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Analysen 30.10.-6.11.24: Europa: Gemeinsam mit Russland blühen oder im Elend enden?/ Rainer Rupp: Aussichtsloser Kampf der USA gegen Chinas Technologie/ Pepe Escoba: Hindernisse für eine souveräne, harmonische, multinodale Welt/BRICS: Labor der Zukunft

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Von Wiktorija Nikiforowa: Europa hat die Wahl: Gemeinsam mit Russland blühen oder im Elend enden 2 Nov. 2024 21:20 Uhr Die westeuropäischen Länder haben die Chance vertan, einen Freihandelsraum von Lissabon bis Wladiwostok zu schaffen. Stattdessen haben sie sich den USA an den Hals geworfen wie eine Geliebte. Doch der transatlantische Lover steht kurz davor, die gealterte Konkubine zu verlassen.

Von Rainer Rupp: Aussichtsloser Kampf der USA gegen Chinas Technologie-Dampfwalze 4 Nov. 2024 06:45 Uhr Egal, ob Trump oder Harris gewinnt – beide werden mit extremen, aber unterschiedlichen Strategien vergeblich versuchen, Chinas Entwicklung zu einer führenden Wissenschaftsmacht mit den weltgrößten Industriekapazitäten zu stoppen, mit bösen Folgen für die USA und ihre abgehängten Vasallen in Europa.

Pepe Escobar Die bevorstehenden Hindernisse für eine souveräne, harmonische, multinodale Welt 31. Oktober 2024 Wir werden Wochen, Monate, Jahre brauchen, um die enorme Tragweite der Ereignisse zu begreifen, die während des jährlichen BRICS-Gipfels unter russischer Präsidentschaft in Kasan stattgefunden haben. Beschränken wir uns für den Moment auf die wohl passendste Definition der BRICS-Staaten als Labor der Zukunft : Trotz nahezu unüberwindlicher Hindernisse ist dieses Labor aktiv an der Schaffung einer souveränen, harmonischen, multinodalen Welt beteiligt.

Pepe Escoba: BRICS-Staaten nach Kasan: Ein Labor der Zukunft 30. OKTOBER 2024 Das mit Spannung erwartete Treffen der BRICS-Staatschefs im russischen Kasan enttäuschte nicht. Die multilaterale Institution hat endlich Biss und Substanz in viele der globalen finanziellen und politischen Rätsel gebracht, die eine echte Neugestaltung der globalen Ordnung lange Zeit in Frage gestellt haben.

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© RIA Nowosti / durch KI generiert

 Von Wiktorija Nikiforowa: Europa hat die Wahl: Gemeinsam mit Russland blühen oder im Elend enden 2 Nov. 2024 21:20 Uhr Die westeuropäischen Länder haben die Chance vertan, einen Freihandelsraum von Lissabon bis Wladiwostok zu schaffen. Stattdessen haben sie sich den USA an den Hals geworfen wie eine Geliebte. Doch der transatlantische Lover steht kurz davor, die gealterte Konkubine zu verlassen.

"Goodbye Amerika, oh-oh-oh-oh!" – so könnte man einen kürzlich auf der intellektuellen Plattform Politico erschienenen Artikel zusammenfassen. In dem Artikel geht es darum, dass unabhängig davon, wer die US-Präsidentschaftswahlen gewinnt, die europäisch-amerikanischen Beziehungen nie wieder dieselben sein werden: Amerika interessiert sich immer weniger für Europa, und Europa wird allein gelassen.

Meinung   Die Vereinigten Staaten haben die Kontrolle über ihre Verbündeten und die Welt verloren

Die Euro-Atlantiker beweinen ihre Beziehung zu Washington wie eine alte Kokette, die kurz davor steht, von ihrem Liebhaber verlassen zu werden, nachdem sie sich für ihn bis zum im wahrsten Sinne des Wortes letzten Cent verausgabt hat.

Es mehren sich Abkühlungssymptome – so schrumpft das Militärkontingent der amerikanischen Stützpunkte, die amerikanischen Medien, Universitäten und Unternehmen vernachlässigen Europa, sogar die amerikanischen Botschafter in der Alten Welt zeigen sich schüchtern und unartikuliert. Niemand stampft mit dem Fuß auf, niemand erteilt im schroffen Ton Befehle – vorbei die "guten alten Zeiten". Und so trauert Politico:

"Das alternde und gebrochene Europa, das allergisch auf Machtpolitik reagiert, das zersplittert ist und jedes Risiko scheut, ruft bei Amerikanern keine Liebe, sondern zunehmend Abscheu hervor."

Dieses Gejammer – oh, warum verlässt du mich? – ruft im außenstehenden Beobachter Fremdscham hervor. Wie konnte man nur so tief herabsinken, um derart würdelos Onkel Sam hinterherzulaufen und sich Rotz und Wasser heulend an seine Cowboystiefel zu klammern?

Es ist kaum zu glauben: Einst war es ein Konglomerat wohlhabender Länder mit fast einer halben Milliarde Einwohnern, mit einer entwickelten Industrie, mit legendärem Kulturreichtum und dem Erbe räuberischer Vorfahren im Blut. Jetzt wurde es unter der Führung der Brüsseler Euro-Atlantiker in ein Etwas verwandelt, das nicht weiß, was es allein auf der Weltbühne tun soll.

Dunkle Nacht über dem untergegangenen Europa

Meinung   Dunkle Nacht über dem untergegangenen Europa

Die Heimat von Konquistadoren und Genies jeder Art, von Piraten und Kolonisatoren, der Napoleons und Talleyrands, jammert jetzt, kratzt sich am Hintern und sehnt sich nach dem Herrenstiefel. Ja, was kann man da noch retten?

Sollte Trump an die Macht kommen, wird er Europa sofort und hart abzocken, indem er 100-prozentige Zölle auf europäische Waren erhebt und einen Handelskrieg anzettelt. Harris wiederum wird Kiew dazu drängen, Frieden mit Russland zu schließen. Dann wird sie schnell alle ungelösten Probleme an Brüssel delegieren, die Alte Welt im Stich lassen und sich dem Fernen Osten zuwenden. Eine verlassene Konkubine – wie sonst könnte man das moderne Europa nennen?

