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Thierry Meyssan Voltaire Netzwerk: Vor unseren Augen

 

 

 

 
Vor unseren Augen
von Thierry Meyssan | Damaskus (Syrien)  

Wir beginnen mit der Veröffentlichung von Thierry Meyssans Buch „Vor unseren Augen“ in mehreren Folgen. Es handelt sich um ein anspruchsvolles Werk über die Geschichte der letzten achtzehn Jahr auf der Grundlage der Erlebnisse des Autors im Dienst mehrerer Nationen. Dieses Buch hat nicht seinesgleichen und kann es nicht haben, soweit keine andere Person an diesen aufeinanderfolgenden Ereignissen in Lateinamerika, in Afrika und im Nahen Osten auf der Seite der Regierungen, die vom Westen in Frage gestellt wurden, teilgenommen hat.

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Ein Staat darf keine auf den gewaltsamen Umsturz des Regimes eines anderen Staates gerichteten subversiven, terroristischen oder bewaffneten Aktivitäten organisieren, unterstützen, schüren, finanzieren, anstiften oder dulden und nicht in interne Konflikte in einem anderen Staat eingreifen.
Resolution 2625, am 24. Oktober 1970 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen angenommen

Vorwort des Autors

Kein Wissen ist endgültig. Wie jede andere Wissenschaft ist die Geschichtswissenschaft ein Infragestellen von dem, was man für sicher hielt, und was angesichts neuer Erkenntnisse verändert, wenn nicht für nichtig erklärt werden muss.

Ich lehne die Wahl, vor die man uns stellt, zwischen dem „Zirkelschluss der Vernunft“ und dem „einzigartigen Denken“ einerseits und dem emotionalen und „postfaktischen“ Diskurs andererseits ab. Ich stelle mich auf eine andere Ebene: Ich versuche, die Tatsachen von den Erscheinungen zu trennen und die Wahrheit von den Mitteilungen. Vor allem solange Menschen versuchen, andere auszubeuten, können meiner Ansicht nach internationale Beziehungen nicht vollständig demokratisch und damit transparent sein. Folglich ist es, jenseits von Schlichen und Tricks, von Natur aus unmöglich, die internationalen Ereignisse mit Gewissheit zu interpretieren, wenn sie in Erscheinung treten. Die Wahrheit kommt erst im Lauf der Zeit an den Tag. Ich kann mich über den gegenwärtigen Moment täuschen, aber ich verzichte nie darauf, meine Eindrücke in Frage zu stellen und nachzuvollziehen. Dieses Training ist umso schwieriger, als die Welt unter Kriegen leidet, die uns zur Stellungnahme verpflichten, ohne abzuwarten.

Für meinen Teil habe ich mich auf die Seite der Unschuldigen gestellt, die Unbekannte in ihre Dörfer eindringen und dort ihr Recht aufzwingen sehen, Unschuldige, die die internationalen Fernsehsender das Mantra wiederholen hören, dass ihre Führer Tyrannen seien und ihren Platz an die Westler abgeben müssten, Unschuldige, die die Unterwerfung verweigern und deshalb von den Bomben der Nato ausradiert werden. Ich habe den Anspruch, ein Analytiker zu sein, der versucht, objektiv zu beobachten, und gleichzeitig ein Mensch, der den Leidenden mit den Mitteln, über die er verfügt, Unterstützung gibt.

In diesem Buch beanspruche ich, über Dokumente und aktuelle unmittelbare Erfahrungsberichte hinauszugehen. Allerdings versuche ich im Unterschied zu früheren Autoren nicht, die Berechtigung der Politik meines Landes nachzuweisen, sondern die Verkettung der Ereignisse zu verstehen, deren Objekt und Subjekt ich gleichzeitig gewesen bin.

Mancher wird behaupten, dass ich im Gegensatz zu meinem Bekenntnis in Wahrheit versuche, mein Handeln zu rechtfertigen und – bewusst oder unbewusst – Voreingenommenheit an den Tag lege. Ich hoffe, dass er sich an der Etablierung der Wahrheit beteiligen und mir die Dokumente zeigen oder öffentlich machen wird, die ich nicht kenne.

Es trifft genau zu, dass meine Rolle in diesen Ereignissen es mir ermöglicht hat, zahlreiche Fakten zu erfahren und zu verifizieren, die der Öffentlichkeit und oft auch vielen anderen Akteuren nicht bekannt waren. Dieses Wissen habe ich auf empirischem Wege erworben. Erst nach und nach habe ich die Folgerichtigkeit dieser Ereignisse verstanden.

Damit der Leser meinen intellektuellen Gedankengang nachvollziehen kann, habe ich nicht eine Allgemeine Geschichte des arabischen Frühlings geschrieben, sondern drei partielle Geschichten der letzten achtzehn Jahre ausgehend von drei unterschiedlichen Standpunkten: die der Muslimbrüder, die der aufeinanderfolgenden französischen Regierungen und die der Behörden der Vereinigten Staaten. In der vorliegenden Ausgabe habe ich die Reihenfolge dieser Teile im Vergleich zu den vorangegangenen Ausgaben, wo das Handeln Frankreichs an erster Stelle stand, umgekehrt. Schließlich geht es hier um eine internationale Leserschaft.

Auf der Suche nach Macht stellten die Muslimbrüder sich in den Dienst des Vereinigten Königreichs und der Vereinigten Staaten, wobei sie sich gleichzeitig Gedanken machten, wie sie Frankreich in ihrem Kampf um die Beherrschung des Volkes auf ihre Seite ziehen könnten. Die französische Führung, mit ihren eigenen Zielen beschäftigt, bemühte sich weder, die Logik der Muslimbrüder noch die ihres US-Lehnsherren zu verstehen, sondern einzig die Vorteile der Kolonialisierung wiederzugewinnen und sich zu bereichern. Nur Washington und London waren im Besitz aller Informationen darüber, was die Muslimbrüder vorbereiteten und was sich tatsächlich ereignete.

Das Resultat erinnert an russische Puppen: Man begreift die Organisation der Ereignisse, die spontan erscheinen, so wie die Umstände und die genaueren Bestimmungen gewisser Entscheidungen nur Schritt für Schritt.

Meine Zeugenaussage unterscheidet sich so stark von dem, was die Leser über dasselbe Thema lesen oder hören konnten, dass mancher Angst bekommt vor den Konsequenzen dessen, was ich geschrieben habe. Andere wiederum werden sich Gedanken machen über diese gigantische Manipulation und und über den Weg, wie ihr ein Ende gesetzt werden kann.

Bei der ersten Ausgabe, aber nicht bei den folgenden, haben sich mehrere Fehler herausgestellt. Wahrscheinlich sind weitere enthalten, zu deren Korrektur ich in der Folge verpflichtet bin. Es ist möglich, dass die eine oder andere der Korrelationen, die ich ans Licht bringe, nur dem Zufall geschuldet ist, aber mit Sicherheit nicht ihre starke Häufung.

Entsprechend den aufeinanderfolgenden Enthüllungen über diesen Zeitraum sind zahlreiche kleine Zusätze enthalten.

Zweifellos werden die Anhänger des Imperialismus mir getreu ihrem Fetischausdruck „Verschwörungstheorien“ vorwerfen. Das ist ein billiger Vorwurf, den sie seit fünfzehn Jahren handhaben. Sie haben extensiv Gebrauch davon gemacht, seit ich die offizielle Version der Attentate des 11. September 2001 bestreite. Sie leugnen weiterhin und verraten sich selbst, wenn sie al-Qaida in Libyen und Syrien unterstützen und sie gleichzeitig für Massaker in den Vereinigten Staaten, Frankreich, Belgien usw. anklagen.

Wenn die kleinen Fehler berichtigt sind, wird es letzten Endes diese Häufung der Fakten sein, auf die jeder, wenn er aufrichtig ist, mit einer logischen und stimmigen Erklärung reagieren muss.

(Fortsetzung folgt …)

 
Vor unseren Augen (2/25)
Die Muslimbruderschaft als Mörder
von Thierry Meyssan
  | Damaskus (Syrien)

Wir setzen die Veröffentlichung des Buches von Thierry Meyssan „Sous nos yeux“ fort. In diesem Teil beschreibt er die Gründung einer ägyptischen Geheimgesellschaft, der Muslimbruderschaft, dann ihre Neugründung durch die britischen Geheimdienste nach dem Zweiten Weltkrieg und schließlich die Benutzung dieser Gruppe durch den MI6, um politische Morde in dieser ehemaligen Kronkolonie durchzuführen.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch Sous nos yeux.
Siehe hier die Inhaltsangabe.

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Hasan al-Banna, der Gründer der Muslimbruderschaft. Über seine Familie ist wenig bekannt, außer dass sie Uhrmacher waren – ein Beruf, der in Ägypten den Juden vorbehalten war.

Der „arabische Frühling“,
wie ihn die Muslimbrüder erlebten

1951 schufen die angelsächsischen Geheimdienste aus der Organisation gleichen Namens einen politischen Geheimbund: die Muslimbrüder. Sie benutzten sie zunächst zur Ermordung von Persönlichkeiten, die sich ihnen widersetzten, dann ab 1979 als Söldner gegen die Sowjets. Zu Beginn der 1990er Jahre wurden sie in die Nato eingegliedert und in den 2010er Jahren versuchte man sie in den arabischen Ländern an die Macht zu bringen. Die Muslimbruderschaft und der Sufi-Orden der Naqschbandi wurden in Höhe von mindestens 80 Milliarden Dollar jährlich von der saudischen Herrscherfamilie finanziert, was eine der weltweit bedeutendsten Armeen aus ihnen machte. Die Gesamtheit der dschihadistischen Führer einschließlich der von Daesch gehört zu diesem militärischen Apparat.

1 – Die ägyptische Muslimbruderschaft

Vier Weltreiche verschwinden im Laufe des Ersten Weltkriegs, das Deutsche Reich, das Österreichisch-Ungarische Reich, das zaristische Heilige Russland und die osmanische „Hohe Pforte“. Die Sieger lassen jegliches Maß außer Acht und zwingen den Besiegten ihre Bedingungen auf. So legt in Europa der Versailler Vertrag inakzeptable Auflagen für Deutschland fest, dem er die alleinige Schuld an dem Konflikt gibt. Im Orient läuft die Zerstückelung des Osmanischen Kalifats schief: Auf der Konferenz von San Remo (1920) wird in Übereinstimmung mit dem geheimen Sykes-Picot-Abkommen (1916) Großbritannien ermächtigt, die jüdische Heimstätte Palästina zu gründen, während Frankreich Syrien (damals unter Einschluss des heutigen Libanon) kolonisieren darf. Jedoch lehnt sich in dem, was vom Osmanischen Reich übrig geblieben ist, Mustafa Kemal gleichzeitig gegen den Sultan auf, der den Krieg verloren hat, wie auch gegen die Westmächte, die sein Land in ihre Gewalt bringen. Auf der Konferenz von Sèvres (1920) wird das Kalifat in kleine Stückchen zerschnitten, um alle Arten von neuen Staaten zu schaffen, darunter auch Kurdistan. Die türkisch-mongolische Bevölkerung von Thrakien und von Anatolien erhebt sich und bringt Kemal an die Macht. Schließlich werden auf der Konferenz von Lausanne (1923) die gegenwärtigen Grenzen gezogen, man verzichtet auf Kurdistan und organisiert riesige Umsiedlungen der Bevölkerung, die mehr als eine halbe Million Tote zur Folge haben.

