Für Professor Leo Strauss war es besser, Hitler zu sein, als in seine Hände zu fallen.

Ab 1949 lehrte der deutsch-jüdische Philosoph Leo Strauss an der Universität von Chicago. Er bildete bald eine kleine Gruppe jüdischer Anhänger, die er unter seinen Studenten ausgewählt hatte. Mündlich gab er ihnen eine Lehre, die sich sehr von seinen Schriften unterschied. Ihm zufolge hätten die Demokratien ihre Unfähigkeit gezeigt, die Juden vor der Nazi-Endlösung zu schützen. Um eine Wiederholung dieser Tragödie und einen neuen Schlag des Schicksal zu verhindern, sollten sich seine Schüler auf die Seite der Stärkeren stellen. Er riet ihnen, ihre eigene Diktatur aufzubauen.

Leo Strauss organisierte seine Schüler und nannte sie seine "Hopliten" (die Soldaten von Sparta). Er brachte ihnen bei, die Veranstaltungen einiger seiner Professorenkollegen zu stören.

Mehrere Mitglieder dieser Sekte hatten in den Vereinigten Staaten und Israel sehr hohe Positionen inne. Die Vorgehensweise und die Ideologie dieser Gruppe waren nach den Anschlägen vom 11. September 2001 Gegenstand von Kontroversen. Zwischen Befürwortern und Gegnern des Philosophen hat sich eine reichhaltige Literatur entwickelt. Die Fakten sind jedoch unbestreitbar [1].

Antisemitische Autoren haben fälschlicherweise die Straussianer, jüdische Diaspora-Gemeinden und den Staat Israel miteinander verschmolzen. Die Ideologie von Leo Strauss wurde jedoch nie vor dem 11. September in der jüdischen Welt diskutiert. Aus soziologischer Sicht ist sie ein sektiererisches Phänomen, das für die jüdische Kultur überhaupt nicht repräsentativ ist. Im Jahr 2003 schlossen jedoch Benjamin Netanjahus "revisionistische Zionisten", in Anwesenheit anderer israelischer Führer, einen Pakt mit den US-Straussianern [2]. Dieses Bündnis wurde nie publik gemacht.

Eines der Merkmale dieser Gruppe ist, auf alles vorbereitet zu sein. Zum Beispiel wollten sie den Irak in die Steinzeit zurückbombardieren. Das ist in der Tat das, was sie getan hat. Für ihre Mitglieder sind alle Opfer möglich, auch ihre eigenen, vorausgesetzt, sie bleiben die Ersten; Nicht die Besten, die Ersten [3]!

Paul Wolfowitz

1992 schrieb ein Berater des Verteidigungsministers, der „Straussianer“ Paul Wolfowitz, die Defense Planning Guidance [Verteidigungsplanungsleitlinien]. Sie war das erste offizielle US-Dokument, das die Ideen von Leo Strauss widerspiegelte [4]. Wolfowitz wurde durch den amerikanischen Philosophen Allan Bloom (Freund des Franzosen Raymond Aron) in Strauss’ Denken eingeführt, er selbst kannte den Meister am Ende seiner Lehre in Chicago nur kurz. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Jeane Kirkpatrick, erkannte ihn jedoch als "eine der großen Strauss’schen Figuren" an [5].

Im Zusammenhang mit der Auflösung der Sowjetunion entwickelte Wolfowitz eine Strategie, um die Hegemonie der USA über den gesamten Rest der Welt aufrechtzuerhalten.

Die Defense Planning Guidance hätte vertraulich bleiben sollen, aber die New York Times enthüllte die grundsätzlichen Ideen und veröffentlichte davon Auszüge [6]. Drei Tage später enthüllte die Washington Post weitere Details [7]. Schließlich wurde der Originaltext nie veröffentlicht, aber eine vom Verteidigungsminister (und zukünftigen Vizepräsidenten) Dick Cheney herausgegebene Version kam in Umlauf.

Es ist bekannt, dass das ursprüngliche Dokument auf einer Reihe von Begegnungen beruht, an denen zwei andere Personen, alle drei Straussianer, teilnahmen: Andrew Marshall, der "Denker" des Pentagon (der drei Jahre nach seinem Tod durch Arthur Cebrowski ersetzt wurde), Albert Wohlstetter, der Denker der atomaren Abschreckungsstrategie, und sein Schwiegersohn Richard Perle, der zukünftige Direktor des Defense Policy Board. Die Defense Planning Guidance wurde von einem Schüler Wohlstetters, Zalmay Khalilzad (zukünftiger Botschafter bei den Vereinten Nationen), verfasst.