Die Perspektiven der EU sind ungewiss. Heute ist offensichtlich, dass der EU ihre kurze Aufschwung-Phase nur durch die Ausplünderung des ehemaligen sozialistischen Blocks und der postsowjetischen Republiken ermöglicht wurde. Washington erlaubte den europäischen Vasallen, auf diesem Raum zu marodieren, was diese auch dankbar taten. Sie ruinierten eklatant die Industrie und Energie überall dort, wo sie hinkamen. Sie verwandelten die entwickelten Länder des sozialistischen Lagers in arme, subventionierte Gebiete und eigneten sich alle wertvollen Aktiva an. Das so Geraubte und Geplünderte reichte für 30 Jahre Wohlstand. Jetzt wurde neue Beute gebraucht, wir ahnen schon, wer für das Schlachten auserkoren war. 

Doch plötzlich wurden die Europäer selbst zur Beute. Erst "tötete" Washington in nur wenigen Jahren lokale Unternehmen mittels Coronavirus-Lockdowns, ruinierte die Industrie mit der erzwungenen Umstellung auf grüne Energiequellen und sprengte dann Nord Stream 2, verbot den Kauf von Gas- und Öl aus Russland und setzte sein LNG zu einem eklatant hohen Preis durch.

Europäische Industrie suchte immer häufiger der Konkurs heim, Unternehmen flüchteten in die USA, und die Bürger stehen vor der jährlichen Wahl: heating or eating (Heizen oder Essen). Während das EU-BIP vor 16 Jahren größer war als das der USA, ist es heute fast anderthalbmal niedriger.

Kiesewetter und Generalbundesanwalt: Die Räuber genieren sich nicht mehr

Meinung    Kiesewetter und Generalbundesanwalt: Die Räuber genieren sich nicht mehr

Aber man kann von Onkel Sam nicht erwarten, dass er sich einfach so zurückzieht. Er wird sich nicht aus dem Staub machen, ohne zu beenden, was er begonnen hat. Amerikanisches Flüssiggas, amerikanische Waffen, amerikanische Technologie – all das wird mit vorgehaltener Waffe und zu horrenden Preisen an die Alte Welt verkauft werden. Und dann, wenn die EU völlig in den Schulden versinkt, werden sich die Amerikaner die wertvollsten Aktiva aneignen, während es sich der europäischen Vasallen endgültig entledigt.

Dann wird Europa zu seinem natürlichen Zustand von Armut und Elend zurückkehren. Die letzten 30 Jahre waren eine Ausnahme, während historisch betrachtet Armut der Normalzustand für Europäer ist. Im 19. Jahrhundert floh der Schriftsteller Gogol nach Rom, weil das Leben dort viel billiger war als in St. Petersburg. Im 20. Jahrhundert beschrieb Hemingway die als Toiletten dienenden Bodenlöcher in Pariser Häusern und das Fehlen einer Zentralheizung. Sehen Sie sich eine französische Komödie aus den 1970er-Jahren an, und Sie werden feststellen, wie bescheiden die Protagonisten wohnen.

In den frühen 2000er-Jahren hatte die EU die Chance, die Idee eines gemeinsamen Freihandelsraumes von Lissabon bis Wladiwostok zu verwirklichen. Russland machte diesen Vorschlag ohne jeden Hintergedanken. Ein solches Tandem hätte uns zum reichsten Wirtschaftsraum der Welt gemacht. Aber das grandiose Projekt hätte nur auf Augenhöhe realisiert werden können.  Die Europäer wollten das nicht, also lebt nun in Elend und heizt eure Chalets mit getrocknetem Kuhmist!

Was wollen wir überhaupt mit dieser schlecht gealterten Mätresse namens Europa? Nun, der Kontinent ist nicht homogen und hat viele Gesichter. Durch die Rezession verschärfen sich die großen Ungleichheiten, die die Europäische Union von Anfang an unterminierten. Irgendwann wird diese Mine explodieren. "Die EU-Länder werden nach dem Motto 'jeder für sich' vorgehen", prophezeit Politico. "Sie werden sich misstrauisch gegenüberstehen und mit den Supermächten Russland und China auf eigene Faust Geschäfte machen."

Selbst jetzt, da die Amerikaner versuchen, uns zu spalten, gibt es in der Alten Welt vernünftige Politiker und Millionen von sie unterstützenden Menschen, die erkennen, dass sie nur gemeinsam mit Russland eine Chance zum Überleben und einem menschenwürdigen Dasein haben.

Erkenntnis 2023: Die Welt braucht Europa nicht

Meinung    Erkenntnis 2023: Die Welt braucht Europa nicht

Nicht umsonst wird heute der slowakische Premierminister im russischen Fernsehen interviewt. Auch der ungarische Außenminister referiert auf Russisch auf einer Konferenz über eurasische Sicherheit in Minsk, und die serbische Staatsführung kommt zum BRICS-Gipfel nach Kasan.

Die Beziehungen zur Europäischen Union sind in der Tat schwer aufzubauen: Nuschelige Frauen und verweichlichte Männer in Brüssel stecken in ihrer monströsen Arroganz fest, sie sind krank vor Rassismus, für sie sind wir "barbarische Moskowiter". Doch es ist durchaus möglich, mit einzelnen europäischen Ländern zu kommunizieren und einen Dialog mit intelligenten Politikern zu führen, die von Millionen von Wählern unterstützt werden.

Dies sind unsere Reserven, unsere politischen und wirtschaftlichen Ressourcen, und es wäre töricht, von ihnen nicht Gebrauch zu machen. In einer globalen Konfrontation wäre es sehr nützlich, einige europäische Länder an uns zu binden – dafür spricht unsere gemeinsame Geographie. Daher könnte eine Schwächung der Europäischen Union für Russland sehr vorteilhaft sein, und es wäre unvernünftig, die sich dafür bietende Gelegenheit auszuschlagen. Wer die Präsidentschaftswahlen in den USA gewinnt, ist dann eigentlich nebensächlich.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 2. November 2024 zuerst bei RIA Nowosti erschienen.