Aber so wie Adolf Hitler in Deutschland das Los seines Landes bestreiten wird, erhebt sich im Nahen Osten ein Mann gegen die Neuaufteilung seiner Region. Ein ägyptischer Lehrer begründet eine Bewegung zur Wiedererrichtung des Kalifats, das von den Westmächten besiegt wurde. Dieser Mann ist Hasan al-Banna und diese Organisation ist die Muslimbruderschaft (1928).

Ein Kalif ist im Prinzip der Nachfolger des Propheten, dem alle Gehorsam schulden – ein in der Tat sehr begehrter Titel. Mehrere große Geschlechterfolgen von Kalifen folgten aufeinander, die Umayyaden, die Abbasiden, die Fatimiden und die Osmanen. Der nächste Kalif sollte derjenige sein, der sich den Titel aneignete, in diesem Fall der „Oberste Führer“ der Bruderschaft, der sich gern als Meister der moslemischen Welt sehen würde.

Der Geheimbund breitet sich sehr schnell aus. Er hat vor, aus dem Inneren des Systems zu arbeiten, um die islamischen Institutionen wieder herzustellen. Die neu Eintretenden müssen dem Gründer auf den Koran und mit einem Säbel oder Revolver die Treue schwören. Das Ziel der Bruderschaft ist ausschließlich ein politisches, auch wenn sie es in religiöse Begriffe fasst. Niemals werden Hasan al-Banna oder seine Nachfolger vom Islam als einer Religion sprechen oder eine moslemische Spiritualität zur Sprache bringen. Für sie ist der Islam einzig und allein ein Dogma, eine Ergebung an Gott und die Ausübung von Macht. Offensichtlich nehmen die Ägypter, die die Bruderschaft unterstützen, sie nicht so wahr. Sie folgen ihr, weil sie vorgibt, Gott zu folgen.

Für Hasan al-Banna misst sich die Rechtmäßigkeit einer Regierung nicht an ihrem repräsentativen Charakter, wie man ihn bei den westlichen Regierungen bewertet, sondern an ihrer Fähigkeit zur Verteidigung der „islamischen Lebensweise“, und zwar der des osmanischen Ägyptens im 19. Jahrhundert. Niemals werden die Muslimbrüder in Betracht ziehen, dass der Islam eine Geschichte hat und dass die moslemischen Lebensweisen den Regionen und den Zeiträumen entsprechend beträchtlich variieren. Sie werden auch nie berücksichtigen, dass der Prophet die Beduinengesellschaft, in der er lebte, revolutioniert hat und dass die im Koran beschriebene Lebensweise nur eine bestimmte Etappe für diese Menschen ist. Für sie entsprechen die Strafvorschriften des Koran – die Scharia – also nicht einer gegebenen Situation, sondern setzen unabänderliche Gesetze fest, auf die sich die Macht stützen kann.

Die Tatsache, dass die moslemische Lebensweise häufig durch das Schwert verbreitet wurde, rechtfertigt für die Bruderschaft den Einsatz von Gewalt. Niemals werden die Muslimbrüder zugestehen, dass der Islam sich auch durch das Beispiel ausbreiten konnte. Das hindert al-Banna und seine Mitbrüder nicht daran, sich auf Wahlen zu präsentieren – und zu verlieren. Wenn sie die politischen Parteien verurteilen, so nicht aus Opposition gegen das Mehrparteiensystem, sondern weil sie durch Trennung der Religion von der Politik in die Korruption abrutschen würden.

Die Doktrin der Muslimbrüder ist die Ideologie des „politischen Islam“, in Frankreich sagt man des „Islamismus“, ein Wort, das Furore machen wird.

1936 schreibt Hasan al-Banna an den Ministerpräsidenten Mustafa el-Nahhas Pascha. Er fordert:
- „eine Reform der Gesetzgebung und den Zusammenschluss aller Gerichte unter der Scharia,
- die Rekrutierung innerhalb der Streitkräfte zur Schaffung eines Freiwilligendienstes unter dem Banner des Dschihad;
- den Anschluss der moslemischen Länder und die Vorbereitung der Wiederherstellung des Kalifats durch Umsetzung der vom Islam geforderten Einheit.“

Im Zweiten Weltkrieg erklärt sich die Muslimbruderschaft für neutral. In Wahrheit verwandelt sie sich in einen Nachrichtendienst des Deutschen Reiches. Aber ab dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg, als das Waffenglück umzukippen scheint, spielt sie ein doppeltes Spiel, lässt sich durch die Briten finanzieren und liefert ihnen dafür Informationen über ihren ersten Arbeitgeber. Dadurch zeigt die Bruderschaft ihre völlige Prinzipienlosigkeit und ihren reinen politischen Opportunismus.

Am 24. Februar 1945 versuchen die Muslimbrüder ihr Glück und ermorden mitten in der Parlamentssitzung den ägyptischen Ministerpräsidenten. Daraufhin eskaliert die Gewalt: Repressionen gegen die Muslimbruderschaft und eine Serie politischer Morde bis hin zum Mord an dem neuen Ministerpräsidenten am 28. Dezember 1948 sowie als Vergeltung an Hasan al-Banna selbst am 12. Februar 1949. Kurze Zeit später verurteilt ein unter Kriegsrecht eingesetztes Gericht den Großteil der Muslimbrüder zu einer Haftstrafe und löst ihre Vereinigung auf.

In ihrem Inneren war dieser Geheimbund nichts anderes als eine Mörderbande, die für sich die Macht erobern wollte, indem sie ihre Habsucht hinter dem Koran versteckte. Hier hätte ihre Geschichte enden sollen. Doch das war nicht der Fall.

2 – Die von den Angelsachsen neu konzipierte Bruderschaft
und der separate Frieden mit Israel

Die Fähigkeit der Bruderschaft, Menschen zu mobilisieren und in Mörder zu verwandeln, musste die Neugier der Großmächte wecken.

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Trotz seines Abstreitens war Sayyid Qutb Freimaurer. Er publizierte einen Artikel mit dem Titel „Warum ich Freimaurer geworden bin“, der am 23. April 1943 in der Zeitschrift al-Taj al-Masri (die „Krone von Ägypten“) erschien.

Zweieinhalb Jahre nach der Auflösung bilden die Angelsachsen eine neue Organisation und benutzen erneut den Namen „Muslimbruderschaft“. Unter Ausnutzung der Inhaftierung der historischen Führungskräfte wird der frühere Richter Hasan al-Hudaibi zu ihrem Obersten Führer gewählt. Im Gegensatz zu einer häufig geäußerten Ansicht gibt es keine historische Kontinuität zwischen der alten und der neuen Bruderschaft. Es stellt sich heraus, dass eine Einheit des alten Geheimbundes, der „Geheime Apparat“, von Hasan al-Banna damit beauftragt worden war, die Attentate zu verüben, deren Urheberschaft er abstritt. Diese Organisation innerhalb der Organisation war so geheim, dass sie von der Auflösung der Bruderschaft nicht tangiert wurde und sich seither ihren Nachfolgern zur Verfügung stellt. Der Oberste Führer beschließt, sie nicht anzuerkennen, und erklärt, er wolle seine Ziele nur mit friedlichen Mitteln erreichen. Es ist schwierig herauszufinden, was genau sich in jenem Moment abspielte zwischen den Angelsachsen, die die alte Geheimgesellschaft neu gründen wollten, und dem Obersten Führer, der glaubte, nur sein Publikum unter den Massen zurückzugewinnen. Jedenfalls bestand der Geheime Apparat fort, während die Autorität des Führers zugunsten anderer Führungskräfte der Bruderschaft schwand, wodurch ein regelrechter interner Krieg begann. Die CIA setzte den Theoretiker des Dschihad, den Freimaurer Sayyid Qutb [1] als Leitung ein, den der Oberste Führer verdammte, ehe er ein Abkommen mit dem MI6 schloss.

Es ist nicht möglich, die internen Unterstellungsverhältnisse aller Beteiligten genau anzugeben, weil einerseits jeder ausländische Zweig autonom ist und andererseits die geheimen Einheiten innerhalb der Organisation nicht notwendigerweise dem Obersten Führer oder dem lokalen Führer unterstehen, sondern unter Umständen unmittelbar der CIA oder dem MI6.

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg versuchen die Briten, die Welt so zu einzuteilen, dass sie außer Reichweite der Sowjets bleibt. Im September 1946 bringt Winston Churchill in Zürich die Idee der Vereinigten Staaten von Europa in Umlauf. Nach demselben Prinzip führt er die Arabische Liga ein. In beiden Fällen geht es darum, die regionale Einheit unter Ausschluss der Sowjetunion auszubauen. Seit Beginn des Kalten Krieges gründen die Vereinigten Staaten von Amerika ihrerseits Vereine mit dem Auftrag, diese Bewegung zu ihren Gunsten zu begleiten, das American Committee on United Europe und die American Friends of the Middle East [2]. In der arabischen Welt organisiert die CIA zwei Staatsstreiche, zunächst zugunsten von General Hosni Zaim in Damaskus (März 1949), dann mit den Freien Offizieren in Kairo (Juli 1952). Es geht darum, die Nationalisten zu unterstützen, da sie als Feinde der Kommunisten gelten. In dieser Geisteshaltung bringt Washington den SS-Obersturmbannführer Otto Skorzeny nach Ägypten und den Nazi-General Fazlollah Zahedi in den Iran, beide in Begleitung von Hunderten ehemaliger Gestapo-Funktionäre, um den antikommunistischen Kampf zu leiten. Unglücklicherweise formt Skorzeny die ägyptische Polizei in einer Tradition von Gewalt. 1963 wird er sich für die CIA und den Mossad gegen Nasser entscheiden. Zahedi seinerseits wird die SAVAK gründen, die grausamste politische Polizei jener Jahre.

Während Hasan al-Banna das Ziel festgelegt hatte – durch Manipulation der Religion die Macht zu ergreifen –, definierte Qutb den Weg: den Dschihad. Wenn die Anhänger erst einmal die Überlegenheit des Koran akzeptiert haben, dann kann man sie benutzen, um sie in einer Armee zu organisieren und in den Kampf zu schicken. Qutb entwickelt eine manichäische Theorie zur Unterscheidung von Islamischem und „Finsterem“. Der CIA und dem MI6 erlaubt diese Indoktrination, die Anhänger zur Beherrschung der arabischen nationalistischen Regierungen zu benutzen und ferner zur Destabilisierung der moslemischen Regionen der Sowjetunion. Die Bruderschaft wird ein unerschöpfliches Reservoir von Terroristen unter dem Motto „Allah ist unser Ziel. Der Prophet ist unser Führer. Der Koran ist unser Gesetz. Der Dschihad ist unser Weg und das Märtyrertum unser Verlangen“.

Das Denken von Qutb ist rational, aber nicht vernünftig. Er entfaltet eine unveränderliche Rhetorik von Allah – Prophet – Koran – Dschihad – Märtyrertum, die zu keinem Zeitpunkt die Möglichkeit zur Diskussion lässt. Er stellt die Überlegenheit seiner Logik über die menschliche Vernunft.

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Empfang einer Delegation der Geheimgesellschaft durch Präsident Eisenhower im Weißen Haus (23. September 1953)

Die CIA veranstaltet ein Kolloquium an der Universität von Princeton zu dem Thema „Die Situation der Moslems in der Sowjetunion“. Das ist die Gelegenheit, in den Vereinigten Staaten eine Delegation der Muslimbrüder unter der Leitung eines der Chefs ihres bewaffneten Arms, Said Ramadan, zu empfangen. Der mit der Überwachung beauftragte CIA-Offizier notiert, dass Ramadan kein religiöser Extremist sei, sondern eher ein Faschist – eine Möglichkeit, den ausschließlich politischen Charakter der Muslimbrüder hervorzuheben. Das Kolloquium schließt am 23. September 1953 mit einem Empfang im Weißen Haus durch Präsident Eisenhower. Das Bündnis zwischen Washington und dem Dschihadismus ist geschlossen.

