die Ausmaße dieser Feier nicht schämen.
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