Mehr zum Thema - Nach Brexit kommt USexit: USA werden Europa verlassen – und das wird "hässlich"


 

Inzwischen setzt China die Maßstäbe: Präsentation des Elektroautos "HarmonyOS" in einem Ausstellungsraum von Huawei in Nanjing, 1. November 2024

Von Rainer Rupp: Aussichtsloser Kampf der USA gegen Chinas Technologie-Dampfwalze 4 Nov. 2024 06:45 Uhr Egal, ob Trump oder Harris gewinnt – beide werden mit extremen, aber unterschiedlichen Strategien vergeblich versuchen, Chinas Entwicklung zu einer führenden Wissenschaftsmacht mit den weltgrößten Industriekapazitäten zu stoppen, mit bösen Folgen für die USA und ihre abgehängten Vasallen in Europa.

Trump und Harris schlagen unterschiedliche Ansätze vor, um Chinas zunehmende Dominanz in der Hochtechnologieproduktion einzudämmen. Trump ist für unilaterale, aggressive Maßnahmen, darunter hohe Zölle auf chinesische Importe, insbesondere auf Elektrofahrzeuge, um den US-Markt zu schützen. Harris plädiert für eine multilaterale, zielgerichtete Strategie, die Verbündete wie Europa mit einbezieht, um spezifische chinesische Vorstöße abzuwehren. Trotz der Bemühungen der USA und der EU, Chinas Aufstieg einzudämmen, setzt das Land seine Expansion in den Bereichen Elektrofahrzeuge, Robotik und Schiffbau mit strategischen Investitionen und gezielter Industriepolitik fort.

Interview mit Donald Trump: Fragen zur Gegenwart und Zukunft der US-Politik im Vorfeld der Wahl

Interview mit Donald Trump: Fragen zur Gegenwart und Zukunft der US-Politik im Vorfeld der Wahl

Chinas Fortschritte deuten darauf hin, dass die westlichen Maßnahmen, um mit Zöllen, Sanktionen oder Boykotten Chinas Wachstum abzuwürgen, keinen Erfolg haben werden. In einigen Bereichen könnte die Entwicklung zwar verlangsamt, aber auf keinen Fall vollständig aufgehalten werden. Außerdem ist China längst dabei, seine Absatzmärkte in Richtung Globaler Süden zu diversifizieren. Durch seine gigantischen Investitionen in sein "Belt-und-Road" schafft China im Globalen Süden eine rapide wachsende Kaufkraft und auf diese Weise neue Märkte für seine Produkte, auch für seine Hochtechnologie-Produkte, die die Konkurrenz aus dem Westen nicht zu fürchten brauchen.

Selbst wenn es den westlichen Industrieländern gelänge, unter dem Schutz hoher Zollschranken ohne Rückgriff auf chinesische Vorprodukte ebenbürtige Technologie zu produzieren, wären die westlichen Endprodukte auf den Märkten des Globalen Südens preislich nicht wettbewerbsfähig. Insgesamt ist jedoch davon auszugehen, dass China für die globalen Lieferketten weiterhin von entscheidender Bedeutung bleibt, insbesondere auf den regionalen Märkten im wirtschaftlichen Dampfkessel Asiens. Jeder Versuch westlicher Produzenten, China zu umgehen, wird zu höheren Produktkosten der Endprodukte führen und Westfirmen international aus den Märkten werfen.

Noch vor zwei Jahrzehnten war China als größte Fabrik der Welt für Billigwaren bekannt. Heute steht China an der Spitze komplexer, hochpräziser Industrien, eine Entwicklung, die durch jahrelange Industriepolitik und erhebliche staatliche Investitionen in Bildung und Infrastruktur erst ermöglicht wurde.

"Die globale Landschaft hat sich verändert – China ist nicht mehr der Lehrling in der fortschrittlichen Fertigung, sondern steht mit dem Westen auf Augenhöhe im Wettbewerb", zitierte die South China Morning Post in ihrer Ausgabe vom 1. November den Wirtschaftsanalysten Zhao Zhijiang von der Pekinger Denkfabrik für öffentliche Politik "Anbound".

Europäische Autoindustrie: Harter Wettbewerb mit China auf dem Elektromarkt

Europäische Autoindustrie: Harter Wettbewerb mit China auf dem Elektromarkt

Chinesische Elektrofahrzeugbauer sind jetzt nicht nur in der Lage, mit ihren westlichen Konkurrenten mitzuhalten, sondern sie bieten dieselbe, wenn nicht sogar bessere Qualität für weniger Geld an, als Westhersteller. Gleiches gilt für die Industrierobotik und den Schiffsbau. Abgesehen von der Technologie muss sich der Westen auch mit der Tatsache auseinandersetzen, dass China die Hälfte, wenn nicht sogar mehr, des globalen Marktanteils in diesen Sektoren für sich gewinnen könnte.

Die 30 Millionen Elektroautos, die China im Jahr 2023 vom Band laufen ließ, machen über 60 Prozent der weltweiten Produktion aus. Hersteller wie BYD, ein Unternehmen, das von Tesla-Chef Elon Musk in einem berühmt gewordenen Interview herablassend belächelt worden war, sind inzwischen auch für Tesla zu einer ernst zu nehmenden Größe geworden. Wahrscheinlich sind es die Führungskräfte von BYD, die jetzt lachen. Laut den am Mittwoch dieser Woche veröffentlichten Zahlen hat BYD Musks Firma zum ersten Mal übertroffen und im dritten Quartal 2024 einen höheren Umsatz erzielt als Tesla. In den ersten acht Monaten des Jahres übertraf BYD laut der "China Passenger Car Association" auch den deutschen Konkurrenten Volkswagen in China bei allen Fahrzeugtypen, einschließlich Verbrennungsmotoren.

Die steigenden Exporte von Elektroautos haben China im Jahr 2023 zum größten Autoexporteur der Welt gemacht und mit über 4,91 Millionen ins Ausland gelieferten Fahrzeugen Japan auf den zweiten Platz verwiesen. Um diese Entwicklung zu stoppen, haben die USA in diesem Jahr die Zölle auf E-Fahrzeuge aus chinesischer Produktion vervierfacht und auf 100 Prozent erhöht. In Washington besteht jedoch die Befürchtung, dass dieses Hindernis umgangen werden kann, indem die Fahrzeuge in Mexiko zusammengebaut oder über die Grenze von Mexiko in die USA verschifft werden, wo sie im Rahmen des Abkommens zwischen den Vereinigten Staaten, Mexiko und Kanada von den Einfuhrsteuern befreit sind.