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(Von links nach rechts) Hasan al-Banna verheiratete seine Tochter mit Said Ramadan, wodurch Ramadan sein Nachfolger wurde. Das Paar hatte die Söhne Hani (Direktor des Islamischen Zentrums in Genf) und Tariq Ramadan (der ordentlicher Professor am Lehrstuhl für Zeitgenössische Islamstudien der Universität Oxford wurde).

Die Bruderschaft, die von der CIA zum Kampf gegen den Kommunismus geschaffen worden war, wurde zunächst benutzt, um die Nationalisten zu unterstützen. Zu jener Zeit wurde die Agentur im Nahen Osten durch Antizionisten aus den Mittelschichten vertreten. Sie wurden aber rasch verdrängt durch Spitzenbeamte angelsächsischer und puritanischer Herkunft, die aus den großen Universitäten kamen und Israel wohlgesinnt waren. Washington trat in Konflikt mit den Nationalisten und die CIA wendete die Bruderschaft gegen sie.

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Said Ramadan und Abdul Ala Maududi moderierten eine wöchentliche Sendung auf Radio Pakistan, einem Sender, der vom britischen MI6 errichtet war.

Said Ramadan hatte während des kurzen Krieges gegen Israel 1948 einige Kämpfer befehligt, dann Sayyid Abul Ala Maududi geholfen, in Pakistan die paramilitärische Organisation der Jamaat-i-Islami zu gründen. Damals ging es darum, eine islamische Identität für die indischen Moslems zu schaffen, damit sie einen neuen Staat, Pakistan, bildeten. Die Jamaat-i-Islami arbeitete übrigens später die pakistanische Verfassung aus. Ramadan heiratet die Tochter von Hasan al-Banna und wird Chef des bewaffneten Zweigs der neuen „Muslimbruderschaft“.

Obgleich sich in Ägypten die Muslimbrüder am Putsch der Freien Offiziere von General Mohammad Nagib beteiligt hatten – Sayyid Qutb war ihr Verbindungsmann –, werden sie beauftragt, einen ihrer Führer, Gamal Abdel Nasser, zu beseitigen, der in Konflikt mit Nagib geraten ist. Am 26. Oktober 1954 scheitern sie nicht nur, sondern Nasser übernimmt die Macht, unterdrückt die Bruderschaft und stellt Nagib unter Hausarrest. Sayyid Qutb wird einige Jahre später gehängt.

Nach dem Verbot in Ägypten setzen sich die Muslimbrüder in die wahhabitischen Staaten (Saudi-Arabien, Katar und das Emirat Schardscha) sowie nach Europa ab (Deutschland, Frankreich und Großbritannien, dann die neutrale Schweiz). Jedesmal werden sie wie westliche Agenten empfangen, die gegen das im Entstehen begriffene Bündnis zwischen den arabischen Nationalisten und der Sowjetunion kämpfen. Said Ramadan erhält einen jordanischen Diplomatenpass und lässt sich 1958 in Genf nieder, von wo aus er die Destabilisierung des Kaukasus und Zentralasiens (gleichzeitig Pakistan-Afghanistan und das sowjetische Ferghanatal) leitet. Er übernimmt die Kontrolle über den Ausschuss für den Bau einer Moschee in München, was ihm erlaubt, fast alle Moslems im westlichen Europa zu überwachen. Mit Hilfe des American Committee for the Liberation of the Peoples of Russia (AmComLib), das heißt der CIA, verfügt er über Radio Liberty /Radio Free Europe, einen direkt vom US-amerikanischen Kongress finanzierten Sender, um das Gedankengut der Bruderschaft zu verbreiten [3].

Nach der Suezkanal-Krise und der spektakulären Wende Nassers zur sowjetischen Seite entscheidet Washington, die Muslimbruderschaft uneingeschränkt gegen die arabischen Nationalisten zu unterstützen. Miles Copeland, ein hoher CIA-Kader, wird – vergeblich – beauftragt, in der Bruderschaft eine Persönlichkeit auszuwählen, die in der arabischen Welt eine ähnliche Rolle spielen könnte wie Pastor Billy Graham für die Vereinigten Staaten. Erst in den 1980er Jahren wird mit dem Ägypter Yusuf al-Qaradâwî ein Prediger dieses Formats gefunden.

1961 stellt die Bruderschaft eine Verbindung zu einem anderen Geheimbund, dem Orden der Naqschbandi her. Dabei handelt es sich um eine Art moslemischer Freimaurerei, die Sufi-Initiation und Politik vermischt. Einer ihrer indischen Theoretiker, Abu al-Hasan Ali al-Nadwi, veröffentlicht einen Artikel in der Zeitschrift der Muslimbruderschaft. Der Orden ist alt und in vielen Ländern präsent. Im Irak ist der Großmeister kein anderer als der spätere Vizepräsident Izzat Ibrahim al-Duri. 1982 wird er den Putsch der Muslimbrüder in Syrien unterstützen, dann die „Kampagne zur Rückkehr zum Glauben“, die von Präsident Saddam Hussein organisiert wird, um seinem Land nach der Einrichtung einer Flugverbotszone durch die Westmächte wieder eine Identität zu geben. In der Türkei wird der Orden eine vielschichtigere Rolle spielen. Zu seinen Funktionären zählen sowohl Fethullah Güllen (Gründer der Hizmet-Bewegung) wie auch Präsident Turgut Özal (1989–93) und Ministerpräsident Necmettin Erbakan (1996–97), der Gründer der Gerechtigkeitspartei (1961) und der Millî Görüş (1969). In Afghanistan war der ehemalige Präsident Sibghatullah Mujaddidi (1992) der Großmeister. In Russland hatte der Orden im 19. Jahrhundert mit Unterstützung durch das Osmanische Reich die Krim, Usbekistan, Tschetschenien und Dagestan gegen den Zar aufgewiegelt. Bis zum Fall der UdSSR wird man nichts von diesem Zweig hören, gleiches gilt für das chinesische Xinjiang. Die Nähe der Muslimbrüder und der Naqschbandi ist sehr selten untersucht worden in Anbetracht der prinzipiellen Opposition der Islamisten gegen Mystik und den Sufi-Orden im Allgemeinen.

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Der saudische Sitz der Islamischen Weltliga. 2015 war ihr Budget höher als das des saudischen Verteidigungsministeriums. Als größter Waffenkäufer weltweit erwirbt Saudi-Arabien die Waffen, die von der Liga an die Organisationen der Muslimbruderschaft und der Naqschbandi verteilt werden.

1962 ermutigt die CIA Saudi-Arabien, die Islamische Weltliga zu gründen und für die Bruderschaft wie auch den Orden die Kosten für den Kampf gegen Nationalisten und Kommunisten zu übernehmen [4]. Diese Organisation wird anfangs von Aramco (Arabian-American Oil Company) finanziert. Zu den etwa zwanzig Gründungsmitgliedern werden drei islamische Theoretiker gezählt, die wir schon erwähnt haben: der Ägypter Said Ramadan, der Pakistaner Sayyid Abul Ala Maududi und der Inder Abu al-Hasan Ali al-Nadwi.

De facto wird Arabien, das aufgrund des Erdölhandels plötzlich über enorme Liquidität verfügt, weltweit zum Schutzherrn der Muslimbruderschaft. Vor Ort überträgt die Monarchie ihr das schulische und universitäre Bildungssystem in einem Land, wo fast niemand lesen und schreiben kann. Die Muslimbrüder müssen sich ihren Hausherren anpassen. In der Tat hindert sie ihr Treueeid auf den König daran, Treue zum Obersten Führer zu predigen. Jedenfalls organisieren sie sich um Mohamed Qutb, den Bruder von Sayyid, in zwei Strömungen: auf der einen Seite die saudischen Muslimbrüder, auf der anderen die „Sourouristen“. Letztere, die Saudi-Araber sind, probieren eine Synthese zwischen der politischen Ideologie der Bruderschaft und der wahhabistischen Theologie aus. Diese Sekte, zu der die königliche Familie gehört, vertritt eine Islam-Interpretation, die aus dem beduinischen Denken stammend ikonoklastisch und antihistorisch ist. Bis Riad über Petrodollars verfügte, verdammte sie die traditionellen moslemischen Schulen, von denen sie im Gegenzug als ketzerisch betrachtet wurde.

In Wahrheit haben die Politik der Muslimbrüder und die wahhabitische Religion nichts gemein, aber sie lassen sich miteinander vereinbaren. Abgesehen davon kann der Pakt, der die Familie der Saud an die wahhabitischen Prediger bindet, mit der Bruderschaft nicht Bestand haben: Die Vorstellung einer Monarchie nach göttlichem Recht kollidiert mit dem Machthunger der Muslimbrüder. Es gilt als vereinbart, dass die Saud die Muslimbrüder überall auf der Welt unter der Bedingung unterstützen, dass sie sich in Arabien nicht in die Politik einmischen.

Die Unterstützung der saudischen Wahhabiten für die Muslimbruderschaft erzeugt eine zusätzliche Rivalität in Arabien und den beiden anderen wahhabitischen Staaten, Katar und dem Emirat Schardscha.

Von 1962 bis 1970 nehmen die Muslimbrüder am Bürgerkrieg in Nordjemen teil und versuchen, an der Seite Saudi-Arabiens und Großbritanniens gegen die arabischen Nationalisten, Ägypten und die UdSSR die Monarchie wieder herzustellen – ein Konflikt, der ahnen lässt, was ein halbes Jahrhundert lang folgen wird.

1970 gelingt es Gamal Abdel Nasser, ein Abkommen zwischen den palästinensischen Gruppierungen und König Hussein von Jordanien zu treffen, dass den „Schwarzen September“ beendet. Am Abend des Gipfeltreffens der Arabischen Liga, die das Abkommen billigt, stirbt er, offiziell an einem Herzinfarkt, sehr viel wahrscheinlicher ermordet. Nasser hatte drei Vizepräsidenten, einen linken – ungewöhnlich populär –, einen aus der Mitte – sehr bekannt – und auf Wunsch der Vereinigten Staaten und Saudi-Arabiens einen konservativen: Anwar as-Sadat. Unter Druck gesetzt erklärt der Vizepräsident der Linken sich als unwürdig für das Amt. Der zentristische Vizepräsident zieht es vor, aus der Politik auszuscheiden. Sadat wird als Kandidat der Nasserianer bestimmt. Dasselbe Drama zeigt sich in vielen Ländern: Der Präsident wählt unter seinen Rivalen einen Vizepräsidenten aus, um die Wählerbasis zu vergrößern, aber wenn er stirbt, ersetzt ihn dieser und löscht sein Vermächtnis aus.

