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Besuch der Genossenschaft COCAGNE in Bernex GE

Besuch der Genossenschaft COCAGNE in Bernex GE

Am Donnerstag den 29. Oktober nahm ich zusammen mit weiteren acht interessierten Personen teil an des von Markus Ruegg organisierten Besuches bei der Genossenschaft COCAGNE die für ihre Mitglieder biologisches Gemüse anbaut.

Nachstehend einige Daten, die ich während des Besuches notiert habe.

  • Mitglieder / Teilhaber 400 Personen;

  • Wöchentlich werden die Mitglieder mit 4 -5 kg Gemüse versorgt. In jeder Lieferung gibt es 2 bis 3 verschiedene Salate.

  • Sortiment: Alle erhalten das gleiche Gemüse auf Spezialwünsche kann nicht eingegangen werden. Bittere Gemüse hat es nur wenige im Sortiment. Im Ganzen werden ca. 45 Gemüse angebaut. Zusätzlich zum Gemüse kann jedoch Brot und Eier bezogen werden.

  • Gemüsemenge: Es gibt einen kleinen Sack für Alleinstehende und einen grossen Sack für Familien.

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche: Es werden 4,5 ha bewirtschaftet wovon auf 2 ha Gemüse im Freiland angebaut wird. Das Land befindet sich an 2 Standorten. Alles Land ist gepachtet mit langfristigen Pachtverträgen. Saisonal variiert das Gemüsesortiment für die Konsumenten. Der Zeitraum der Versorgung geht von Mitte Januar bis Mitte Dezember.

  • Markt: Die Genossenschaft nimmt wöchentlich während des ganzen Jahres an zwei Märkten teil.

  • 500 Stellenprozente (Produzenten) sind auf 10 Personen verteilt.

  • Grosse Gewächshäuser mit Tropf- und Sprühberegnung ausgerüstet

  • Traktoren und Geräte mit denen die Bodenbearbeitung in den Gewächshäusern gemacht werden kann. Alle Maschinen, Geräte und Ausrüstungen gehören der Genossenschaft.

  • Ein neues Gewächshaus zur Produktion von Setzlingen auf Tischen wird zurzeit gebaut.

  • Beitrag: Jedes Mitglied zahlt pro Jahr im Voraus einen Beitrag, der zwischen Fr 800 und 1‘400 liegt. Die Beitragshöhe richtet sich nach der Grösse des Gemüsekorbes klein und gross sowie nach der Höhe des Einkommens.

  • Produzenten sind Mitglieder oder Angestellte der Genossenschaft, die das Gemüse anbauen. Der Lohn dieser Personen wird an der GV beschlossen. Der Basislohn ist für alle Produzenten gleich.

  • Die Genossenschaftsmitglieder haben 3 bis 4 Arbeitstage in der Produktion mitzuhelfen. Diese Mitarbeit besteht häufig beim Abfüllen der Tragtaschen mit Gemüse sowie dem Transport mit ihrem Privatauto an die Verteilpunkte.

  • Die Genossenschaft hat einen Vorstand, der die anfallenden organisatorischen und geschäftlichen Entscheide fällt. Die Produzenten stehen dem Vorstand beratend zur Seite.

  • Die Produzenten selber sind in jedem ihrer zugewiesenen Bereiche zuständig und alle sind gleichberechtigt, es hat keinen Chef.

  • Ein Newsletter informiert die Mitglieder über die Produktion sowie die anfallenden Arbeiten.

  • Ernte / Lieferung: Geerntet wird immer am Mittwoch, dann wird das Gemüse in die Tragtaschen gepackt und bis am Donnerstagabend um 17 Uhr müssen alle Tragtaschen an den Verteil-punkten sein. Die Tragtaschen mit Gemüse bleiben maximal bis am Freitagabend an den Verteilpunkten und nachher ist es Allgemeingut.

  • Der Verschleiss an Tragtaschen ist enorm und deshalb prüfen sie nun in einer Alternative Tragtaschen aus Stoff zu verwenden.

  • Betriebszentrum Cocagne: Mehrere grosse Gewächshäuser; Schopf zum Einpacken der Gemüse; Lagerhaus für Betriebsmittel; Traktoren und Maschinen für den Gemüsebau; Lagerraum für zugekaufte Bio- und Ökoprodukte, die mit 30% Marge verkauft werden.

  • Schule auf dem Bauernhof: Einer der Mitarbeiter betreut diese Aktivität im 30% Pensum.

  • Rezeptbuch wurde eigens erarbeitet und wird an die Mitglieder verkauft.


Tourne Reve (nähere Angaben im Artikel von Bettina Dyttrich „Vetragslandwirtschaft ein kleines Stück Antwort auf die grossen Fragen“)

  • Ertragslandwirtschaft mit 15 Bauern, die mit 1500 Konsumenten einen Vertrag machen.