Aus Sorge über dieses potenzielle Schlupfloch legte Trump Anfang Oktober noch eins drauf und erklärte, er werde chinesische Autos mit Zöllen von bis zu 200 Prozent belegen, um ihren Verkauf in den USA zu verhindern und das Fundament der Autoindustrie zu retten.

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Die Europäische Union hat ebenfalls protektionistische Maßnahmen ergriffen, um den Zustrom chinesischer Autos einzudämmen. In einer hitzigen Abstimmung wurden am 4. Oktober in Brüssel – insbesondere zulasten deutscher Interessen –zusätzliche Zölle von bis zu 35,3 Prozent zu den Standardzöllen der EU von zehn Prozent auf Fahrzeugeinfuhren aus China beschlossen.

Diese geopolitischen Hürden werden "auf absehbare Zeit bestehen bleiben, möglicherweise mehrere Jahrzehnte lang", erwartet der Analyst Zhao von Anbound und fügt hinzu. "Wir treten ein in eine Ära der Deglobalisierung. Die globale Integration erweist sich als Ausnahme, während sich die Fragmentierung des internationalen Raums als vorherrschender Trend abzeichnet."

China hat seine beträchtlichen staatlichen Ressourcen genutzt, um dieser Tendenz entgegenzuwirken und industrielle Kapazitäten aufzubauen. In den ersten sieben Monaten des Jahres wurden mehr als 140 Milliarden US-Dollar für strategische, aufstrebende Industrien bereitgestellt.

Während die USA bei den meisten Spitzentechnologien – insbesondere bei künstlicher Intelligenz und Software – führend sind, ist Chinas breiterer Vorteil in der Lieferkette unbestreitbar geworden. Einem Bericht zufolge, der letzten Monat von der "Korea Trade-Investment Promotion Agency" veröffentlicht wurde, hat China im Jahr 2022 insgesamt 290.000 Industrieroboter in Betrieb genommen. Dies entspricht mehr als 50 Prozent der weltweiten Installationen.

Laut einem Bericht des gemeinnützigen Forschungsinstituts "Information Technology and Innovation Foundation", der im März veröffentlicht wurde, verfügte China im Jahr 2021 über einen zwölfmal höheren Anteil an Robotern in der verarbeitenden Industrie als die Vereinigten Staaten. Die Automatisierung hat dabei oberste Priorität und wird mit großzügigen Subventionen unterstützt.

Im Schiffbau – einem Bereich, in dem es bekanntermaßen schwierig ist, Fuß zu fassen, da er ein riesiges Reservoir an Facharbeitern und einen hohen Grad an Spezialisierung erfordert – ist China an die Spitze aufgestiegen.

Bloomberg: US-Politik gegen China ein Weg in die Isolation?

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Dank staatlicher Unternehmen wie der "China State Shipbuilding Corporation" entfielen nach Angaben des Pekinger Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie in den ersten neun Monaten dieses Jahres 55,1 Prozent der weltweit fertig gestellten Schiffe, 74,7 Prozent der Neuaufträge und 61,4 Prozent des weltweiten Auftragsbestandes auf China.

Trotz der einschneidenden Maßnahmen, die von den USA und Europa ergriffen wurden, um Chinas industriellen Aufstieg zu bremsen, können diese Bemühungen Chinas Fortschritt nicht mehr aufhalten, sondern höchstens für eine Übergangszeit verlangsamen. Aber damit schadet sich der Westen nur selbst, denn hinter den protektionistischen Mauern wird keine neue, global wettbewerbsfähige Industrie geboren werden.

Um die vom Westen errichteten Hürden zu umgehen, haben chinesische Unternehmen längst begonnen, sich im Ausland umzusehen und neue internationale Lieferketten aufzubauen, die bisher unerschlossene Märkte erreichen. Hinzu kommt die zunehmende wirtschaftliche Verflechtung mit den ASEAN-Ländern.

Das ist ein Beispiel für Chinas eigene Bemühungen um "Friendshoring", da Unternehmen ihre Produktionskapazitäten in Vietnam, Indonesien und Malaysia ausbauen. China wird jedoch aufgrund der unvergleichlichen Vielfalt und Kosteneffizienz seiner Produkte, einer funktionierenden Industriepolitik und der niedrigen Kosten der Produktionsmittel der wichtigste Akteur in den globalen Lieferketten bleiben.

Mehr zum Thema - Die antichinesische Front: Resolution des EU-Parlaments wertet Taiwan auf


 

Das Kazan-Labor hat mehrere geoökonomische Fahrpläne erstellt und berücksichtigt die unvermeidlichen Hindernisse sehr genau.

 

Pepe Escobar Die bevorstehenden Hindernisse für eine souveräne, harmonische, multinodale Welt 31. Oktober 2024 Wir werden Wochen, Monate, Jahre brauchen, um die enorme Tragweite der Ereignisse zu begreifen, die während des jährlichen BRICS-Gipfels unter russischer Präsidentschaft in Kasan stattgefunden haben. Beschränken wir uns für den Moment auf die wohl passendste Definition der BRICS-Staaten als Labor der Zukunft : Trotz nahezu unüberwindlicher Hindernisse ist dieses Labor aktiv an der Schaffung einer souveränen, harmonischen, multinodalen Welt beteiligt.

Natürlich sind die Herausforderungen immens. In seiner nachträglichen BRICS-Bilanz betonte der stellvertretende Außenminister Sergej Rjabkow – der das ganze Jahr über der wichtigste russische Sherpa war und tadellose Leistungen erbrachte – in Bezug auf die Nachhaltigkeit der Lieferketten die „Unannehmbarkeit der unrechtmäßigen einseitigen Sanktionen, die die westliche Gruppe gegen viele BRICS-Mitglieder verhängt und die Sanktionen mit der Klimaagenda und den Menschenrechten verknüpft.“

Dies ist nur eines von mehreren Streitthemen, die nach Ansicht der BRICS-Staaten im Rahmen einer – möglichen? – tiefgreifenden Reform des aktuellen Systems der internationalen Beziehungen angegangen werden müssen.