Sadat, der während des Zweiten Weltkriegs dem Deutschen Reich gedient hatte und seine große Bewunderung für den Führer bekennt, ist ein ultrakonservativer Angehöriger der Streitkräfte, der als Verbindungsmann zwischen der Bruderschaft und den Freien Offizieren Sayyid Qutb als Alter Ego diente. Vom Zeitpunkt seiner Machtübernahme an befreit er die Muslimbrüder, die von Nasser inhaftiert wurden. Der „gläubige Präsident“ ist der Bündnispartner der Bruderschaft für die Islamisierung der Gesellschaft (die „Berichtigungs-Revolution“), aber ihr Konkurrent, wenn es darum geht, politischen Nutzen daraus zu ziehen. Dieses mehrdeutige Verhältnis wird durch die Schaffung von drei bewaffneten Gruppen illustriert, die nicht Abspaltungen der Bruderschaft sind, sondern außenstehende Einheiten, die ihr gehorchen: die Partei der islamischen Befreiung, der Islamische Dschihad (von Scheich Omar Abdel Rahman) und Exkommunikation und Immigration (der „Takfir“). Alle bekunden, die Vorschriften von Sayyid Qutb anzuwenden. Bewaffnet durch die Geheimdienste führt der Islamische Dschihad Angriffe gegen christliche Kopten aus. Weit davon entfernt, die Lage zu beruhigen, wirft der „gläubige Präsident“ den Kopten Aufruhr vor und inhaftiert ihren Papst und acht ihrer Bischöfe. Schließlich greift Sadat in die Leitung der Muslimbruderschaft ein, bezieht Stellung für den Islamischen Dschihad und gegen den Obersten Führer und lässt diesen verhaften [5].

Auf Anweisung des US-Außenministers Henry Kissinger überzeugt er Syrien davon, sich Ägypten anzuschließen, um Israel anzugreifen und die Rechte der Palästinenser wieder herzustellen. Am 6. Oktober 1973 nehmen die beiden Armeen den hebräischen Staat während des Jom-Kippur-Festes in die Zange. Die ägyptische Armee überquert den Suezkanal, während die syrische Armee von den Golanhöhen aus angreift. Allerdings entfaltet Sadat seinen Flugabwehrschirm nur partiell und stoppt seine Armee 15 Kilometer östlich des Kanals, während die Israelis sich auf die Syrer stürzen, die in der Falle sitzen und Verschwörung schreien. Erst nachdem die israelischen Reservisten mobilisiert sind und die syrische Armee eingekreist ist, befiehlt Sadat seinen Streitkräften den Weitermarsch und dann, ihn zu stoppen, um eine Waffenruhe zu verhandeln. Die Sowjets, die durch den Tod Nassers schon einen Verbündeten verloren haben, beobachten den ägyptischen Verrat, drohen den Vereinigten Staaten und fordern den sofortigen Stillstand der Kämpfe.

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Als ehemaliger Verbindungsmann für Sayyid Qutb zwischen den „Freien Offizieren“ und der Bruderschaft sollte der „gläubige Präsident“ Anwar al-Sadat durch das ägyptische Parlament zum „Sechsten Kalifen“ ernannt werden. Hier der Bewunderer von Adolf Hitler in der Knesset an der Seite seiner Partner Golda Meir und Schimon Peres.

Vier Jahre später begibt sich Präsident Sadat – gemäß dem Plan der CIA – nach Jerusalem und beschließt, einen separaten Frieden mit Israel zum Nachteil der Palästinenser zu unterschreiben. Das Bündnis zwischen der Muslimbruderschaft und Israel ist von nun an besiegelt. Alle arabischen Völker verhöhnen diesen Verrat, Ägypten wird aus der Arabischen Liga ausgeschlossen und deren Sitz wird nach Tunis verlegt.

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Der Verantwortliche für den „Geheimen Apparat“ der Muslimbruderschaft, Aiman al-Zawahiri (gegenwärtig Chef von al-Qaida), organisiert die Ermordung von Präsident Sadat (6. Oktober 1981).

1981 beschließt Washington, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Der Islamische Dschihad bekommt den Auftrag, Sadat zu liquidieren, der jetzt nutzlos ist. Er wird bei einer Militärparade ermordet, während das Parlament sich anschickte, ihn zum „Sechsten Kalifen“ zu ernennen. Auf der Staatstribüne werden sieben Personen getötet und 28 verletzt, aber Vizepräsident Mubarak, der neben dem Präsidenten sitzt, entkommt. Er war der einzige auf der Staatstribüne, der zum richtigen Zeitpunkt eine kugelsichere Weste trug. Er wird der Nachfolger des „gläubigen Präsidenten“ und die Arabische Liga kann nach Kairo zurückkehren.

(Fortsetzung folgt …)

 

 
Vor unseren Augen (3/25)
Die Muslimbruderschaft als Hilfstruppe von MI6 und CIA
von Thierry Meyssan
 Wir setzen die Veröffentlichung von Thierry Meyssans Buch „Sous nos yeux“ fort. In dieser Folge beschreibt er, wie Präsident Jimmy Carter und sein Nationaler Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski die terroristischen Kapazitäten der Muslimbruderschaft gegen die Sowjetrussen benutzten.
 

ieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch Sous nos yeux.
Siehe hier die Inhaltsangabe.

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Der Nationale Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski ließ sich einfallen, die Muslimbrüder für terroristische Einsätze gegen die kommunistische Regierung Afghanistans zu benutzen; dadurch wurde die Intervention der UdSSR ausgelöst.

3 – Die Bruderschaft im Dienst der Carter-Brzezinski-Strategie

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Sir James Macqueen Craig, Fachmann für den Nahen Osten, überredete das Vereinigte Königreich dazu, die Muslimbrüder für Geheimoperationen außerhalb von Ägypten zu gebrauchen. Er dachte sich auch den Plan des “Arabischen Frühlings” nach dem Unternehmensmodell aus, das Lawrence von Arabien 1915 umgesetzt hatte.

1972–73 beginnen James Craig, ein Funktionär des Foreign Office – wahrscheinlich auch des MI6 – und der britische Botschafter in Ägypten Sir Richard Beaumont eine intensive Lobbyarbeit mit dem Ziel, dass ihr Land und die Vereinigten Staaten sich die Muslimbruderschaft nicht nur in Ägypten gegen Marxisten und Nationalisten zunutze machten, sondern in der gesamten moslemischen Welt. Sir Craig wird bald darauf zum Botschafter ihrer Majestät in Syrien, dann in Arabien ernannt und wird bei der CIA Gehör finden. Sehr viel später wird er der Designer des „Arabischen Frühlings“.

1977 wird in den Vereinigten Staaten Jimmy Carter zum Präsidenten gewählt. Er ernennt Zbigniew Brzezinski zum Nationalen Sicherheitsberater. Der beschließt, den Islamismus gegen die Sowjetrussen zu benutzen. Er gibt grünes Licht an die Saudis, ihre Zahlungen an die Islamische Weltliga zu erhöhen, organisiert Regimewechsel in Pakistan, im Iran und in Syrien, destabilisiert Afghanistan und macht den Zugang der Vereinigten Staaten zum Erdöl des „erweiterten Nahen Osten“ zu einer Zielvorstellung der nationalen Sicherheit. Schließlich überträgt er der Bruderschaft militärische Ausrüstung.

Diese Strategie wird beim Treffen der Bilderberg-Gruppe [1], das die Nato im April 1979 in Österreich organisiert, von Bernard Lewis klar und deutlich dargelegt. Der angloisraelisch-US-amerikanische Islamologe versichert dort, dass die Muslimbrüder nicht nur eine bedeutende Rolle gegenüber den Sowjets spielen und interne Unruhen in Zentralasien bewirken, sondern auch den Nahen Osten im Interesse Israels balkanisieren können.

Entgegen einer weit verbreiteten Ansicht gaben die Muslimbrüder sich nicht damit zufrieden, Brzezinskis Plan zu folgen; sie blickten weiter und holten sich Unterstützung von Riad und Washington, um weitere Zweige der Bruderschaft in anderen Ländern zu gründen – Zweige, die zu einem späteren Zeitpunkt Früchte tragen sollten. Der König von Arabien gewährt der Islamischen Weltliga, die ihre Aktivitäten auf 120 Staaten ausdehnt und Kriege finanziert, im Durchschnitt fünf Milliarden Dollar jährlich. Zur Orientierung: Fünf Milliarden Dollar waren das Äquivalent des nordkoreanischen Militärhaushalts. Die Liga erhält beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen den Beraterstatus und bei der Unicef den Beobachterstatus.

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General Mohammed Zia-ul-Haq, der erste Staatschef außerhalb Ägyptens, der Mitglied der Muslimbrüder ist, erlaubt den Kämpfern der Bruderschaft, eine Rückzugsbasis gegen die kommunistischen Afghanen zu nutzen.

In Pakistan stürzt General Mohammed Zia-ul-Haq, der in Fort Bragg in den Vereinigten Staaten ausgebildete Chef des Generalstabs der Streitkräfte, Präsident Zulfikar Ali Bhutto und lässt ihn hängen. Als Mitglied der Jamaat-e-Islami, das heißt der lokalen Variante der Muslimbrüder, islamisiert er die Gesellschaft. Schrittweise wird die Scharia – einschließlich der Todesstrafe für Blasphemie – eingeführt und ein ausgedehntes Netzwerk von islamischen Schulen aufgebaut. Zum ersten Mal ist die Bruderschaft außerhalb von Ägypten an der Macht.

Im Iran überredet Brzezinski den Schah, das Land zu verlassen, und organisiert die Rückkehr des Imam Ruhollah Khomeini, der sich als „islamistischen Schiiten“ bezeichnet. 1945, in jungen Jahren, traf Khomeini in Kairo Hasan al-Banna, um ihn davon zu überzeugen, die sunnitisch-schiitischen Konflikte nicht anzuheizen. Danach übersetzte er zwei Bücher von Sayyid Qutb. Die Muslimbrüder und der iranische Revolutionär stimmen in den sozialen Themen überein, aber ganz und gar nicht in politischen Fragen. Brzezinski begreift seinen Irrtum schon am Tag der Ankunft des Ajatollah in Teheran. Dieser begibt sich zu den Gräbern der Märtyrer des Schah-Regimes und ruft die Armee auf, sich gegen den Imperialismus zu erheben. Brzezinski irrt sich ein zweites Mal, als er die Delta Force schickt, um den US-amerikanischen Spionen zu helfen, die in ihrer Botschaft in Teheran als Geiseln gehalten werden. Zwar gelingt es ihm, vor den Westmächten zu verheimlichen, dass die Geiseln nicht seine Diplomaten, sondern Spione sind, aber er macht sein Militär mit dem missglückten Unternehmen „Adlerklaue“ lächerlich und bringt im Pentagon die Idee ein, man müsse Mittel bereitstellen, um die Moslems zu besiegen.

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Der saudische Milliardär Osama bin Laden, Held des Westens gegen die Sowjetrussen

In Afghanistan bringt Brzezinski die „Operation Zyklon“ auf den Weg. Zwischen 17.000 und 35.000 Muslimbrüder aus etwa vierzig Ländern werden gegen die UdSSR kämpfen, die auf Verlangen der Demokratischen Republik Afghanistan zur deren Verteidigung gekommen ist [2] – die „sowjetische Invasion“, wie die US-Propaganda sie vorgibt, hat es nie gegeben. Die Männer der Bruderschaft kommen zur Verstärkung einer Koalition konservativer Kämpfer und lokaler Muslimbrüder, darunter der Paschtune Gulbuddin Hekmatyar und der Tadschike Ahmed Schah Masud. Im Wesentlichen erhalten sie ihre Bewaffnung von Israel [3] – offiziell ihr Todfeind, aber nunmehr ihr Partner. Die Gesamtheit dieser Streitkräfte wird von Pakistan aus durch General Mohammed Zia-ul-Haq kommandiert und von den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien finanziert. Zum ersten Mal wird die Bruderschaft von den Angelsachsen benutzt, um Krieg zu führen. Unter den anwesenden Kämpfern befinden sich zukünftige Führungskräfte der Kaukasuskriege, der indonesischen Jemaah Islamiyah, der Gruppe Abu Sayyaf auf den Philippinen und selbstverständlich von al-Qaida und Daesch. In den Vereinigten Staaten wird das antisowjetische Unternehmen von der Republikanischen Partei und von einer Gruppierung der extremen Linken, den Trotzkisten der Social Democrats USA unterstützt.