Das Dokument spricht von einer neuen "Weltordnung [...] am Ende von den Vereinigten Staaten unterstützt", in der die einzige Supermacht, je nach den Konflikten, nur mehr konjunkturelle Allianzen haben würde. Die UNO und sogar die NATO würden zunehmend zur Seite gedrängt werden. Im weiteren Sinne theoretisiert die Wolfowitz-Doktrin die Notwendigkeit für die Vereinigten Staaten, die Entstehung eines potenziellen Konkurrenten der US-Hegemonie zu blockieren, einschließlich "fortgeschrittener Industrienationen" wie Deutschland und Japan. Besonders ins Visier genommen wird die Europäische Union: "Obwohl die Vereinigten Staaten das Projekt der europäischen Integration unterstützen, müssen wir darauf achten, die Entstehung eines rein europäischen Sicherheitssystems zu verhindern, das die NATO und insbesondere ihre integrierte militärische Leitungsstruktur untergraben würde." Die Europäer werden daher gebeten werden, in den Vertrag von Maastricht eine Klausel aufzunehmen, die ihre Verteidigungspolitik jener der NATO unterordnet, während der Pentagon-Bericht die Integration der neuen Staaten Mittel- und Osteuropas in die Europäische Union empfiehlt, und diesen Staaten zugleich auch ein Militärabkommen mit den Vereinigten Staaten anbietet, welches sie vor einem möglichen russischen Angriff schützt [8].

Seit dreißig Jahren wird dieses Dokument nun geduldig umgesetzt.
 Der Maastricht Vertrag enthält in Titel V, Artikel J4, einen Absatz 4, in dem es heißt: "Die Politik der Union im Sinne dieses Artikels berührt nicht die Besonderheit der Sicherheits- und Verteidigungspolitik bestimmter Mitgliedstaaten, sie genügt den Verpflichtungen, die sich für bestimmte Mitgliedstaaten aus dem Nordatlantikvertrag ergeben, und sie ist mit der in diesem Rahmen beschlossenen gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik vereinbar». Diese Bestimmungen wurden in die verschiedenen Texte bis zu Artikel 42 des Vertrags über die Europäische Union aufgenommen.
 Die Staaten, ehemalige Mitglieder des Warschauer Paktes, sind fast alle der Europäischen Union beigetreten. Diese Entscheidung war eine von Washington auferlegte Entscheidung und wurde von Außenminister James Baker, der sie gebilligt hatte, kurz vor der Tagung des Europäischen Rates angekündigt.

Im Jahr 2000 war Paul Wolfowitz mit Zbigniew Brzeziński der Hauptredner auf einem groß angelegten ukrainisch-amerikanischen Kolloquium in Washington, das von ukrainischen, in die Vereinigten Staaten geflüchteten "integralen Nationalisten" organisiert wurde. Dort verpflichtete Wolfowitz sich, die unabhängige Ukraine zu unterstützen, den Eintritt Russlands in den Krieg gegen sie zu provozieren und letztendlich die Zerstörung des wiederauflebenden Rivalen der Vereinigten Staaten zu finanzieren [9].

Diese Verpflichtungen wurden mit der Verabschiedung des Ukraine Democracy Defense Lend-Lease Act of 2022, am 28. April 2022 umgesetzt [10]. Die Ukraine ist nun von allen Rüstungskontrollverfahren ausgenommen, einschließlich der endgültigen Bestimmungsbescheinigungen. Sehr teure Waffen werden von den USA an die EU vermietet, um die Ukraine zu verteidigen. Wenn der Krieg vorbei ist, werden die Europäer für das bezahlen müssen, was sie verbraucht haben. Und die Rechnung wird hoch sein.

Victoria Nuland und Anthony Blinken im Büro von John Kerry

Obwohl die europäischen Eliten bisher von ihrem Bündnis mit den Vereinigten Staaten profitiert haben, sollten sie angesichts der Verteidigungsplanungsleitlinien (Defense Planning Guidance), nicht überrascht sein, dass Letztere versuchen, sie heute zu zerstören. Sie haben bereits gesehen, wozu Washington nach den Anschlägen vom 11. September fähig war: Paul Wolfowitz verbot Ländern, wie Deutschland und Frankreich, die Vorbehalte gegen diesen Krieg geäußert hatten, Verträge für den Wiederaufbau des Irak abzuschließen [11].