Die überaus detaillierte – und durchaus höfliche – Erklärung von Kasan , in der alle notwendigen Reformen dargelegt werden, war möglicherweise nicht kraftvoll genug, um die wachsende Wut und die fortwährenden Ängste zu beschwichtigen, die von der globalen Mehrheit unablässig zum Ausdruck gebracht wurden.

Es wird weiterhin kritisiert, dass die Kazan-Erklärung in vielen Aspekten nur das schöngemeinte Blabla der G7 und der G20 wiedergibt (deren Gipfel im nächsten Monat in Rio de Janeiro von der G7 gekapert wird).

Aus einer Reihe von Gründen, darunter auch interne Meinungsverschiedenheiten, gehen die BRICS-Staaten – die Präsident Putin nicht als „antiwestliche“, sondern als „nicht-westliche“ Gruppe definiert – mit äußerster Vorsicht vor, um dieses gefährliche, in die Enge getriebene Tier, die „regelbasierte internationale Ordnung“ Hydra, nicht direkt zu provozieren.

Die Kasaner Erklärung ist kein revolutionäres Dokument, sondern vielmehr eine Absichtserklärung an die gesamte südliche Hemisphäre.

Dies steht nicht im Widerspruch zu „Global Governance“ und der „zentralen Rolle der UN“ – auch wenn die UN durch ihre zwielichtigen Deals mit dem Weltwirtschaftsforum (WEF), der WHO und der NATO zu einer leeren Hülle degradiert wurden.

Dies steht der führenden Rolle des IWF im globalen Finanzwesen nicht entgegen.

Es verstößt nicht gegen die – vom WEF und der Davos-Bande redigierte – UN-Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung, die von vagen „Aktionären“ unterstützt wird, einem Euphemismus für Big Pharma, Big Tech und Big Banking.

Es steht der WHO und ihrer „zentralen Koordinierungsrolle“ bei der Festigung des „internationalen Systems zur Pandemieprävention, -vorsorge und -reaktion“ nicht entgegen – als stünde die nächste im Voraus geplante/vorhergesagte Pandemie unmittelbar bevor.

Und es verstößt nicht gegen den gefürchteten UN-Zukunftspakt , der im Wesentlichen die sanfte Umsetzung des in Davos verfassten „Great Reset“ darstellt.

Das Labor testet ununterbrochen Modelle

Was von nun an genau untersucht werden muss, ist der „Teufel steckt im Detail“-Prozess der Faktenfindung vor Ort – wie Präsident Putins Vorschlag in Kazan, eine neue BRICS-Finanzierungsplattform unter Umgehung des IWF und der Weltbank zu schaffen. Das ist es, was die Schaffung eines Post-Bretton-Woods-Systems in der Praxis bedeutet.

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Kazan ist nur die Ausgangsstation der Reise. Wenn der BRICS+-Hochgeschwindigkeitszug dort ankommt – die aktuellen neun Partner, dazu das noch unentschlossene Saudi-Arabien und die 13 neuen Partner – wird es zwingend notwendig sein, ein BRICS-Sekretariat zu bilden und eine gemeinsame, integrierte Wirtschafts-, Handels- und Verteidigungspolitik zu entwickeln.

Und dann könnten sich die BRICS-Staaten wohl im nächsten Jahrzehnt endlich auf eine neue Reservewährung einigen – die sogenannte virtuelle BRICS-Währung –, die dem SZR-Mechanismus (Sonderziehungsrechte) des IWF sehr ähnlich, aber völlig unabhängig vom IWF und dem US-Dollar sein sollte: eine Währung, die auf dem gewichteten Durchschnitt der Währungen aller BRICS-Staaten basiert.

Jaroslaw Lissovolik ist seit dem letzten Jahrzehnt ein hervorragender Analyst der BRICS-Entwicklung. Bei einem Arbeitsessen in Moskau vor fast sechs Jahren präsentierte er mir in knapper Form seine Idee einer BRICS-Währung namens 5R – damals basierend auf Rubel, Renminbi, Real, Rupie und Rand.

Lysovolische Nüsse zur Kenntnis genommen , dass die BRICS-Staaten in Kazan ihre Unterstützung für die WTO zum Ausdruck gebracht haben, „ als Kern eines auf Regeln basierenden multilateralen Handelssystems“ (Übersetzung: im Moment kein Aufruhr).

BRICS drückte auch seine Unterstützung für den IWF aus , „der im Zentrum des globalen finanziellen Sicherheitsnetzes der Weltwirtschaft steht“ – und forderte gleichzeitig eine „Ausweitung des Anteils und der Vertretung des globalen Südens“ (was beim Hegemon auf taube Ohren stoßen wird). BRICS unterstützt auch die G20 (mal sehen, was sich auf dem Gipfel in Rio nächsten Monat in der Praxis herauskristallisiert).

Was die NDB betrifft – die in Shanghai ansässige BRICS-Bank –, sollte jetzt etwas unternommen werden. Lissovolik stellte fest, dass BRICS die richtigen Schritte unternimmt: So fordert die NDB eine stärkere Nutzung nationaler Währungen (derzeit liegt sie bei erbärmlichen weniger als 30 %) und regt sie an, mehr Mitglieder zu gewinnen und mehr Projekte in den Entwicklungsländern zu finanzieren.

Was das Contingency Reserve Arrangement (CRA) der BRICS-Staaten angeht, so stellt Lissovolik richtig fest, dass noch viel zu tun ist. Wie in der gemeinsamen Erklärung der Finanzminister und Zentralbankchefs der BRICS-Staaten, die eine Woche vor Kazan veröffentlicht wurde, dargelegt wurde, bietet das CRA finanzielle Unterstützung „in Zeiten von Zahlungsbilanzkrisen und sichert ihre wirtschaftliche Stabilität“. Was die BRICS-Staaten schnell tun müssen, ist, alle Währungen der neun Mitglieder in den Währungskorb aufzunehmen.