Die Carter-Brzezinski-Strategie stellt eine Veränderung der Größenordnung dar [4]. Saudi-Arabien, das bisher der Finanzier der islamistischen Gruppen war, wird beauftragt, die Finanzmittel für den Krieg gegen die Sowjets zu verwalten. Der Generaldirektor des saudische Geheimdienstes Prinz Turki (Sohn von Faisal, dem damaligen König), wird zur unverzichtbaren Persönlichkeit auf allen Geheimdienst-Gipfeln des Westens.

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Der Palästinenser Abdallah Azzam und der Saudi-Araber Osama bin Laden wurden in Riad von Mohamed Qutb, dem Bruder von Sayyid Qutb ausgebildet. Sie leiteten nacheinander die Kämpfer der Muslimbruderschaft in Afghanistan.

Häufig gibt es Probleme zwischen den Arabern und den Afghanen; Prinz Turki schickt zunächst den Palästinenser Abdallah Azzam, den „Imam des Dschihad“, um unter den Muslimbrüdern Ordnung zu schaffen und das Büro der Islamischen Weltliga vor Ort zu führen, dann den Milliardär Osama bin Laden. Azzam und Bin Laden sind zusammen in Saudi-Arabien von Sayyid Qutbs Bruder ausgebildet worden.

Auch während der Amtszeit Carters beginnen die Muslimbrüder eine ausgedehnte Terrorkampagne in Syrien, zu der die Ermordung nichtsunnitischer Kadetten der Militärakademie von Aleppo durch die „Kämpfende Avantgarde“ zählt. Die Muslimbrüder haben Trainingslager in Jordanien, wo die Briten ihnen eine militärische Ausbildung zukommen lassen. Während dieser bleiernen Jahre schafft es die CIA, ein Bündnis zwischen der Muslimbruderschaft und der Splittergruppe der Exkommunisten von Riad al-Turk zu besiegeln. Dieser und seine Freunde Georges Sabra und Michel Kilo hatten im libanesischen Bürgerkrieg mit Moskau gebrochen, um das westliche Lager zu unterstützen. Sie schlossen sich der US-amerikanischen trotzkistischen Gruppe Social Democrats USA an. Die drei Männer verfassen ein Manifest, in dem sie behaupten, die Muslimbrüder bildeten das neue Proletariat und Syrien könne nur durch eine militärische Intervention der Vereinigten Staaten gerettet werden. Schließlich führen die Muslimbrüder 1982 mit Unterstützung der irakischen Baathpartei (die damals mit Washington gegen den Iran zusammenarbeitete) und Saudi-Arabiens einen Staatsstreich durch. Die folgenden Kämpfe in Hamas fordern dem Pentagon zufolge 2.000, der Bruderschaft und der CIA zufolge 40.000 Tote. In der Folgezeit werden Hunderte von Gefangenen in Palmyra durch Rifaat, den Bruder von Präsident Hafiz al-Assad, ermordet. Er wird später, als er seinerseits einen Putschversuch gegen seinen eigenen Bruder unternimmt, seines Amtes enthoben und muss ins Exil nach Paris gehen. Die Trotzkisten werden verhaftet und der größte Teil der Muslimbrüder flieht entweder nach Deutschland (wo bereits der ehemalige syrische Führer Issam al-Attar seinen Wohnsitz hat) oder nach Frankreich (wie Abu Musab „der Syrer“), wo sie von Kanzler Helmut Kohl beziehungsweise Präsident François Mitterrand Asyl erhalten. Zwei Jahre später kommt es innerhalb der seither im Exil befindlichen Opposition zum Zeitpunkt des Teilens zum Skandal: Drei Millionen Dollar aus einem Umschlag mit zehn Millionen, die die Arabische Weltliga gespendet hat, sind verschwunden.

4 – Auf dem Weg zur Gründung einer Internationale des Dschihad

In den 1980er Jahren erhält die Islamische Weltliga von Washington den Auftrag, die algerische Gesellschaft umzuformen. Zehn Jahre lang bietet Riad den Bau von Moscheen in den Dörfern an. Jedesmal gehören eine Krankenstation und eine Schule dazu. Die algerischen Behörden freuen sich vor allem deshalb über diese Hilfe, weil es ihnen nicht mehr gelingt, für alle den Zugang zu Gesundheit und Bildung zu sichern. Schritt für Schritt entfernen sich die arbeitenden Klassen Algeriens von einem Staat, der ihnen keine große Hilfe mehr bietet, und wenden sich den so großzügigen Moscheen zu.

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Präsident Bush sen., ehemaliger CIA-Direktor, freundet sich mit dem saudischen Botschafter Bandar bin Sultan bin Abd al-Aziz Al Saud an, der später als Geheimdienstchef seines Landes sein Amtskollege wird. Er betrachtet ihn als seinen Adoptivsohn, daher sein Spitzname Bandar Bush.

Als 1982 Prinz Fahd König von Saudi-Arabien wird, setzt er Prinz Bandar (Sohn des Verteidigungsministers) als Botschafter in Washington ein – ein Posten, den dieser während Fahds Herrschaft beibehalten wird. Seine Aufgabe ist eine zweifache: Einerseits pflegt er die saudisch-US-amerikanischen Beziehungen, andererseits ist er die Schnittstelle zwischen dem Geheimdienstchef Turki und der CIA. Er schließt Freundschaft mit dem Vizepräsidenten und ehemaligen CIA-Direktor George H. W. Bush, der ihn als seinen „Adoptivsohn“ betrachtet, weiterhin mit Verteidigungsminister Dick Cheney und mit dem künftigen CIA-Direktor George Tenet. Er fügt sich in das gesellschaftliche Leben der Eliten ein und tritt sowohl der christlichen Sekte der Generalstabschefs des Pentagon, „The Family“, bei als auch dem ultrakonservativen Bohemian Club von San Francisco.

Bandar kommandiert die Dschihadisten von der Arabischen Weltliga aus. Er verhandelt mit London den Waffenkauf für sein Königreich bei British Aerospace im Austausch gegen Erdöl. Die „Al Yamamah“-Verträge, auf deutsch „Taube“, werden Riad zwischen 40 und 83 Milliarden Pfund Sterling kosten, wovon die Briten einen bedeutenden Anteil an Prinz Bandar erstatten werden.

1983 beauftragt Präsident Ronald Reagan den ehemaligen Führungsmann der Social Democrats USA Carl Gershman mit der Leitung des neuen National Endowment for Democracy [5]. Das ist eine vom Einvernehmen der „Fünf Augen“ abhängige, als NGO getarnte Agentur. Sie ist das legale Schaufenster der australischen, britischen, kanadischen, US-amerikanischen und neuseeländischen Geheimdienste. Gershman hat mit seinen trotzkistischen Kollegen und seinen Freunden, den Muslimbrüdern, schon im Libanon, in Syrien und in Afghanistan gearbeitet. Er richtet ein ausgedehntes Netzwerk von Vereinen und Stiftungen ein, das von der CIA und dem MI6 benutzt wird, um die Bruderschaft zu unterstützen, wo immer es möglich ist. Er beruft sich auf die „Kirkpatrick-Doktrin“: Alle Bündnisse sind richtig, wenn sie dem Wohl der Vereinigten Staaten dienen.

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In diesem Zusammenhang werden die CIA und der MI6, die auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges die Weltweite Anti-Kommunistische Liga (WACL) geschaffen hatten, sie benutzen, um Geld nach Afghanistan für den Dschihad zu schicken. Osama Ben Laden gehört dieser Organisation an, ebenso wie mehrere Staatsoberhäupter [6].

Getreu seiner Tradition akademischer Kompetenz legt das Vereinigte Königreich sich 1985 ein Institut mit der Aufgabe zu, die moslemischen Gesellschaften und die Art und Weise, wie sie von der Muslimbruderschaft beeinflusst werden können, zu studieren: das Oxford Centre for Islamic Studies.

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Hasan al-Turabi und Omar al-Baschir setzen die Muslimbruderschaft im Sudan durch. In dem besonders fanatischen und rückständigen Kontext ihres Landes werden sie sich von der Bruderschaft abspalten, ehe sie sich gegenseitig zerstören.

1989 gelingt den Muslimbrüdern ein zweiter Staatsstreich, diesmal im Sudan zugunsten von Oberstleutnant Omar al-Baschir. Unverzüglich positioniert er den lokalen Führer Hasan al-Turabi im Vorsitz der Nationalversammlung. Dieser kündigt auf einem in London gehaltenen Vortrag an, dass sein Land die Rückzugsbasis der islamistischen Gruppen weltweit werden würde.

Nach wie vor im Jahr 1989 kommt in Algerien die Islamische Heilsfront (FIS) um Abassi Madani auf, während die Partei an der Macht sich in diversen Skandalen auflöst. Die FIS wird durch die von den Saudis „angebotenen“ Moscheen unterstützt und somit von den Algeriern, die sie seit zehn Jahren regelmäßig besuchen. Begünstigt durch die Ablehnung einer Führungskraft und nicht aufgrund von Zustimmung zu ihrer Ideologie gewinnt sie die lokalen Wahlen. In Anbetracht des Scheiterns der Politik und der ontologischen Unmöglichkeit, mit den Islamisten zu verhandeln, putscht die Armee und annuliert die Wahlen. Das Land rutscht in einen langen und mörderischen Bürgerkrieg ab, von dem man nicht viel erfahren wird. Der Guerillakrieg wird mehr als 150.000 Opfer fordern. Die Islamisten zögern nicht, individuelle und kollektive Bestrafungen zugleich anzuwenden, zum Beispiel als sie die Einwohner von Ben Talha niedermetzeln – die sich des Wählens schuldig gemacht haben, obwohl die Fatwa es verboten hat – und das Dorf dem Erdboden gleichmachen. Offensichtlich dient Algerien als Testlabor für neue Kampfeinsätze. Das Gerücht geht um, es seien nicht die Islamisten, die die Dorfbewohner niedermachen, sondern die Armee. In Wahrheit schließen sich mehrere hohe Funktionäre der Geheimdienste, die in den Vereinigten Staaten ausgebildet worden sind, den Islamisten an und stiften Verwirrung.

1991 überwirft sich Osama bin Laden, der am Ende des Krieges in Afghanistan wie ein Held aus dem antikommunistischen Kampf nach Saudi-Arabien zurückgekehrt ist, offiziell mit dem König, während die „Sourouristen“ sich gegen die Monarchie erheben. Dieser Aufstand, das „islamische Erwachen“, dauert vier Jahre und endet mit der Inhaftierung der wichtigsten Führungskräfte. Er zeigt der Monarchie – die glaubte, über die gesamte Macht zu verfügen – dass die Muslimbrüder durch die Vermischung von Religion und Politik auf dem Weg über die Moscheen die Voraussetzungen für eine Revolte geschaffen hatten.