  • Beitrag pro Jahr 180 Franken.

  • Die Konsumenten erhalten dafür 2 x im Jahr (Herbst) einen Korb mit folgenden Lebensmitteln:

Gerstenflocken

Gerstenschrot

Rollgerste

Dinkelschrot

Linsen

Polenta

Buchweizen

Hirse

Säcke a 500 gr.

1% des Gewinns geht an Uniterre

 

  • Frankreich: In Frankreich gibt es das Projekt AMAP (Verein zur Erhaltung des Bauernstandes). Die Landflucht ist in Frankreich sehr hoch. Die Strukturen fehlen von Seiten der Produzenten.

  • Seit 2001 gibt es in der Region von Marseille eine grössere Bewegung woraus bis heute schon mehr als 1000 Projekte hervor gegangen seien.

Weitere Infos:

  • au cœur de la proximité (Info über alle Projekte in der welschen Schweiz)

  • urgency.net

  • via campesina

  • weltagrarreport (Hans Herren)

Les Cueillettes (nähere Angaben im Artikel von Bettina Dyttrich „Vetragslandwirtschaft ein kleines Stück Antwort auf die grossen Fragen“)

Bei dieser Form der Vertragslandwirtschaft können die Konsumenten nebst Gemüse noch weitere Produkte beziehen. In Les Cueillettes ernten die Konsumenten ihre Produkte selber. Die Ernte ist sehr arbeitsintensiv (ca. 30% des Arbeitsaufwandes) und verlangt einen hohen Grad an Organisation und Logistik.

Die Idee von Les Cueillettes ist der Hausgarten. Ein grosser Hausgarten für eine grössere Anzahl Familien, wo die Familien die Arbeit des Pflanzens, Pflege, Bewässerns nicht selber machen müssen, sondern an eine/n Fachkundigen delegieren können.

  • Les Cueillettes bewirtschaftet eine Fläche von 1,5 ha und hat 60 Familien als Mitglieder und eine Agronomin, die von der Genossenschaft angestellt ist, pflanzt und schaut zu den Kulturen.

  • Mitglieder dieser Genossenschaft sind Familien und Personen, die nicht weiter als ¼ Stunden mit dem Velo vom Grundstück entfernt wohnen. Es soll möglich sein, dass die Mitglieder nach der Arbeit auf dem Land vorbei kommen und das benötigte Gemüse mitnehmen.

  • Angepflanzt werden: Gemüse, Linsen, Mais, Früchte und Beeren.

  • Der Beitrag pro Familie beträgt 600 Fr.

  • Zusammenarbeit zwischen dem Produzenten und den Mitgliedern: Einmal im Monat gibt es einen Aperitif, wo sie zusammen sitzen, um zu besprechen, was geerntet werden kann sowie auch anderweitige Aspekte des Anbaus. Diese Form hat eine starke soziale Komponente, die Mitglieder kennen sich und haben ein gemeinsames Interesse.

  • Sie machen nun auch ein Experiment mit Hühnern, Schafen und Schweinen. Sie verkaufen keine Eier sondern das Mitglied kauft ein Huhn, das zur Haltung gegeben wird und dafür zahlen sie pro Monat einen fixen Betrag (10 bis 15 Fr). Im Jahr kann der Konsument dafür ca. 220 Eier beziehen oder einmal pro Woche etwa sieben Eier. Wenn die Hühner länger als ein Jahr gehalten werden, dann gibt es weniger Eier.

  • Somit wird eine Beziehung geschaffen zwischen dem Konsumenten und den Tieren und nicht einfach über den Verkauf. Somit kann das Verständnis für Verantwortung entstehen.

Somit entsteht eine ethisch politische Bewusstseinsbildung über das Produkt. Dabei wird das Produkt zweitrangig.

Eine Umfrage in Genf hat ergeben, dass ca. 25% der Konsumenten ihre Lebensmittel direkt vom Bauern beziehen möchten.

Der Gemüseverband will jetzt auch Gemüsekörbe verteilen, doch wird dies die Beziehung zwischen Bauer / Produktion und Konsumenten nicht verbessern helfen. Damit kann der Vertragsanbau zu einem Business wie jedes andere werden.

Für die Werbung neuer Mitglieder dient die Mund zu Mund Propaganda, Inserate im CH Bauer, Versammlung einiger Produzenten, etc.

Für die Gründung und Organisation einer Produktions- Genossenschaft braucht es einige Leute, die sich für die Teilnahme an einem solchen Projekt interessieren und dafür die notwendige Zeit aufbringen können.

Eine Mindestgrösse für den Beginn einer Genossenschaft wie Cocagne sind 100 Konsumenten wozu es einen Produzenten braucht.



Hans Meier

Mollens, 7. November 2009


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