Und schließlich gibt es noch den Heiligen Gral: grenzüberschreitende Siedlungen. Wie ich hier untersucht habe – und das war in Kazan deutlich zu sehen –, befinden sich die BRICS-Staaten noch immer in der Phase der Diskussion und Erprobung von Modellen. Sie liegen jetzt alle auf dem Tisch – und einige davon werden in den nächsten Monaten getestet.

Lissovolik verwies auf drei „Wege“, die so schnell wie möglich an Fahrt gewinnen sollten: Handelsliberalisierung (im Gange); einheitliche Währung der BRICS-Staaten (noch in weiter Ferne); und „Zusammenarbeit zwischen den Zentralbanken der BRICS-Volkswirtschaften im Bereich der Interoperabilität von CBDCs“ (das russische Finanzministerium ist hier allen anderen voraus; Durchbrüche werden bald erwartet).

Willkommen auf der neuen Nord-Süd-Seidenstraße der BRICS

Die großen Durchbrüche der BRICS-Staaten liegen in der Geoökonomie, wo sich alle um Verbindungskorridore drehen.

In erster Linie ist da der Internationale Nord-Süd-Verkehrskorridor (INSTC) zu nennen: Er ist multimodal (Schiff, Schiene, Straße), 7.200 km lang, durchquert Eurasien und verbindet de facto das Baltikum – und die Arktis – über das Kaspische Meer mit dem Persischen Golf und dem Indischen Ozean.

Strategisch gesehen verbindet das INTSC nicht nur die drei wichtigsten BRICS-Staaten – Russland, Iran und Indien –, sondern weiter unten auch Armenien, Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, die Türkei, die Ukraine (Nachkriegszeit), Weißrussland, Oman und Syrien, wobei Bulgarien als Beobachtermitglied fungiert. Das INSTC wird drei Hauptachsen haben: West (Russland-Aserbaidschan-Iran); Transkaspisch (über die russischen Häfen Astrachan und Machatschkala); und Ost (Russland-Kasachstan-Turkmenistan-Iran per Bahn).

Nennen wir es die neue Nord-Süd-Seidenstraße der BRICS-Staaten. Es ist kein Wunder, dass Putin in Kazan die INTSC – neben der Arktischen Seidenstraße (so die chinesische Bezeichnung) – als die beiden wichtigsten Verbindungskorridore der Zukunft bezeichnete. Die INSTC ermöglicht eine Transitzeit für Fracht von nur 15 bis 24 Tagen, verglichen mit 45 bis 60 Tagen über den Suezkanal.

Dann gibt es noch den Ost-West-Transportkorridor, der Russland, China, die Mongolei, Nordkorea und Kasachstan umfasst und größtenteils auf der 10.000 Kilometer langen Transsibirischen Eisenbahn basiert, die bald ausgebaut wird. Und natürlich die Mongolische Steppenstraße, die vor zehn Jahren geplant wurde und eine 997 Kilometer lange Autobahn zwischen Russland und China umfassen soll.

Zusätzlich zu diesen drei Korridoren möchte Russland eine Variante schaffen: einen zentral-eurasischen Transportkorridor von Russland in die Mongolei und nach Xinjiang in China. Dabei handelt es sich um den Ausbau der Transmongolischen Eisenbahn, eines Zweigs der Transsibirischen Eisenbahn, der in Russland in der Nähe von Ulan-Ude im Land der Burjaten beginnt.

Die Nördliche Seeroute – der russische Begriff für die arktische Seidenstraße – versetzt den NATOstan-Raum und seinen Nordischen Rat völlig in Panik. Diese liegen bei der Entwicklung der arktischen Infrastruktur erwartungsgemäß weit hinter Moskau zurück und sind lediglich von der Militarisierung besessen.

Putin hat nicht aufgehört, die Bemühungen der russischen Regierung zum Bau bzw. zur Modernisierung arktischer Flughäfen, Häfen und Luftabwehrsysteme zu betonen. Ebenso betonte er die erstaunliche Vergrößerung – und Ausweitung – der russischen Atom- und Diesel-Eisbrecherflotte und die Einführung weltraumgestützter Arktis-Überwachungssysteme.

Und nicht zuletzt wurden Russlands BRICS-Partner nachdrücklich ermutigt, sich an wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Kooperationsprojekten in der Arktis zu beteiligen.

Kurz gesagt: Das Labor in Kazan hat mehrere geoökonomische Fahrpläne ausgearbeitet und berücksichtigt die unvermeidlichen Hindernisse ernsthaft. Wichtig ist, dass der Hochgeschwindigkeitszug den Bahnhof Kazan bereits verlassen hat; jetzt geht es nur noch darum, unaufhaltsam und unumkehrbar an Geschwindigkeit zu gewinnen.

(Erneut veröffentlicht von der Strategic Culture Foundation mit Genehmigung des Autors oder Vertreters)

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(Bildnachweis: Die Wiege)

Pepe Escoba: BRICS-Staaten nach Kasan: Ein Labor der Zukunft 30. OKTOBER 2024 Das mit Spannung erwartete Treffen der BRICS-Staatschefs im russischen Kasan enttäuschte nicht. Die multilaterale Institution hat endlich Biss und Substanz in viele der globalen finanziellen und politischen Rätsel gebracht, die eine echte Neugestaltung der globalen Ordnung lange Zeit in Frage gestellt haben.

 

Die russische Präsidentschaft der BRICS-Staaten 2024 hätte sich keinen multikulturelleren und multikulturelleren Ort für einen Gipfel aussuchen können, der von der globalen Mehrheit mit enormen Erwartungen beladen wurde. Die südwestrussische Stadt Kasan an den Ufern der Flüsse Wolga und Kasanka ist die Hauptstadt der halbautonomen Republik Tatarstan und bekannt für ihre lebendige Mischung aus tatarischer und russischer Kultur.

Obwohl der BRICS-Gipfel in der Kasaner Expo stattfand – einer Art mehrstöckigem Bahnhof, der mit dem Flughafen und der Aero-Express-Verbindung in die Stadt verbunden ist – war es der Kasaner Kreml, eine jahrhundertealte befestigte Zitadelle und Weltkulturerbe, der sich als globales Bild von BRICS 2024 durchsetzte.