In diesem Zusammenhang behauptet Osama bin Laden, er habe die Unterstützung durch einige Tausend ehemaliger Kämpfer aus Afghanistan im Kampf gegen Saddam Husseins Irak vorgeschlagen, aber – oh Wunder – der König hätte die Million Soldaten der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten vorgezogen. Er geht „daher“ ins Exil in den Sudan, in Wahrheit mit dem Auftrag, die Kontrolle über die Islamisten wiederzugewinnen, die der Macht der Muslimbrüder entglitten sind und sich gegen die Monarchie erhoben haben. Mit Hasan al-Turabi organisiert er panarabische und panislamische Volkskonferenzen, zu denen er die Repräsentanten islamischer und nationalbewusster Bewegungen aus cirka fünfzig Ländern einlädt. Ziel ist es, auf Parteiebene das Äquivalent von dem zu organisieren, was Saudi-Arabien mit der Organisation der Islamkonferenz, die die Staaten zusammenführt, schon geschafft hat. Die Teilnehmer wissen nicht, dass die Treffen von den Saudis bezahlt werden und dass die Hotels, in denen sie abgehalten werden, von der CIA überwacht werden. Von Jassir Arafat bis zur libanesischen Hisbollah nehmen alle daran teil.

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Das FBI schafft es, die BCCI verurteilen zu lassen, eine enorm große moslemische Bank, die im Laufe der Zeit die von der CIA für ihre Geheimunternehmen benutzte Bank geworden ist, insbesondere für die Finanzierung des Krieges in Afghanistan – aber auch für den Drogenhandel in Lateinamerika [7]. Als der Konkurs der Bank eröffnet wird, werden ihre kleinen Kunden nicht ausbezahlt, aber Obama bin Laden gelingt es, 1,4 Milliarden Dollar zurückzubekommen, um den Einsatz der Muslimbrüder im Dienste Washingtons fortzuführen. Die CIA verlagert sodann ihre Aktivitäten auf die Faysal Islamic Bank und deren Filiale Al-Baraka.

(Fortsetzung folgt …)

 

 

Vor unseren Augen (4/25)
Die Muslimbrüder als Hilfskräfte des Pentagon
von Thierry Meyssan
Damaskus (Syrien)
Wir setzen die Veröffentlichung von Thierry Meyssans Buch „Sous nos yeux“ fort. In dieser Folge beschreibt er, wie die terroristische Organisation der Muslimbrüder ins Pentagon eingebunden wurde. Sie wurde an das antisowjetische Netzwerk angegliedert, das während des Kalten Krieges mit den ehemaligen Nazis aufgebaut worden war.

ieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch Sous nos yeux.
Siehe hier die Inhaltsangabe.

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Der Saudi-Araber Osama bin Laden und sein persönlicher Arzt, der Ägypter Aiman al-Zawahiri, publizieren 1998 „Die internationale islamische Front für den Dschihad gegen Juden und Kreuzfahrer“. Dieser Text wird über ihr Büro in Londonistan, das Advice and Reformation Committee, verbreitet. Al-Zawahiri organisierte die Ermordung von Präsident Sadat, dann arbeitete er für die sudanesischen Geheimdienste von Hasan al-Turabi und Omar al-Baschir. Jetzt leitet er al-Qaida.

5 – Die Übernahme der Islamisten durch das Pentagon

Zu Beginn der 1990er Jahre beschließt das Pentagon, die Islamisten, die bis dahin nur der CIA unterstellt waren, in seinen Betrieb einzugliedern. Dies ist – mit Bezugnahme auf die Nato-Geheimdienste in Europa (Gladio A [1]) – das Unternehmen Gladio B.

Ein Jahrzehnt lang reisen alle islamistischen Führungskräfte – darunter Osama bin Laden und Aiman al-Zawahiri – an Bord der Flugzeuge der US Air Force. Großbritannien, die Türkei und Aserbaidschan beteiligen sich an dem Unternehmen [2]. Dadurch werden die Islamisten, die bis dahin Schattenkämpfer waren, „öffentlich“ in die Nato-Streitkräfte integriert.

Saudi-Arabien – gleichzeitig ein Staat und Privateigentum des Hauses Saud – wird offiziell das mit der Verwaltung des weltweiten Islamismus beauftragte Unternehmen. 1992 verkündet der König ein Grundgesetz, das besagt: „Der Staat schützt das Islamische Recht und wendet die Scharia an. Er ermuntert zum Guten und bekämpft das Schlechte. Er erfüllt die Pflichten des Islam (…) Die Verteidigung des Islamismus, der Gesellschaft und des moslemischen Vaterlandes sind die Pflicht eines jeden Subjekts des Königs.“

1993 stellt Charles, Prinz von Wales, das Oxford Centre for Islamic Studies unter seine Schirmherrschaft, während der Chef des saudischen Geheimdienstes, Prinz Turki, dessen Leitung übernimmt.

London wird offen zum Zentrum des Gladio B bis zu einem Grad, wo von „Londonistan“ gesprochen wird [3]. Unter dem Schirm der Islamischen Weltliga gründen die arabischen Muslimbrüder und die pakistanische Jamaat-e-Islami Massen an kulturellen und kultischen Vereinigungen rings um die Moschee von Finsbury Park. Dieses System macht es möglich, zahlreiche Selbstmordattentäter zu rekrutieren, angefangen von jenen, die die russische Schule in Beslan angreifen, bis zu Richard Reid, dem „Shoe Bomber“. Zu Londonistan gehören vor allem zahlreiche Medien, Verlage, Zeitschriften (al-Hayat und Asharq al-Awsat – beide von Kindern des derzeitigen Königs Salman von Arabien geführt) und Fernsehsender (die Gruppe MBC von Prinz Walid bin Talal sendet auf etwa zwanzig Kanälen), die nicht für die muslimische Diaspora Großbritanniens bestimmt sind, sondern in die arabische Welt ausstrahlen; das Übereinkommen zwischen den Islamisten und Saudi-Arabien ist auf Großbritannien ausgedehnt worden – totaler Handlungsfreiraum, aber Verbot der Einmischung in die Innenpolitik. Dieser Apparat beschäftigt mehrere Tausend Menschen und arbeitet mit gigantischen Geldsummen. Vor Ort bleibt er öffentlich bis zu den Attentaten des 11. September 2001, als es für die Briten unmöglich wird, ihn weiterhin zu rechtfertigen.

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Abu Musab „der Syrer“ (hier mit Osama bin Laden) fasste die „Strategie der Spannung“ in islamischer Terminologie. Offen baute er eine Agentur in Madrid und London auf, um die Anschläge in Europa zu überwachen.

Abu Musab „der Syrer“ – ein Überlebender des missglückten Putsches von Hama, dann Verbindungsmann zwischen Bin Laden und der algerischen Groupe Islamique Armé (GIA) – untermauert den „dezentralen Dschihad“ theoretisch. In seinem Buch The Call for a Global Islamic Resistance stellt er in islamischer Terminologie die Doktrin auf, die aus der „Strategie der Spannung“ wohl bekannt ist. Es geht darum, die Machthaber zu provozieren, damit sie zu harten Repressalien greifen, die das Volk dazu bringen werden, sich gegen sie zu erheben. Diese Theorie ist schon von den Gladio-Netzwerken der CIA/Nato benutzt worden, als sie die europäische extreme Linke in den 1970er bis 80er Jahren manipulierten (Baader-Meinhof-Bande, Rote Brigaden, Action directe). Natürlich war ein Erfolg dieser Strategie ausgeschlossen, CIA und Nato wussten, dass sie keine Chance hatte zu siegen – sie war nie siegreich, nirgendwo –, aber sie sollte die repressive Gegenreaktion des Staates nutzen, um die eigenen Leute an die Macht zu bringen. „Der Syrer“ bestimmt Europa – und keineswegs die Vereinigten Staaten – zum nächsten Kampfplatz der Islamisten. Nach den Attentaten von 1995 flüchtet er aus Frankreich. Zwei Jahre später gründet er in Madrid und in Londonistan das Islamic Conflict Studies Bureau nach dem Modell von Aginter Press, die die CIA in den 1960er bis 70er Jahren in Lissabon aufgebaut hatte. Beide Strukturen sind excellent in der Organisation von Attentaten unter falscher Flagge (von dem der extremen Linken zugeschriebenen auf der Piazza Fontana 1969 bis zu den 2005 den Moslems in London zugeschriebenen).

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Der Kommunikationsberater der Muslimbruderschaft, Mahmud Dschibril el-Warfally, trainiert moslemische Diktatoren in demokratischer Redeweise. Er reorganisiert Al-Jazeera, wird während der Regierung Gaddafi verantwortlich für die Ansiedlung von US-Unternehmen in Libyen und leitet schließlich den Umsturz desselben Gaddafi.

Gleichzeitig arbeiten die Muslimbrüder ein umfangreiches Ausbildungsprogramm für die US-freundlichen arabischen Führungskräfte aus. Der Libyer Mahmud Dschibril el-Warfally, Professor an der Universität von Pittsburg, lehrt sie, „politisch korrekt“ zu sprechen. So unterrichtet er die Emire und die Generäle aus Saudi-Arabien, Bahrein, Ägypten, den Emiraten, Jordanien, Kuwait, Marokko und Tunesien (aber auch Singapur). Durch die Kombination von Leitsätzen der Öffentlichkeitsarbeit mit dem Studium der Weltbankberichte sind die schlimmsten Diktatoren ab jetzt in der Lage, sich ohne zu lachen über ihre demokratischen Wertvorstellungen und ihren tiefen Respekt für die Menschenrechte auszulassen.

Der Krieg gegen Algerien greift auf Frankreich über. Jacques Chirac und sein Innenminister Charles Pasqua setzen die Unterstützung von Paris für die Muslimbruderschaft aus und lassen sogar die Bücher von Yusuf al-Qaradâwî (dem Prediger der Bruderschaft) verbieten. Für sie geht es darum, die Anwesenheit Frankreichs im Maghreb aufrechtzuerhalten, die die Briten von der Karte radieren möchten. Die bewaffnete islamische Gruppe (GIA) nimmt die Passagiere des Flugs Air France Algier–Paris als Geiseln (1994), lässt Bomben in der Metro und in einem Pariser Zug explodieren (1995) und plant ein gigantisches Attentat – das durchkreuzt werden wird – beim Fußball-Weltcup (1998) einschließlich Flugzeugabsturz auf ein Kernkraftwerk. Jedes Mal finden die Tatverdächtigen, denen die Flucht gelingt, Asyl in Londonistan.

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Parademarsch der „Arabischen Legion“ von Osama bin Laden für Präsident Alija Izetbegović in Bosnien-Herzegowina.

Der Krieg in Bosnien-Herzegowina beginnt 1992 [4]. Auf Anweisung von Washington schicken die pakistanischen Geheimdienste (ISI), die finanziell noch immer von Saudi-Arabien unterstützt werden, 90.000 Männer, um dort gegen die (von Moskau unterstützten) Serben teilzunehmen. Osama bin Laden erhält einen bosnischen Diplomatenpass und wird Militärberater von Präsident Alija Izetbegović (dessen diplomatischer Berater der US-Amerikaner Richard Perle und dessen Presseberater der Franzose Bernard-Henri Lévy ist). Er baut mit ehemaligen Kämpfern aus Afghanistan die Arabische Legion auf und verteilt die Finanzmittel der Islamischen Weltliga. Aus unwillkürlichem Gemeinschaftssinn oder aus Konkurrenz zu Saudi-Arabien kommt die Islamische Republik Iran gleichfalls den Moslems in Bosnien zu Hilfe. In gutem Einvernehmen mit dem Pentagon schickt sie einige Hundert Revolutionswächter und eine Einheit der libanesischen Hisbollah. Vor allem liefert sie den wesentlichen Teil der von der bosnischen Armee benutzten Waffen.