Derzeit bedroht der Anstieg der Preise für Energieträger, zu denen nun auch ihre Knappheit hinzukommt, nicht nur die Heizung und den Transport von Einzelpersonen, sondern vor allem das Überleben aller Industrien. Wenn sich dieses Phänomen fortsetzt, wird die Wirtschaft der Europäischen Union als Ganzes brutal zusammenbrechen und ihre Bevölkerung um mindestens ein Jahrhundert zurückwerfen.

Dieses Phänomen ist schwer zu analysieren, da die Preise und die Verfügbarkeit von Energiequellen von vielen Faktoren abhängen.

In erster Linie hängen die Preise von Angebot und Nachfrage ab. Sie haben sich daher mit der globalen wirtschaftlichen Erholung vom Ende der Covid-19-Epidemie erholt.

Zweitens sind Energiequellen die Hauptziele der Spekulanten. Noch mehr als die Währungen. Der Weltmarktpreis für Erdöl kann allein durch den Effekt der Spekulation 2,5-mal grösser werden.

Bis dahin ist alles üblich und bekannt. Aber die westlichen Sanktionen gegen Russland nach der Umsetzung des Minsk-II-Abkommens, für das Russland vor dem Sicherheitsrat Bürge stand, haben den Weltmarkt gebrochen. Ab sofort gibt es keinen globalen Preis mehr, sondern je nach Land der Verkäufer und Kunden unterschiedliche Preise. Es gibt immer noch Börsenkurse an der Wall Street und in der City, aber sie haben nichts mit denen in Peking und Neu-Delhi zu tun.

Vor allem beginnen Öl und Gas, die in der Europäischen Union reichlich vorhanden waren, dort zu fehlen, während sie global immer noch überreichlich vorhanden sind.

Alle unsere Bezugspunkte sind ins Wanken gebracht. Unsere statistischen, für den globalen Markt entwickelten Werkzeuge, sind für die aktuelle Zeit völlig ungeeignet. Wir können daher nur Annahmen treffen, ohne Mittel sie zu überprüfen. Diese Situation ermöglicht es Vielen, alles Mögliche mit einer schulmeisterlichen Art zu erzählen; in Wirklichkeit kommen wir nur durch reflektiertes Abwägen weiter.

Einer der aktuellen Faktoren ist der Rückfluss der Dollar, die für Handel und Spekulation verwendet wurden und die in einigen Ländern nicht mehr für diese Transaktionen verwendbar sind. Diese Währung, hauptsächlich virtuell, verlässt Russland und seine Verbündeten, um in Länder zu gehen oder zurückzukehren, in denen sie noch Wert besitzt. Dies ist ein gigantisches Phänomen, das die Federal Reserve und das US-Militär schon immer vermeiden wollten, das aber die Straussianer der Biden-Regierung (Außenminister Antony Blinken und seine Stellvertreterin Victoria Nuland) absichtlich provoziert haben.

Zu Unrecht davon überzeugt, dass Russland in die Ukraine einmarschiert ist und versucht, sie zu annektieren, verbieten sich die Europäer den Handel mit Moskau. In der Praxis verbrauchen sie immer noch russisches Gas, aber sie reden sich ein, dass Gazprom ihnen den Gashahn zudrehen wird. Ihre Presse gab beispielsweise bekannt, dass das russische Unternehmen die North-Stream-Gaspipeline schließen werde, obwohl es eine dreitägige Unterbrechung für technische Wartung angekündigt hatte. In der Regel werden Pipelines alle zwei Monate während zwei Tagen für Wartungsarbeiten geschlossen. Hier wurde Gazprom durch die westliche Blockade, die die Rückgabe der zur Reparatur nach Kanada geschickten Turbinen untersagte, an seiner Wartung gehindert. Aber das ist ohne Bedeutung! Die westliche Bevölkerung hat bereits verstanden, dass die bösen Russen am Vorabend des Winters ihr das Gas abgesperrt haben.

Die europäische Propaganda zielt darauf ab, die öffentliche Meinung auf eine endgültige Schließung der Gaspipeline vorzubereiten und Russland dafür verantwortlich zu machen.

In diesem Fall wenden die Führer der Union nur die Richtlinien der „Straussianer“ an. Auf diese Weise vernichten sie die europäische Industrie zum Nachteil ihrer Bürger. Einige energieintensive Fabriken haben bereits ihre Produktion reduziert oder sogar eingestellt.