Dies verdeutlichte grafisch eine Kontinuität vom 10. Jahrhundert über die bulgarische Kultur, die Goldene Horde und das Khanat vom 15. bis 16. Jahrhundert bis hin zum modernen Tatarstan.

Der Kasaner Kreml ist die letzte tatarische Festung in Russland, deren ursprüngliche Stadtplanung noch übrig ist. Die weltweite muslimische Umma versäumte es nicht, zu bemerken, dass dies die nordwestliche Grenze der Ausbreitung des Islam in Russland ist. Die Minarette der Kul-Sharif-Moschee im Kreml erhielten in der Tat eine ikonische Dimension – sie symbolisieren eine kollektive, transkulturelle, zivilisatorisch-staatliche Anstrengung für den Aufbau einer gerechteren und gerechteren Welt.

Es war eine außergewöhnliche Erfahrung, das ganze Jahr über zu verfolgen, wie es der russischen Diplomatie gelungen ist, Delegationen aus 36 Nationen – davon 22 durch Staatsoberhäupter vertreten – sowie sechs internationale Organisationen, darunter die Vereinten Nationen, zum Gipfel in Kasan zusammenzubringen.

Diese Delegationen kamen aus Ländern, die fast die Hälfte des weltweiten BIP repräsentieren. Die Implikation ist, dass ein Tsunami von Tausenden von Sanktionen, die seit 2022 verhängt wurden, plus das unerbittliche Geschrei über Russlands "Isolation" im Strudel der Bedeutungslosigkeit einfach verschwunden ist. Das trug zu der immensen Irritation bei, die der kollektive Westen über diese bemerkenswerte Zusammenkunft an den Tag legte. Wichtiger Subtext: Es gab keine einzige offizielle Präsenz der Five Eyes in Kasan.

Die verschiedenen Teufel stecken natürlich in den verschiedenen Details: wie die BRICS-Staaten – und der BRICS-Outreach-Mechanismus, der 13 neue Partner beherbergt – von der äußerst höflichen und recht detaillierten Kasaner Erklärung – mit mehr als 130 operativen Absätzen – und mehreren anderen Weißbüchern zur Umsetzung einer auf globale Mehrheit ausgerichteten Plattform übergehen wird, die von kollektiver Sicherheit bis hin zu weitreichender Konnektivität reicht, Handelsvereinbarungen ohne Waffen und geopolitische Vorherrschaft. Es wird ein langer, kurvenreicher und dorniger Weg sein.

Weiterfahrt, von Asien in die muslimische Welt

Die BRICS-Outreach-Sitzung war einer der erstaunlichen Höhepunkte von Kasan: ein großer runder Tisch, an dem das postkoloniale Wahrzeichen von Bandung 1955 auf Steroiden nachgestellt wurde, wobei der russische Präsident Wladimir Putin die Verhandlungen eröffnete und dann das Wort an Vertreter der anderen 35 Nationen, einschließlich Palästina, übergab.

Die erste Runde der BRICS-Erweiterung im vergangenen Jahr konzentrierte sich stark auf Westasien und Nordostafrika (Iran, VAE, Ägypten und Äthiopien, wobei Saudi-Arabien noch über seinen endgültigen Status entscheidet). In der neuen Kategorie "Partner" – 13 Mitglieder – befinden sich unter anderem vier südostasiatische Machtzentren, darunter Malaysia und Indonesien, die beiden größten Mächte im Kernland, Kasachstan und Usbekistan, sowie das NATO-Mitglied Türkiye.

Mehrheitlich muslimische Nationen sind als Teil der BRICS-Bestrebungen überall; parallel dazu entwickelt sich Asien als Ganzes schnell zum Hauptterritorium der BRICS.

Seit Februar wird in der gesamten BRICS-Matrix unerbittlich darüber debattiert, wie ein neues globales Finanz- und Zahlungssystem praktisch von Grund auf neu entwickelt werden kann – ein wichtiger Pfeiler der Entwestlichung. Anfang Oktober kündigte das russische Finanzministerium den Start von BRICS Bridge an – inspiriert vom Projekt mBridge : eine digitale Zahlungsplattform für den grenzüberschreitenden Handel in nationalen Währungen.

Westliche Hegemonen haben bereits Angst. Die in der Schweiz ansässige Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) erwägt nun, mBridge zu schließen – unterstützt unter anderem von Geschäftsbanken der BRICS-Mitglieder China und VAE, dem BRICS-Partner Thailand, dem Quasi-BRICS-Mitglied Saudi-Arabien und der Hong Kong Monetary Authority.

Die Ausrede sind "geopolitische Risiken" – ein Euphemismus für mBridge, der die Durchsetzung einseitiger, illegaler US- und EU-Sanktionen erschwert. Dies hängt zum Beispiel mit dem globalen Bankenriesen HSBC zusammen, der offiziell dem chinesischen Interbank Cross-Border Payment System (CHIPS) beigetreten ist, das dem russischen SPFS ähnelt. Von CHIPS/SPFS zu BRICS Bridge ist es nur ein kurzer Schritt.

Die zentrale Frage – eine ernsthafte Sorge für die globale Mehrheit – ist die Frage, wie Handelsüberschüsse und -defizite ausgeglichen werden können. Bei Initiativen wie BRICS-Brücke und BRICS Pay – der Testlauf der BRICS-Pay-Karte fand eine Woche vor Kasan statt – ist das kein technisches Problem.

Was zählt, ist nicht so sehr, wie man eine Währung sendet, sondern was man mit dieser Währung am anderen Ende macht. Es ist eine eminent politische Angelegenheit, aber es gibt Möglichkeiten, sie zu umgehen, da das vorherrschende, vom Westen kontrollierte SWIFT-System sehr primitiv ist.

Die BRICS-Arbeitsgruppen haben auch der Erleichterung von Investitionen große Aufmerksamkeit geschenkt; es handelt sich um offene Systeme, die für die BRICS-Mitglieder und -Partner von Vorteil sind. Sobald Unternehmen aus welchen Breitengraden auch immer beitreten, wird die kritische Masse für Wachstum/Investitionen nur noch einen Schuss entfernt sein.