Die russischen Geheimdienste, die in das Lager von Bin Laden eindringen, stellen fest, dass die gesamte Bürokratie der Arabischen Legion auf Englisch verfasst ist und dass die Legion ihre Befehle direkt von der Nato bekommt. Nach dem Krieg wird ein internationales Sondertribunal geschaffen. Es belangt zahlreiche Kämpfer wegen Kriegsverbrechen, aber kein einziges Mitglied der Arabischen Legion.

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Der Ägypter Muhammad al-Zawahiri beteiligte sich an der Seite seines Bruders Aiman (gegenwärtig Chef von al-Qaida) an der Ermordung von Präsident Sadat. Er nahm auch an der Seite der Nato an den Kriegen in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo teil und kommandierte eine Einheit der UÇK (Befreiungsarmee des Kosovo).

Nach drei Jahren Ruhe beginnt der Krieg zwischen Moslems und Orthodoxen in Ex-Jugoslawien von Neuem, diesmal im Kosovo. Die Befreiungsarmee des Kosovo (UÇK) wird aus mafiosen Gruppen gebildet, die durch deutsche Spezialkräfte (KSK) auf dem türkischen Stützpunkt Incirlik geschult werden. Die Albaner und die moslemischen Jugoslawen haben eine Naqschbandi-Kultur. Der künftige Chef der türkischen Geheimdienste Hakan Fidan ist der Verbindungsoffizier zwischen der Nato und der Türkei. Die Ehemaligen der Arabischen Legion treten in die UÇK ein, von der eine Brigade von einem der Brüder Aiman al-Zawahiris kommandiert wird. Sie zerstört systematisch die Kirchen und orthodoxen Klöster und jagt die Christen.

An die Tradition der politischen Morde anknüpfend versucht Osama bin Laden 1995, den ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak zu beseitigen. Im folgenden Jahr geht er bei dem libyschen Leader Muammar Gaddafi noch einmal so vor. Dieses zweite Attentat wird in Höhe von 100.000 Pfund von den britischen Geheimdiensten finanziert, die die libysche Unterstützung für den irischen Widerstand sanktionieren wollen [5]. Allerdings scheitert das Unternehmen. Mehrere libysche Offiziere flüchten ins Vereinigte Königreich. Unter ihnen ist Ramadan Abidi, dessen Sohn Jahre später – nach wie vor von den britischen Geheimdiensten – beauftragt wird, einen Anschlag in Manchester auszuführen. Libyen übergibt Beweise an Interpol und erlässt den ersten internationalen Haftbefehl gegen Osama bin Laden persönlich, der noch immer ein Public-Relations-Büro in Londonistan unterhält.

1998 wird die Arabische Kommission für Menschenrechte in Paris gegründet. Sie wird vom NED finanziert. Ihr Vorsitzender ist der Tunesier Moncef Marzouki und ihr Sprecher der Syrier Haytham Manna. Ihr Ziel ist die Verteidigung der Muslimbrüder, die in verschiedenen arabischen Ländern wegen terroristischer Aktivitäten inhaftiert sind. Marzouki ist ein linksgerichteter Mediziner, der seit langem mit ihnen zusammenarbeitet. Manna ist Schriftsteller und verwaltet die Anlagen von Hasan al-Turabi und den sudanesischen Muslimbrüdern in Europa. Als Manna sich zurückzieht, bleibt seine Lebenspartnerin Vorsitzende der Vereinigung. Manna wird durch den Algerier Rachid Mesli ersetzt, der sein Anwalt ist, übrigens auch der von Abassi Madani und den algerischen Muslimbrüdern.

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Recep Tayyip Erdoğan (rechts), der geistige Sohn des türkischen Islamisten Necmettin Erbakan (Mitte), leitete dessen geheime Aktionsgruppe, die Millî Görüş. Er organisierte die Beschaffung von Waffen für Tschetschenien und beherbergte in Istanbul die wichtigsten antirussischen Emire.

1999 (das heißt nach dem Kosovo-Krieg und der Machtübernahme der Islamisten in Grosny) begründet Zbigniew Brzezinski mit einer Kohorte von Neokonservativen das American Committee for Peace in Chechnya (Amerikanisches Komitee für den Frieden in Tschetschenien). War der erste Tschetschenien-Krieg eine innere Angelegenheit Russlands, in die sich einige Islamisten eingebracht hatten, so ist der zweite auf die Errichtung des islamischen Emirats von Itschkerien angelegt. Brzezinski, der diese Unternehmen seit mehreren Jahren vorbereitet hat, versucht das afghanische Experiment zu wiederholen. Die tschetschenischen Dschihadisten wie Schamil Bassajew sind nicht im Sudan von Bin Laden, sondern in Afghanistan von den Taliban ausgebildet worden. Während des gesamten Krieges profitieren sie von der „humanitären“ Hilfe der türkischen Millî Görüş von Necmettin Erbakan und Recep Tayyip Erdoğan und der „IHH – Menschenrechte und Freiheiten“. Dieser türkische Verein ist in Deutschland unter dem Namen Internationale Humanitäre Hilfe (IHH) gegründet worden. In der Folgezeit organisieren diese Dschihadisten mehrere Großeinsätze: insbesondere gegen das Moskauer Theater (2002, 170 Tote, 700 Verletzte), gegen eine Schule in Beslan (2004, 385 Tote, 783 Verwundete) und gegen die Stadt Naltschik (2005, 128 Tote und 115 Verwundete). Nach dem Massaker von Beslan und dem Tod des Dschihadisten-Anführers Schamil Bassajew veranstalten die Millî Görüş und die IHH in der Fatih-Moschee in Istanbul eine große Begräbnisfeier ohne die Leiche, aber mit Zehntausenden von Militanten.

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Die als „antiamerikanischer“ Anschlag dargestellte Zerstörung der Botschaft der Vereinigten Staaten in Daressalam (Tansania) am 7. August 1998 hat 85 Verletzte und elf Tote zur Folge ... aber kein einziges US-amerikanisches Opfer.

In diesem Zeitraum werden drei gewichtige Attentate al-Qaida zugeschrieben. Allerdings stellen sie, so wichtig sie auch sein mögen, eine Erniedrigung für die Islamisten dar, die in die Nato integriert sind und sich gleichzeitig auf das Niveau von „antiamerikanischen“ Terroristen herabgesetzt sehen.
- 1996 bringt ein mit einer Sprengladung versehener Lastwagen einen achtstöckigen Turm in Khobar in Saudi-Arabien zum Einsturz, wodurch 19 US-Soldaten getötet werden. Nachdem die Verantwortung für das Attentat zunächst al-Qaida, dann dem Iran zugeschoben wurde, wird sie schließlich niemandem angelastet.
- 1998 explodieren zwei Bomben vor den US-Botschaften in Nairobi (Kenia) und Daressalam (Tansania), töten 298 Afrikaner – aber keinen US-Staatsbürger – und verwunden mehr als 4.500 Menschen. Zu diesen Attentaten bekennt sich eine mysteriöse islamische Befreiungsarmee der heiligen Orte. Den US-Behörden zufolge sollen sie von Mitgliedern des ägyptischen Islamischen Dschihad als Vergeltung für die Ausweisung von vier ihrer Mitglieder begangen worden sein. Trotzdem beschuldigen dieselben Behörden Osama bin Laden, der Auftraggeber zu sein, und das FBI stellt – endlich – einen internationalen Haftbefehl gegen ihn aus.
- Im Jahr 2000 kommt das Boot eines Selbstmordattentäters am Rumpf des Zerstörers USS Cole im Hafen von Aden (Jemen) zur Explosion. Das Attentat wird al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) zugeschrieben, aber ein US-amerikanisches Gericht wird den Sudan dafür verantwortlich machen.

Diese Anschläge finden statt, während die Zusammenarbeit zwischen Washington und den Islamisten andauert. So hat Osama bin Laden sein Büro in Londonistan bis 1999 beibehalten. Das im Stadtteil Wembley ansässige Advice and Reformation Committee (ARC) hat gleichzeitig die Verbreitung von Erklärungen Bin Ladens und die Verschleierung logistischer Aktivitäten von al-Qaida inklusive Rekrutierung, Bezahlung und Erwerb von Ausrüstung zum Zweck. Unter seinen Mitarbeitern in London findet man den Saudi-Araber Khalid al-Fawwaz und die Ägypter Adel Abdel Bari und Ibrahim Eidarous, drei Männer, gegen die internationale Haftbefehle vorliegen, die aber dennoch politisches Asyl in Großbritannien erhalten haben. Ganz legal wird in London das Büro von Bin Laden im Februar 1998 seinen berühmten Aufruf für den Dschihad gegen die Juden und die Kreuzfahrer veröffentlichen. Schwer nierenkrank wird Bin Laden im August 2001 ins amerikanische Krankenhaus von Dubai eingeliefert. Ein Staatschef vom Golf hat mir bestätigt, dass er ihn in seinem Zimmer besucht habe, wo seine Sicherheit durch die CIA gewährleistet wurde.

6 – Die Fusion der zwei „Gladio“ und die Aufstellung von Daesch

Mit derselben Logik macht die Regierung Bush die Islamisten für die gigantischen Anschläge des 11. September in den Vereinigten Staaten verantwortlich. Die offizielle Version setzt sich durch, obwohl sie unzählige Unstimmigkeiten aufweist. Der Justizminister versichert, dass die Flugzeuge von Islamisten umgeleitet wurden, obwohl den Fluggesellschaften zufolge keiner der Verdächtigten sich an Bord befunden hat. Das Verteidigungsministerium wird ein Video veröffentlichen, in dem Bin Laden die Anschläge für sich in Anspruch nimmt, auch wenn er sie selbst öffentlich zurückgewiesen hatte und die Experten für Gesichts- und Spracherkennung versichern, dass der Mann in dem Video nicht Bin Laden ist. Wie dem auch sei, diese Ereignisse dienen Washington und London als Vorwand, um den „Krieg ohne Ende“ gegen den Terrorismus zu beginnen und ihre ehemaligen Verbündeten, die Taliban in Afghanistan und den Irak Saddam Husseins, anzugreifen.

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Am 11. September 2001 war Osama bin Laden nicht imstande, auch nur das kleinste terroristische Unternehmen zu leiten. Er lag als Dialysepatient im Militärhospital von Rawalpindi (Pakistan) im Sterben.

Obgleich Osama bin Laden an chronischer Niereninsuffizienz litt, stirbt er am 15. Dezember 2001 an den Folgen eines Marfan-Syndroms. Ein Vertreter des MI6 nimmt an seiner Beerdigung in Afghanistan teil. Danach werden mehrere Doppelgänger, die ihm mehr oder minder ähnlich sehen, seine Legende am Leben erhalten. Einer von ihnen wird dem pakistanischen Ministerpräsidenten Benazir Bhutto zufolge 2005 durch Omar Sheikh umgebracht.

Im August 2002 organisiert der MI6 in London eine Konferenz der Muslimbruderschaft mit dem Titel „Syrien für alle“. Die Redner entwickeln dort die Vorstellung, dass Syrien durch die Sekte der Alawiten unterdrückt wäre und allein die Muslimbrüder echte Freiheit bieten würden.