Ladislav Vrábel organisierte die erste pro-russische Demonstration in der Europäischen Union. Dieser 44-jährige Unternehmer hatte sich bereits einen Namen gemacht, als er die restriktiven Maßnahmen Brüssels gegen die Covid-19-Epidemie in Frage stellte.

Der Verfallsprozess der Europäischen Union wird so lange weitergehen, solange es niemand wagt, sich ihm zu widersetzen. Zur allgemeinen Überraschung fand am 3. September in Prag eine erste Demonstration zugunsten Russlands statt. Die Polizei gestand die Anwesenheit von 70 000 Personen ein (für ein Land mit 10 Millionen Einwohnern), aber sie waren wahrscheinlich viel mehr. Die politischen Kommentatoren verachten sie und betrachten sie als "Putins nützliche Idioten". Aber diese Schimpfworte verbergen nur schlecht das Unbehagen der europäischen Eliten.

Energieexperten halten nun Stromausfälle in der gesamten EU für unvermeidlich. Nur Ungarn, das zuvor eine Ausnahme erhalten hat, könnte den Regeln des Energiebinnenmarktes entkommen. Diejenigen, die Strom produzieren können, müssen ihn mit jenen teilen, die dazu nicht in der Lage sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Unfähigkeit auf Unglück oder Kurzsichtigkeit zurückzuführen ist.

Brüssel sollte mit elektrischem Spannungsabfall beginnen, dann nachts Stromstopp praktizieren und schließlich auch tagsüber. Einzelpersonen werden Schwierigkeiten haben, Aufzüge zu warten, ihre Häuser im Winter zu heizen, zu kochen, wenn sie elektrische Kochplatten benutzen, und diejenigen, die Züge, Busse oder Elektroautos benutzen, sollten Schwierigkeiten haben, zu reisen. Unternehmen, die viel Energie verbrauchen, wie z.B. Hochöfen, sollten schließen. Infrastrukturen sollen nutzlos werden, wie lange Tunnel, die nicht mehr belüftet werden können. Insbesondere elektronische Anlagen, die für den kontinuierlichen Betrieb ausgelegt sind, werden wiederholten Ausfällen nicht standhalten. Dies wird beispielsweise bei Antennen der Fall sein, die für Mobilfunknetze unerlässlich sind und die nach drei Monaten dieser Behandlung nur mehr weggeworfen werden können.

In Ländern der Dritten Welt, in denen Strom knapp ist, werden batteriebetriebene LEDs für die Beleuchtung und USV [Unterbrechungsfreie Stromversorgung Anm. D. Ü] verwendet, um Maschinen mit geringem Stromverbrauch wie Computer oder Fernseher mit Strom zu versorgen. Aber diese Apparate fehlen derzeit in den Geschäften der EU.

Das Nationale Brutto Einkommen der EU ist bereits um fast 1 % gesunken. Wird sich diese Rezession fortsetzen, wie es die Straussianer planen, oder werden die Bürger der Union sie aufhalten, wie ein Teil des tschechischen Volkes versucht es zu tun?

Die Straussianer werden den ganzen Weg gehen. Sie nutzten die US-amerikanische Dekadenz, um sich die wahre Macht an sich zu reißen. Während ein Junkie, der nie gewählt wurde, offizielle Flugzeuge in Hülle und Fülle benutzen kann, um überall auf der Welt Geschäfte zu machen [12], haben sie sich still und leise im Schatten von Präsident Biden niedergelassen und regieren an seiner Stelle. Europas Staats- und Regierungschefs hingegen sind entweder blind oder schon zu sehr involviert, um aufzuhören, ihre dreißigjährigen Fehler einzugestehen und umzukehren.

Was zu beachten ist:
 Die Straussianer sind eine fanatische Sekte, die zu allem bereit ist, um die Vorherrschaft der Vereinigten Staaten über die Welt aufrechtzuerhalten. Sie erfanden Kriege, die seit dreißig Jahren die Welt in Trauer stürzten und heute den der Ukraine.
 Sie haben die Europäische Union überzeugt, dass Moskau zuerst die Ukraine und dann ganz Mitteleuropa annektieren wolle. Danach haben sie Brüssel überzeugt, den gesamten Handel mit Russland einzustellen.
 Die sich abzeichnende Energiekrise führt die Europäische Union zu Stromausfällen, die verheerende Auswirkungen auf die Lebensweise ihrer Bürger und ihre Wirtschaft haben werden.

 
 
Übersetzung
Horst Frohlich
Korrekturlesen : Werner Leuthäusser