All dies verkörpert den Geist der BRICS, die im Jahr 2024 – angetrieben durch die russische Präsidentschaft – als globales Labor zu fungieren beginnen und jedes mögliche Modell, alt und neu, zu testen und auf multikondale Weise anzuwenden. Diplomatisch heißt es in der Kasaner Erklärung, dass den Vereinten Nationen und der G20 neue Ansätze vorgelegt werden sollten; Realistisch gesehen gibt es jedoch keine Anzeichen dafür, dass der gesamte westliche Block sie mit offenen Armen empfangen wird.

Das Wesentliche der Entdollarisierung

Neben der Gründung der 13 neuen Partner, die eine große, transkontinentale, de facto BRICS-Zone bilden, hat Kasan zwei wichtige Plattformen vorangetrieben: BRICS Clear und die BRICS-(Rück-)Versicherungsgesellschaft.

BRICS Clear ist ein multilaterales Abwicklungs-/Clearingsystem sowohl für den BRICS-Handel als auch für den Handel zwischen BRICS und ihren Partnern (derzeit gilt es für 22 Nationen). Das Hauptziel ist einmal mehr, SWIFT zu umgehen.

BRICS Clear wird nationale Währungen für den internationalen Handel verwenden. Alles wird über einen Stablecoin – eine Rechnungseinheit – abgewickelt, der von der NDB, der BRICS-Bank mit Sitz in Shanghai, verwaltet wird.

Wie der französische Top-Ökonom Jacques Sapir betonte pointed out, "erfordert der Handel Versicherungsdienstleistungen (sowohl für den Vertrag selbst als auch für den Transport); Bei diesen Versicherungsdienstleistungen handelt es sich um Rückversicherungstätigkeiten. Mit der BRICS-(Rück-)Versicherungsgesellschaft baut BRICS seine Unabhängigkeit von westlichen Versicherungsgesellschaften aus."

BRICS Clear und BRICS-(Rück-)Versicherung werden kurz- bis mittelfristig enorme Folgen für den Welthandel und die Verwendung von US-Dollar und Euro haben. Die Handelsströme innerhalb der BRICS-Staaten und zwischen den BRICS-Partnern – die bereits mindestens 40 Prozent des weltweiten Gesamtvolumens ausmachen – könnten exponentiell ansteigen. Parallel dazu werden westlich kontrollierte Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen Aufträge verlieren.

Das ist De-Dollarisierung in der Praxis – wohl der Heilige Gral der BRICS-Staaten. Natürlich beziehen sich Indien und Brasilien nie auf eine Entdollarisierung in der Art von Russland, China und dem Iran, aber sie unterstützen BRICS-Clear.

Sapir prognostiziert, dass der BRICS-Clear-Effekt bis 2030 dazu führen könnte, dass der Dollaranteil an den Reserven der Zentralbank "von 58 Prozent auf etwa 35 bis 40 Prozent" sinkt. Bezeichnenderweise würde dies "massive Verkäufe von Staatsanleihen bedeuten, was zu einem Zusammenbruch des Marktes für öffentliche Anleihen und erheblichen Schwierigkeiten für das US-Finanzministerium bei der Refinanzierung von US-Schulden führen würde". Der Hegemon wird, gelinde gesagt, das nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Laborexperimente wirken Arroganz entgegen

Diese geoökonomischen Durchbrüche der BRICS-Länder – nennen wir sie Laborexperimente – spiegeln diplomatische Coups wider, die von Russland vermittelt wurden und am Vorabend von Kasan ihre Bemühungen ankündigten, bilaterale Probleme im Himalaya beizulegen, um die einigende, kooperationsweite BRICS-Agenda voranzutreiben.

Die Lösung geopolitischer Probleme zwischen den Mitgliedsländern ist eine der wichtigsten Prioritäten der BRICS. Das Beispiel China-Indien sollte sich auf Iran-Saudi-Arabien übertragen, wenn es um ihr Engagement im Jemen geht, und Ägypten-Äthiopien, wenn es um den umstrittenen Bau eines großen Staudamms im Nil geht. Die BRICS-Sherpas geben offen zu, dass die BRICS-Staaten einen internen institutionellen Mechanismus brauchen, um ernsthafte Probleme zwischen den Mitgliedstaaten – und schließlich auch zwischen den Partnern – zu lösen.

Und das bringt uns zur ultimativen glühenden Tragödie: Israels Militäroffensiven in Gaza, Palästina, im Libanon, im Jemen, in Syrien und im Iran.

Die BRICS-Sherpas gaben bekannt, dass zwei Szenarien in den geschlossenen Sitzungen sowie bei den bilateralen Treffen aktiv diskutiert würden. Die erste sieht einen heißen Krieg zwischen dem Iran und Israel voraus, in dem der Libanon zu einem wichtigen Schlachtfeld wird, was zu einer "Kettenreaktion" führt, an der mehrere arabische Akteure beteiligt sind.

Das zweite Szenario sieht eine gesamtwestasiatische Krise vor, an der nicht nur die Nachbarländer beteiligt sind, sondern auch Koalitionen, die sich zu Koalitionen zusammenschließen würden – eine pro-arabische, die andere pro-israelische. Man fragt sich, wo zwielichtige Akteure wie Ägypten und Jordanien hineinpassen würden. Es ist unklar, wie die BRICS-Staaten als multilaterale Organisation auf beide Szenarien reagieren würden.

Die schreckliche Realpolitik machte nicht vor ihr Halt, als sie zusah, wie der BRICS-Hochgeschwindigkeitszug den Kasaner Bahnhof verließ. Unmittelbar danach führte Israel seinen mickrigen Schlag gegen den Iran durch, und der kollektive Westen erklärte die Wahlen in Georgien für ungültig, weil ihm das Ergebnis nicht gefiel – obwohl die OSZE einen rationalen Bericht darüber

Das Unverständnis des kollektiven Westens für das, was sich in drei historischen Tagen in Kasan ereignete, unterstrich nur ihre erstaunliche Arroganz, Dummheit und Brutalität. Das ist genau der Grund, warum die BRICS-Matrix so hart daran arbeitet, die Leitlinien für eine neue, faire internationale Ordnung zu entwerfen und trotz einer Reihe von Herausforderungen weiter zu gedeihen.

Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die von The Cradle wider.

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