Nach Sayyid Qutb und Abu Musab dem Syrer legen die Islamisten sich einen neuen Strategen zu, Abu Bakr Naji. 2004 veröffentlicht diese Gestalt, die anscheinend nie existiert hat, ein Werk im Internet, The Management of Savagery [6] [dt. Die Verwaltung der Barbarei], eine Theorie des Chaos. Obwohl einige Autoren den Stil eines ägyptischen Autoren zu erkennen glaubten, scheint das Werk auf Englisch geschrieben, dann mit überflüssigen Koranzitaten versehen und ins Arabische übersetzt worden zu sein. Die im Titel genannte „Barbarei“ bezeichnet nicht den Rückgriff auf Terror, sondern die Rückkehr zum Naturstaat vor der Schaffung der Zivilisation. Die Menschheit soll auf die Zeit zurückgeworfen werden, als „der Mensch dem Mensch ein Wolf“ war. Die Strategie des Chaos umfasst drei Phasen:

- Erstens den Staat durch Angriffe auf seine am wenigsten geschützten Flanken zu demoralisieren und aufzureiben. Dafür werden folglich die zweitrangigen Ziele ausgewählt, die oft unerheblich, aber leicht zu zerstören und zu zersplittern sind. Die Absicht ist, den Eindruck eines allgemeinen Aufstands, einer Revolution zu vermitteln.
- Zweitens, wenn der Staat sich vom Land und aus den Vororten zurückgezogen hat, bestimmte Zonen zu erobern und sie zu verwalten. Beim Übergang zu einer neuen Staatsform wird man sich auf die Scharia stützen. In dieser Periode werden Verbindungen zu all denen geknüpft, die sich der Staatsmacht entgegenstellen, sie werden mit Waffen versorgt. Dann wird ein Stellungskrieg geführt.
- Drittens den Islamischen Staat auszurufen.

Diese Abhandlung geht von der zeitgenössischen Militärwissenschaft aus. Sie gibt psychologischen Operationen, besonders dem Einsatz von spektakulär zur Schau gestellter Gewalt, breiten Raum. In der Praxis hat diese Strategie nichts mit einer Revolution zu tun, sondern mit der Eroberung eines Landes durch Kräfte von außen, denn sie schlägt eine massive Umzingelung vor. Wie stets in der subversiven Literatur ist das Interessanteste das, was nicht gesagt oder nur beiläufig erwähnt wird:

- Zur Vorbereitung der Bevölkerung auf den Empfang der Dschihadisten muss zunächst der Aufbau eines Netzwerks von Moscheen und sozialen Einrichtungen erfolgen, wie in Algerien vor dem „Bürgerkrieg“ geschehen.
- Für die ersten Kampfeinsätze werden Waffen benötigt, die im Voraus eingeführt werden müssen. Vor allem werden die Dschihadisten in der Folgezeit keine Hilfsmittel haben, um sich mit Waffen und noch weniger mit Munition zu versorgen. Sie müssen daher von außen unterstützt werden.
- Die Verwaltung der eroberten Gebiete setzt voraus, dass hohe Beamte verfügbar sind, die zuvor ausgebildet wurden wie diejenigen in den regulären Streitkräften, die den Auftrag haben, „Staaten zu rekonstruieren“.
- Schließlich setzt der Stellungskrieg den Aufbau einer sehr ausgedehnten Infrastruktur voraus, die große Mengen an Material, Ingenieuren und Architekten erfordert.

Die Tatsache, dass die Dschihadisten sich auf dieses Werk beziehen, beweist de facto ihre Absicht, weiterhin eine militärische Rolle zugunsten externer Mächte zu übernehmen, diesmal allerdings in großem Maßstab.

2006 fordern die Briten den Emir Hamad von Katar auf, seinen panarabischen Fernsehsender Al-Jazeera in den Dienst der Muslimbruderschaft zu stellen [7]. Der Libyer Mahmud Dschibril, der die königliche Familie in demokratischer Ausdrucksweise unterrichtet hat, wird beauftragt, seine Mitbrüder Schritt für Schritt beim Sender einzuführen und Programme in ausländischen Sprachen (Englisch, später Bosnisch und Türkisch) wie auch einen Kinderkanal zu schaffen. Der Prediger Yusuf al-Qaradâwî wird „religiöser Berater“ von Al-Jazeera. Natürlich wird der Sender die Audio- und Videoaufnahmen des „Osama bin Laden“ ausstrahlen und sie für echt erklären.

Im selben Zeitraum müssen die US-Truppen im Irak einen Aufstand bewältigen, der um sich greift. Nachdem die Iraker durch die Abruptheit und Heftigkeit der Invasion zunächst niedergeschlagen waren (technisch ausgedrückt „durch Schock und Stupor“), organisieren sie ihren Widerstand. Der US-Botschafter in Bagdad, später Direktor aller nationalen Nachrichtendienste, John Negroponte schlägt vor, sie durch Spaltung und Aufhetzung gegeneinander zu besiegen, also den Widerstand gegen die Besetzung in einen Bürgerkrieg umzuwandeln. Als Experte für geheime Einsätze hat er insbesondere an der Operation Phoenix in Vietnam teilgenommen, dann den Bürgerkrieg in El Salvador und das Iran-Contra-Unternehmen in Nicaragua organisiert und den Zusammenbruch der Rebellion im mexikanischen Chiapras gelenkt. Negroponte ruft Colonel James Steele zu sich, einen der Männer, auf die er sich in El Salvador gestützt hat. Er überträgt ihm die Aufgabe, schiitische irakische Milizen gegen die Sunniten und sunnitische gegen die Schiiten aufzustellen. Hinsichtlich der sunnitischen Miliz greift Steele auf die Islamisten zurück. Von al-Qaida im Irak aus bewaffnet er ein Stammesbündnis, den Islamischen Staat im Irak (in Zukunft Daesch), unter Deckung durch die Sonderpolizei („Brigade der Wölfe“). Um die Opfer und ihre Familien zu erschrecken, schult er das Emirat in der Folter nach den Methoden der School of America und der Political Warfare Cadres Academy von Taiwan, wo er gelehrt hat.

Innerhalb weniger Monate bricht ein neuer Schrecken über die Iraker herein und spaltet sie entsprechend ihrer religiösen Zugehörigkeit. Als in der Folgezeit General David Petraeus das Kommando der US-amerikanischen Truppen im Land übernimmt, bestimmt er Colonel James H. Coffman zur Zusammenarbeit mit Steele und Berichterstattung über den Einsatz an ihn, während Brett H. McGurk unmittelbar dem Präsidenten gegenüber Rechenschaft ablegt. Die wichtigsten Anführer des Islamischen Emirats werden im Internierungslager von Bucca rekrutiert, aber im Gefängnis von Abu Ghraib mit den „Gehirnwäsche“-Methoden der Professoren Albert D. Biderman und Martin Seligman konditioniert [8]. Das alles wird von Washington aus durch Verteidigungsminister Donald Rumsfeld überwacht, dem Steele direkt unterstellt ist.

2007 informiert Washington die Bruderschaft darüber, dass es die weltlichen, nicht konfessionell gebundenen Regierungen des erweiterten Nahen Ostens inklusive verbündeter Staaten stürzen werde und sie sich darauf einstellen solle, die Macht zu übernehmen. Die CIA richtet Bündnisse zwischen den Muslimbrüdern und Prominenten oder laizistischen Parteien aus allen Staaten der Region ein. Gleichzeitig vernetzt sie die beiden Zweige des „Gladio“, indem sie Verbindungen zwischen den westlichen Nazigruppen und den östlichen islamistischen Gruppen knüpft.

Manchmal sind diese Bündnissse wackelig, zum Beispiel gelingt es den Muslimbrüdern bei der „Nationalen Konferenz der libyschen Opposition“ in London nur, die in Libyen kämpfende islamistische Gruppe (al-Qaida in Libyen) und die wahhabitische Senussi-Bruderschaft an sich zu binden. Die programmatische Plattform sieht vor, die Monarchie wieder einzuführen und den Islam zur Staatsreligion zu machen. Überzeugender ist die Bildung der Nationalen Heilsfront in Berlin, die den Zusammenschluss der Muslimbrüder mit dem ehemaligen syrischen Vizepräsidenten Abd al-Halim Chaddam offiziell bestätigt.

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Dmytro Jarosch auf dem Kongress der antiimperialistischen Front von Ternopol (2007). Er wird die Schnittstelle zwischen den Nazis des Gladio A und den Islamisten des Gladio B realisieren, dann nach der „Farbrevolution“ des EuroMaidan (2014) stellvertretender Sekretär des nationalen Sicherheitsrates der Ukraine werden.

Am 8. Mai 2007 gründen in Ternopil (Ostukraine) nazistische und islamistische Gruppierungen eine antiimperialistische Front, um gegen Russland zu kämpfen. Organisationen aus Litauen, Polen, der Ukraine und Russland nehmen daran teil, darunter auch islamistische Separatisten von der Krim, aus Adygeja, aus Dagestan, Inguschetien, Kabardino-Balkarien, Karatschai-Tscherkessien, Ossetien und Tschetschenien. Doku Umarow – der die Republik Tschetschenien aufgehoben hatte und das Islamische Emirat Itschkerien ausrief – kann aufgrund internationaler Sanktionen, die gegen ihn verhängt wurden, nicht kommen und lässt seinen Beitrag dort vorlesen. Vorsitzender der Front ist Dmytro Jarosch, der beim Kiewer Staatsstreich im Februar 2014 stellvertretender Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats der Ukraine werden wird.

Im Libanon belagern im Mai/Juni 2007 die nationalen Streitkräfte das Palästinenser-Lager Nahr al-Bared, nachdem sich dort Mitglieder der Fatah al-Islam verschanzt haben. Die Kämpfe dauern 32 Tage und kosten 76 Soldaten das Leben, etwa dreißig von ihnen wurden enthauptet.

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Der türkisch-irische El Mehdi El Hamid El Hamdi, genannt „Mahdi Al-Harati”, ein bei der Freiheitsflottille anwesender CIA-Agent, umarmt Präsident Erdogan, als der ihn im Krankenhaus besucht. Er wird später zur Nummer zwei der Freien Syrischen Armee.

2010 organisiert die Bruderschaft über die IHH die Freiheitsflottille. Offiziell geht es darum, dem israelischen Embargo zu trotzen und den Gaza-Anwohnern humanitäre Hilfe zu bringen [9]. In Wahrheit wechselt das Hauptschiff dieser Flotte während der Überfahrt die Flagge und fährt unter türkischen Farben weiter. Unter die gewaltlosen Aktivisten, die an der Expedition teilnehmen, mischen sich zahlreiche Spione, darunter Mahdi al-Harati, ein irischer CIA-Agent. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu läuft in die Falle, die ihm die Vereinigten Staaten gestellt haben, und lässt die Schiffe in internationalen Gewässern stürmen, was zehn Toten und 54 Verwundete zur Folge hat. Weltweit wird dieser Akt von Seeräuberei unter den spöttischen Blicken des Weißen Hauses verurteilt. Israel, das seine Waffen an die Dschihadisten in Afghanistan geliefert und die Gründung der Hamas gegen die PLO von Jassir Arafat unterstützt hatte, wendete sich 2008 gegen die Islamisten und bombardierte sie ebenso wie die Bevölkerung des Gaza-Streifens. Auf diese Weise zahlt nun Netanjahu für die Operation „Gegossenes Blei“, die er mit Saudi-Arabien gegen den Rat des Weißen Hauses durchgeführt hatte. Die Passagiere der Flottille werden schließlich von Israel freigelassen. Die türkische Presse zeigt dann Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan beim Besuch von Mahdi al-Harati im Krankenhaus.

(Fortsetzung folgt …)

 

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